Samstag, 28. Juni 2014

Frisch auf...! BMW F800GS vs F800GS Adventure

Nach dem Frühstück angele ich mir das Telefon ran und wähle die Nummer von Motorrad Tullius in Wiesbaden. Wir hatten neulich eine Probefahrt besprochen mit der F800GS und der Adventure Variante. Heute habe ich Zeit, das Wetter ist gut und ich habe endlich den Führerschein in der Tasche. Die Maschinen sind beide da und ich sehe also zu, daß ich aus dem Haus komme, denn um eins haben die Mittagspause.

Die beiden Maschinen sind vor den Laden gerollt worden und stehen am Bordstein. Drinnen habe ich noch die Unterlagen für die Probefahrt ausgefüllt und beide Schlüssel entgegengenommen. Ich bekomme kurz erklärt was besonders ist an den Maschinen und was ich mal ausprobieren soll und dann geht es los. Ich wähle zuerst die normale Variante der F800GS.



Sie ist mit der Komfortsitzbank ausgestattet und hat so eine Sitzhöhe von 895 mm. Das sind noch mal 15 mm mehr als mit der Standardsitzbank. Ich komme mit der Maschine sofort sehr gut zurecht, schließlich kenne ich aus der Fahrschule die F650GS. Sie ist in weiten Teilen das gleiche Motorrad, nur daß sie tiefer liegt und etwas leichter ist. Und sie hat nur 71 statt 85 Ps. Dieses Mehr an Pferdestärken merke ich aber eigentlich gar nicht. Was mir auffällt, das ist ein etwas kernigerer Sound und ein etwas sturerer Geradeauslauf. Ich fahre über den Bahnübergang hinter dem Bahnhof Schierstein und dann in Richtung Rheingau. Erst einmal bleibe ich auf der kleineren Straße um die Maschine besser kennenzulernen, denn sie hat schon ein oder zwei Dinge anders, als ich es bislang kenne. Die Anordnung der Blinker ist nun so wie bei den Japanern auch und auch der Startknopf orientiert sich jetzt von seinem Design an dem was ansonsten in der Welt an Motorrädern so gebaut wird.
Von Walluf geht es nach Eltville und dort dann auf die B42 in Richtung Rüdesheim. In der Kurve der Auffahrt liegt die 800er wunderbar und ich beschleunige gut um auf die vierspurige Strasse zu kommen. Aus dem dritten Gang schiebt das Ding mächtig an. Ich zippe an Erbach vorbei und bin zutiefst zufrieden. Hinter Hattenheim setze ich den Blinker und fahre ab. Ich steuere durchs Dorf ein Stück zurück und manövriere durch enge Gassen. Das ist alles kein Problem. Dann über den Bahnübergang und auf nach Kiedrich. Die Strasse habe ich wegen des nicht mehr ganz optimalen Belages gewählt. Zwar sind hier nur sechzig erlaubt, aber das gibt mir Zeit die verbauten Dämpfungsmodi durchzuspielen. Einen großen Unterschied merke ich allerdings nicht. Die Dämpfung ist von Haus aus schon hervorragend. Vor der Haarnadelkurve schalte ich herunter in den zweiten und folge behutsam der Strasse.
Von Kiedrich möchte ich eigentlich in Richtung Hausen v. d. H. fahren. Das geht aber nicht. Baustelle. Mist. Also in die andere Richtung und wieder nach Eltville zurück. Von hier aus fahre ich dann auf der B42 in Richtung Wiesbaden. Dummerweise ist hier auch eine Baustelle, so daß ich erst auf den letzten Kilometern ein wenig mehr Gas geben kann. Hundert mit der 800er? Kein Problem. Ich drehe den Gasgriff weit zu mir, als die Geschwindigkeitsbegrenzung der Baustelle fällt, und die Maschine zieht mich mächtig durch die Welt. Irgendjemand hat diese Strecke aber nur auf hundert begrenzt und so lasse ich es bei hundertzwanzig gut sein.
In Frauenstein verlasse ich die nun zur Autobahn werdende Bundesstrasse und wende mich dem hügeligen Terrain zu. Es geht nach Georgenborn hinauf. Auch auf dem Stück treffe ich auf keine Schwierigkeiten. Ich sitze darauf wie eine Königin und gleite durch den Wald. Sehr edel und würdig. Die Sitzposition auf der 800er ist deutlich angenehmer als auf der 650er. Der Kniewinkel ist besser. Das mag an der etwas höheren Sitzbank liegen, aber auch an den etwas tiefer liegenden Fußrasten. Zwei - zweieinhalb Zentimeter machen schon sehr viel in diesem Bereich. Alles in allem fühle ich mich sehr sicher und habe das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.
In Georgenborn wende ich und fahre zurück nach Schierstein, schließlich steht ja dort noch die F800GS Adventure und wartet auf mich.


