Sonntag, 21. September 2014

Stadt - Land - Fluss Tag 3: Oh Mosella!

Mein Wecker reißt mich um acht jäh aus den Träumen. Ich habe tiptop geschlafen und springe erholt aus dem Bett. Draußen ist der Tag noch nicht so recht in Schwung gekommen, es ist neblig und ein wenig grau.
Ich stelle das Radio im Händi an und begebe mich ins Bad. Als die plattdeutschen Nachrichten auf 90,3 laufen, ziehe ich mich schon an und schminke mich.

                    Der Blick aus dem Badezimmerfenster auf den Hof. Könnt Ihr Gesa sehen?

In der Zwischenzeit hat sich der Nebel ziemlich verzogen und eine goldene Sonne taucht alles in ein wunderbares Licht. Ich packe meine Sachen und danach geht es dann zum Frühstück.


Für das Frühstück ist in einer Gaststube ein einziger Tisch vorgesehen und wenn mehrere Gäste gleichzeitig frühstücken wollen, dann müssen sie nebeneinander sitzen wie auf der Hühnerstange. Ich bin zum Glück alleine und kann mich ausbreiten. Das Frühstück ist sehr minimalistisch, aber vollkommen ausreichend. Auf Schmähs wie Rührei und Speck muss ich allerdings verzichten. Dafür gibt es für mich ein gekochtes Ei. Wenn ich nicht so völlig einsam dort sitzen würde, es wäre eher wie ein Frühstück zu Hause.
Ich sehe zu, daß ich fertig werde und bezahle. Danach hole ich meine Sachen und belade Gesa.
Der Wirt hatte die ganze Zeit im Hof gesessen und gelesen, aber als ich mich verabschieden möchte, da ist er auf einmal verschwunden. Also schubse ich Gesa so auf die Strasse und starte den Motor. Mit einem letzten Blick zurück kupple ich ein und gebe Gas.
Auf meinem Weg zurück nach Saarburg komme ich wieder durch den schönen Wald und an schönen, saftigen, nun nach dem Regen und dem Nebel in der Nacht in der Sonne glitzernden Wiesen vorbei. Ich blinzele in die noch tiefstehende Sonne und bin happy.
In Saarburg stelle ich Gesa auf einem Parkplatz ab und mache mich auf den Weg in die Altstadt. Der Mann gestern abend hatte etwas von einem Wasserfall erzählt. Ich bin also gespannt. Zunächst erinnert mich die Stadt ein ganz klein wenig an Städte wie Stade, oder Buxtehude, die auch so einen geschwungenen, in Mauern gefassten Wasserlauf im Zentrum haben.

                                                           Ein Bilderbuchblick.
Doch schon nach wenigen Metern kündigt sich zumindest akustisch schon etwas anderes an. Es gibt ein Rauschen, das immer stärker wird, je näher ich komme und auf einmal stehe ich auf der Brücke, die Simon and Garfunkel seinerzeit vor Augen gehabt haben müssen.

                                                      Reichlich Trabbel im Wasser

Es geht hier ordentlich tief runter. Unten erkenne ich einige Wassermühlen. Alles in Allem ein recht einmaliger Blick


Dabei steht die Altstadt von Saarburg diesem Highlight in Nichts nach. Hübsche kleine Gässchen, nette Häuser und viele schöne Geschäfte.


                                                        Der Saarburger Wasserfall

Auf dem Rückweg kaufe ich mir noch ein Brillenetui für meine Lesebrille und freue mich über die freundliche Atmosphäre in diesem Städtchen.
Ein engagierter BMW Biker, der schon ein paar Mal hin und her gefahren ist, erinnert mich daran, daß ich eigentlich weiter wollte und so kehre ich zu Gesa zurück und mache mich wieder fertig zur Weiterfahrt.
An der Saar geht es dann weiter in Richtung Konz, ich fahre allerdings nicht über Wiltringen, sondern auf einer kleinen Strasse nach Kanzem. Dort überquere ich die Saar ein letztes Mal und gelange schließlich nach Konz hinein. Den Ort als solchen schaue ich mir aber nicht an, ich fahre gleich weiter in Richtung Trier. Nun folge ich der Mosel. Ein Harleyfahrer kommt mir entgegen und ich stelle mal wieder fest, daß je größer und mächtiger die Frontverkleidung und das Motorrad ist, desto schwerer fällt den entgegenkommenden das Grüßen. Vermutlich erfordern solche Fuhren den jederzeitigen kompletten Einsatz des Fahrers. Oder sie grüßen halt einfach keine Gelbjackerlträger. Aus Prinzip. Ich beschließe dem bei Gelegenheit im Rahmen eines Selbstversuches auf den Grund zu gehen.
Als ich nach Trier hineinkomme, gerate ich genau in die Hauptverkehrszeit. Es ist Sonnabend und alle Welt zieht es nun in die Stadt. Mich daraufhin nicht, ich lasse auch Trier rechts liegen und sehe zu, daß ich weiter komme. Es sind auffallend viele Fahrschulen unterwegs und halten den Verkehr entsprechend auf. Auch sie sind ja auf den Sonnabend angewiesen, denn wann sonst haben die Leute Zeit tagsüber zu fahren.
Am Verteilerkreis fahre ich von der nun zur Autobahn werdenden Strasse ab und folge der parallel verlaufenden Strasse. Die wird mich dann auch ins Moseltal weiterbegleiten. Der Zustand ist allerdings auf Trierer Stadtgebiet katastrophal. Riesige Schlaglöcher bringen einen dazu Slalom zu fahren. Das wird erst besser, als ich durch Ruwer durch bin und langsam ins Land vordringe. In Longuich komme ich über eine sehr kleine Brücke auf die andere Moselseite. Im besten Licht folge ich dem Fluss auf der wenig befahrenen B 53. Es geht vorbei an Feldern auf der rechten Seite und Weinbergen auf der linken. Auf an der Mosel belegenen Campingplätzen ist weiß die vorherrschende Farbe. Ich genieße die Fahrt auf der ruhigen Strasse und gleite mit Gesa im sechsten dahin. Lediglich in den Ortschaften schalte ich runter in den vierten und lasse sie rollen. Ich habe in der Zwischenzeit die Moselseite gewechselt und komme so nach Neumagen - Dhron.
Ich folge der Strasse und komme vor einer Kirche zum stehen. Davor steht das "Neumagener Weinschiff". Zumindest seine Replik. Also, eine davon... Eine andere hatte ich vor Jahren schon mal in Trier in einem Restaurant, das unter anderem römische Speisen anbot, gesehen.

                                        Aus einer Zeit, als noch gerne gerudert wurde

Das "Neumagener Weinschiff" war wohl mal Teil eines Grabmales und der Beruf dessen, der es in Auftrag einst gegeben hat, kann unschwer erraten werden.
Gegenüber sitzen einige Motorradfahrer aus den niedrigen Landen beim Kaffee vor einer Bäckerei und blinzeln in die Sonne. Mit mir waren zwei Radfahrer gekommen, die jetzt mit Fotoapparaten um die Kirche ausgeschwärmt sind. Ich lasse mich nicht lange lumpen und zücke auch meine Kameras und tue es ihnen gleich.

                                         Allerhand Altes auf einem Bild...
                    Nicht alles mit gelbem Nummernschild kommt auch aus dem gleichen Land...