Ich bin sehr gespannt. Denn von dem höheren Windschild verspreche ich mir eine Menge. Das Adventure Modell kommt mit einer etwas kompletteren Ausstattung, so gehören der Motorschutzbügel, die Gepäckhalter inklusive Gepäckbrücke, die Handprotektoren, Endurofußrasten und die hohe Scheibe zur Standardausrüstung. Zusammen mit dem größeren Tank, 24 zu 16 Litern, lässt sich das BMW mit rund tausend Euro mehr bezahlen. Dazu bekommt man dann auch noch eine etwas breitere Frontverkleidung im Bereich des Kühlers.
Zuerst einmal überrascht mich, daß der Motor leiser läuft. Dabei ist der nicht anders als der in der "normalen" 800er. Ein Paralleltwin mit 798 ccm. Auch die Abgase werden durch den gleichen Auspuff ins Freie befördert. Wie bei der 650er und der 700er auch. Als nächstes überrascht mich, daß sie auch leichter sich lenken lässt. Sie hat die selbe Geometrie und auch ein 21' Vorderrad. Daran kann es nicht liegen. Vermutlich jedoch an den Reifen. Auf der normalen 800er sind Scorpion Trail montiert und an der Adventure Anankee 3. Wenn man den Test zu den beiden Reifen liest, dann würde man es erst einmal anders herum glauben. Aber ich habe noch einmal nachgeschaut, die Reifen sind tatsächlich so verbaut.
Beim Stop am Bahnübergang in Schierstein fällt mir gleich auf, daß die breiteren Endurofußrasten im Weg sind. Ich kann die Beine nicht bequem daneben stellen, sondern muss mir einen Platz davor oder dahinter suchen.
Hinter Schierstein beschleunige ich auf sechzig und bin verwundert. Was sind das für Geräusche da neben mir. Ich schaue mich um, da ist nichts. Ich fahre in Frauenstein auf die B42 in Richtung Rüdesheim und gebe Gas. Neben mir brennt doch jemand ein Feuerwerk ab? Genau neben meinem Helm! Das müssen die "leichten Verwirbelungen" sein, von denen ich in einem Test gelesen hatte. Das knallt wie verrückt. Ich verstehe mein eigen Wort nicht mehr. Nein. Das halte ich nicht lange aus. Bei Erbach versuche ich dann, als die Baustelle vorbei ist, etwas an der Sitzposition zu ändern, aber tiefer hinter die Scheibe legen bringt nichts. Wenn ich mich recke und wie als wenn ich einen Besenstiel verschluckt hätte sitze, dann ist es auf einmal weg. Aber so kann ich nicht sitzen. In Hattenheim fahre ich ab und suche mir den Bahnübergang nach Kiedrich. An der geschlossenen Schranke macht die Maschine eine tolle Figur. Zwischen Fachwerk und Schranke wirkt man wie ein Weltreisender mit dieser matt sandfarben lackierten Enduro. Als der Zug vorbei ist und wir wieder fahren dürfen, habe ich einen Kandidaten vor mir, der in seinem Daihatsu mit vierzig Sachen seine Eier schaukelt. Wenn sechzig erlaubt ist, dann wollen wir das auch fahren. Als die Strecke einsehbar ist, vollstrecke ich. Das geht natürlich fabelhaft, aus dem Tempo war das auch kein Problem. Das Fahrwerk schluckt genau wie bei der "kleinen" alle Unebenheiten, fast schon ist es so, als würde man mit einem Auto fahren. Wenn nur das Geballer nicht wäre. Entnervt sehe ich zu, daß ich nach Schierstein zurück komme.
Nach der Stunde mit der Adventure ist mir klar, daß sie mir nicht taugt. Die Fußrasten sind etwas höher in sich und der Sattel eine Winzigkeit niedriger und so ergibt sich ein für mich wieder ungünstigerer Kniewinkel. Erstaunlich was so Kleinigkeiten für Auswirkungen haben. Dazu kommt, daß die Fußrasten für mich zu breit sind. Zusammen mit dem Windschild und der dahinter einzuhaltenden optimalen Sitzposition komme ich auf ein Bild von einem sehr lustig auschauenden Fahrer, den BMW für dieses Modell vor Augen gehabt haben mag. Der muss ein Sitzriese von mindestens 1,95 sein, mit auffallend kurzen Beinen. Eine Art Comicfigur. Nur daß der dann nicht mehr an den Boden kommt.
Als ich die Maschine zum Abschluss etwas schieben möchte, fällt mir auf, daß die knapp fünfzehn Kilo mehr, die die Adventure auf die Waage bringt, kein Pappenstiel sind. Mit der normalen fällt diese Übung wesentlich leichter. (214 zu 229 Kilo)
Von der normalen F800GS bin ich restlos begeistert. Schon vom probehalber drauf sitzen war ich ja sehr angetan. Aber jetzt, da ich sie gefahren bin - WOW! Was für ein tolles Ding! Damit kann ich mir vorstellen sonstwo hin zu fahren. Der Windschutz, den sie bietet, ist absolut genügend, schließlich möchte ich auch noch merken daß ich auf einem Motorrad sitze und dazu gehören die Elemente, die einen umgeben nun mal dazu.
Die Adventure ist ebenfalls eine Klasse Maschine, an der es eigentlich nichts auszusetzen gibt. Nur für mich und für meine "Geometrie" ist sie halt nichts.

Was ich also letztlich bestellt habe, ist demnach klar...

Das waren also meine ersten Fahrten alleine auf einem Motorrad und ich muss sagen ich bin hin und weg! Einfach toll!!


Update vom 17.06.2016

Heute war Gesa schon zur 30.000er Inspektion. Als Ersatzmaschine habe ich eine - F800GS Mj 16 gehabt. Was kann ich zu ihr sagen? Hm. Es ist genau die gleiche Maschine, wie Gesa auch. Wenn man mal von den silbernen Seitenwangen absieht, dann ist an ihr nichts anders. Sie klingt etwas leiser, das kann aber auch daran liegen, daß sie neu ist. Dieses Modelljahr 2016 wird das letzte Jahr dieser F800GS sein. Im kommenden Jahr ist Euro 4 Pflicht, da wird es also etwas neues geben. Die Gerüchteküche will, daß es ein wirklich großes Update werden wird, und die Maschine sich stark verbessern soll. Es soll dann unter anderem ein E- Gas geben. Aber dafür braucht man eigentlich keine Kristallkugel. Wir sind gespannt.


Eine Ausstattungsvariante: Gesa hat auf den Handguards auch noch Windabweiser

 

2 Kommentare:

  1. Ich habe selber eine F650GS und bin super zufrieden mit meinem Gelbschen ;) Die neuen Fxxx GS sind mir leider alle zu hoch inzwischen ...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo, vielen Dank für Deinen Kommentar!
      Bei mir ist es leider umgekehrt, für mich sind die anderen alle zu "klein". Da stimmt der Kniewinkel nicht, da hocke ich zum Teil drauf wie auf einem Kindermotorrad, oder sie sind zu schwer, zu breit am Tank, zu... Irgendetwas passt da immer nicht. Für manche Motorräder bin ich auch etwas zu schwer, ohne jetzt an Übergewicht zu leiden, es ist einfach manchmal ungünstig, wenn man den Schwerpunkt künstlich durch sein Eigengewicht in die Höhe treibt.
      Dir auf jeden Fall mächtig viel Spaß mit Deinem "Gelbschen" und viele schöne Fahrten durch die weite Welt!

      Löschen