Als ich wieder bei Gesa stehe und mich langsam zur Weiterfahrt fertig mache, da bricht auch das Radfahrerpärchen wieder auf. Er lässt sie etwas vor fahren und als er mit mir alleine auf dem Platz vor der Kirche steht, bewundert er Gesa und mich, fragt mich ob ich alleine unterwegs bin und wünscht mir eine gute Weiterfahrt. Das durfte sie wohl nicht mitbekommen...
Das steinerne Weinschiff hat sich als etwas zu viel für die Speicherkarte in meiner Kamera herausgestellt. Sie ist voll. Ich Doof habe natürlich nicht an Ersatz gedacht. (ist notiert fürs nächste Mal) Also geht nun die Sucherei nach einem Laden los, der so eine Speicherkarte haben könnte. In einer Touristenregion, denke ich und habe noch die Regale mit Farbfilmen seinerzeit in Erinnerung, sollte das kein Problem sein. Mit dem Gedanken halte ich in Piesport bei einem Supermarkt an, bei dessen Größe man durchaus mit so etwas rechnen könnte. Kann man aber nicht. Die nette Dame an der Kasse ruft noch eine Kollegin herbei und beide überlegen, wo ich Erfolg haben könnte mit meinem aussergewöhnlichen Anliegen. In Bernkastel - Kues, so ist man sich einig, sei alles viel größer und besser und folglich solle ich es dort noch mal versuchen. Ich bedanke mich und ziehe von dannen. Ich wechsele vor Minheim wieder die Moselseite und fahre auf einer schönen kleinen Strasse nach Bernkastel - Kues. Wie ich schon fast wieder raus bin aus der Stadt, finde ich einen Markt, der so groß ist, daß ich es noch einmal mit meiner Speicherkarte versuche. Diesmal habe ich Glück und bekomme eine SD Karte verkauft. Draußen am Motorrad wird die auch gleich fertig gemacht und in die Kamera gesteckt. Bernkastel Kues ist heute auch voll mit Touristen, Auto - und Motorradfahrern und es macht mir keinen Spaß hier länger zu verweilen als es unbedingt nötig ist. In flotter Fahrt geht es also, wieder auf der anderen Moselseite, weiter. Hinter Zeltingen - Rachtig begegne ich den Pfeilern des im Bau befindlichen Hochmoselüberganges. Ein riesiges Monster, das die Landschaft zerschneiden wird. Das wird ganz anders wirken als die Brücke vor Koblenz. Durch Erden geht es nach Lösnich. Ich folge der Strasse weiter, bin aber nicht wirklich sicher, ob diese Strasse auch weiter führt. Das sieht alles seehr nach Wohngebiet aus und da hinten geht das in einen Feldweg über. Doch, ich habe Glück und nach links gelangt man auf eine kleine, schmale Brücke. Die ist kaum breiter als ein Auto. Ich möchte eigentlich anhalten und fotografieren, aber ich sehe von beiden Seiten Autos kommen und zwänge mich durch und verschwinde. Viel Spaß Jungs!
Wieder auf der Bundesstrasse, komme ich dann durch Kröv. Hier kann man noch gut die Spuren des Felssturzes am gegenüberliegenden Hang sehen, der vor gut zwei Jahrzehnten hier alle in Atem gehalten hatte.
Langsam müsste ich mal tanken. Ich habe gute Hoffnung, daß ich in Traben - Trarbach eine Tankstelle finden kann. Die gibt es dort dann auch, aber leider haben die nicht Gesas Lieblingsbenzin. Trotz mürrischer Blicke gehe ich auf keine Experimente ein und lasse die Luft aus dem Tank. Nachdem ich bezahlt habe, suche ich mir ein schönes Plätzchen an der Mosel, wo ich ein wenig Pause machen kann.


Ich sitze am Ufer und mache mich über die Reste von meinem Frankreich Ausflug gestern her. Von der anderen Moselseite dringt Musik herüber. Offenbar ein Platzkonzert. Das Wasser trägt den Ton sehr gut und es ist beinahe als wenn ich daneben stehen würde. Nur nicht so laut.
Etwas abseits von mir sitzen drei junge Frauen und bemühen sich so genervt wie möglich auszuschauen. Vermutlich haben sie auf bunten Fernsehkanälen gelernt, daß frau das so macht, denn ihre Kleidung ist auch wie man es bei Dauerkonsumenten dieser Sender vermuten würde.
Gesa schaut derweil gar nicht mehr mucksch, sie genießt auch die schöne Sonne. Ich habe sie außerdem eben schon sehr gelobt, denn wir haben die 5.000 Kilometer heute unterwegs überschritten.


Nachdem die Musik auf der anderen Moselseite alle ist, mache ich mich auch wieder auf den Weg. Ich fahre durch Traben - Trarbach durch und überquere den Fluss und folge dann der Bundesstrasse. Hinter Briedel mache ich kurz Halt für ein Foto.


In Briedel bin ich auch schon mal gewesen, aber das ist so lange her, daß ich nur wenig bekanntes entdecken kann. Ich fahre also weiter und gelange nach Zell. Der Ort ist gestopft voll mit Touristen und ich quäle mich mit Gesa durch die Hauptstrasse. Hier war ich mal in einem Haus gewesen, in dem es eine alte Synagoge gegeben hatte. Ich erinnere mich daran, daß man uns eine Zimmerdecke zeigte, blau, mit goldenen Sternchen. Das hatte man seinerzeit auch erst wiederentdeckt und war nun dabei es zu restaurieren.
Am Ortsausgang von Zell halte ich noch einmal für ein paar Bilder.



In den Orten auf der rechten Moselseite kann man immer wieder Reste der ehemaligen Moselbahn finden. Auch zwischen den Ortschaften sieht man mitunter recht deutlich wo die Bahn entlanggelaufen ist. Zum Teil befinden sich dort heute Radwege. Hinter Zell begleitet mich auch ein solcher bis nach Bullay. Dort wechsele ich einmal mehr die Flußseite, diesmal aber auf einer besonderen Brücke. Oben fährt die Eisenbahn zwischen Trier und Koblenz und unten die Autos und ich.

                    Einen Zug habe ich zwar nicht gesehen, aber die Brücke ist noch voll in Betrieb.

An meinem Fotostandort rotten sich große Fruchtfliegenschwärme in der warmen Luft zusammen und so mache ich nur rasch ein Bild und verschwinde schleunigst wieder.
Bei dem schönen Wetter sind auch viele andere Motorradfahrer unterwegs, zumeist in Gruppen kommen sie mir entgegen, oder sie stehen, ebenfalls in Gruppen, vor Wirtshäusern und trinken etwas und unterhalten sich. Auf der Strasse bin ich aber ansonsten über weite Strecken alleine und genieße die Fahrt.



                  Hinter Ernst beginnt dann die Lage dementsprechend zu werden. Es zieht sich zu.

In Cochem gibt es sogar ein paar Tropfen. Ein 190 SL Fahrer bringt sich und sein rotes Cabriolet rasch noch in seiner Garage in Sicherheit.
Hinter Cochem dann ist die Strasse richtig nass, hier hat es also mehr als nur drei Tropfen geregnet. In einem der nächsten Dörfer steht Feuerwehr neben der Strasse. Die machen aber einen eher gelangweilten Eindruck. Als im darauffolgenden Ort auch wieder Feuerwehr zu sehen ist, wundere ich mich dann allerdings doch. Am Ortsausgang von Löf ist schließlich die Strasse gesperrt. Wegen Überschwemmung. Wir werden über die Brücke umgeleitet auf die andere Seite. Nach ein paar Kilometern sieht man auch auf der anderen Seite Feuerwehr bei der Arbeit. Dort wird Wasser in die Mosel gepumpt. Bei Kobern - Gondorf kann ich dann wieder auf die linke Flußseite wechseln. Hinter dem Ortsausgang sehe ich einen Motorsegler kreisen. Dort oben muss der Flugplatz Winningen sein. Schon kommt auch die Autobahnbrücke in Sicht.


Etwas mulmig ist mir schon, als ich darunter durch fahre. Das Gefühl weicht nicht sehr von dem ab, das ich habe, wenn ich oben drüber fahre. Die Brücke ist schon recht hoch.
In Winningen rächt sich einmal wieder daß ich die Reise nicht vollkommen durchgeplant habe. Ich habe mich mal wieder auf meine Erinnerung verlassen und bin verlassen. Das Geburtshaus von August Horch finde ich nicht wieder. Dabei ist der Ort gar nicht so groß...
Das Suchen hilft nichts, ich fahre weiter. Gegenüber erscheint ein Schriftzug "Lay". Sofort fange ich an zu singen: Lei lei lei lei leileilei...- Das "Café Oriental" geht mir nicht mehr aus dem Ohr.
Wie ich dann nach einer Handvoll Kilometer an Koblenz - Güls herankomme, da ziehen Regenwolken auf. Ich fahre ab und suche mir einen Platz, an dem ich die Regenkombi anziehen kann. Ich bin danach auch noch nicht weit gefahren, ich bin gerade erst nach Güls rein, da pladdert es auch schon los. Im Regen fahre ich  also nach Koblenz hinein, einige Zeit hinter einem Bus hinterher und es wird immer dusterer. Hat das nicht eben gedonnert? Doch! Da blitzt es schon wieder. Ich beschließe also auf dem kürzesten Wege in meine Unterkunft zu gelangen. Auf der B9 sehe ich dann wie meine Lage wirklich ist. Rechts und links sind zwei Gewitter, auf jeder Rheinseite eines! Ich hoffe, daß es mir gelingt auf der B9 in der Mitte zwischen den beiden durch zu kommen. Immer mal wieder sende ich einen angstvollen Blick zum Himmel. Aber groß umschauen kann ich mich bei dem Wetter nicht. Dazu ist auch der sonstige Verkehr zu dicht. Ich komme unter der A48 durch und fahre bald am ehemaligen Atomkraftwerk Mühlheim - Kärlich vorbei. In Weißenturm biege ich dann ab, in Richtung der Rheinbrücke nach Neuwied. Wie ich nach Neuwied reinkomme, ist es auf einmal trocken. Also von oben. Die Strassen glänzen nass und es ist niemand unterwegs. Wie in einer Geisterstadt. Noch dazu die seltsame Lichtstimmung - gruselig.
Doch allzulange kann ich mich nicht über die Regenpause freuen, denn in dem Moment, da ich Neuwied verlasse, bricht der Weltuntergang los. Die Strasse verwandelt sich in einen Fluß und es schüttet wie aus Badewannen! Von Irlich und Feldkirchen bekomme ich rein gar nichts mit. Wasser überall! Ich habe Mühe Leutsdorf zu identifizieren. Aber das muss es sein. Ich bin selbst erstaunt, daß ich dann ohne weiteres die Abfahrt finde. Die Strasse führt unter der Bundesstrasse und der Bahn hindurch, durch eine niedrige Unterführung. Hier hat ein Radfahrer Schutz gesucht und wartet nun durchnässt, daß er weiterkann. Die Temperatur ist derweil mächtig in den Keller gesackt. War es den ganzen Tag um die 27 Grad gewesen, jetzt sind es gerade noch 15. Ich folge der schmalen Strasse bis zum Rhein hinunter. Mittlerweile hat der Wolkenbruch sich in normalen Starkregen verwandelt und es wird etwas erträglicher. Von der anderen Rheinseite kommt immer noch Donnergrollen. Ich finde auf Anhieb meine Unterkunft und die beiden Wirtsleute stehen zufälligerweise auch gerade in der Tür zum Keller und schauen was sich draußen so abspielt. Ich stelle Gesa erst einmal ab und der Mann zeigt mir mein Zimmer. Das Zimmer ist unterm Dach und gemütlich klein. Gesa darf ich im Hof unter einem Dach unterstellen. Dafür mache ich mir das kleine Tor ganz auf und fahre mit ihr dann vorsichtig in den winzigen Hof. Mit einem gut gemessenen Schwung rangiere ich sie schließlich an die Stelle, die man mir gezeigt hatte und stelle sie ab. Das Absteigen ist nicht ganz einfach. Ich schließe das Tor wieder und beginne das Gepäck abzuschnallen. Da es immer noch regnet, habe ich den Helm auf gelassen, nur den vorderen Teil habe ich hochgeklappt, und hänge mir nun die Gepäckrolle über die Schulter und nehme den Tankrucksack in die Hand und stapfe die Treppe rauf.
Zuerst sehe ich nur Beine auf dem Treppenabsatz stehen, in dünnen Strümpfen und darüber ein kurzes Röckchen. Weiter nach oben kann ich wegen des Helmes nicht schauen. Dann sehe ich noch ein paar Beine, auch mit Röckchen und dann ein paar Beine in Anzughosen. Wie ich am Treppenabsatz ankomme, sehe ich in das Gesicht eines jungen Mannes, es sind rausgeputzte Teenager, die zu irgendeiner Feiergesellschaft gehören. Der junge Mann schaut mich höchst verdutzt an und als ich die Treppe weiter emporsteige, kann ich kurz das Gesicht einer der jungen Frauen sehen. Sie starrt mir völlig ungläubig hinterher. Die muss denken, ich bin eben aus dem Rhein gestiegen. Ein Nöck oder sowas. Ich triefe und schnaufe. Ich muss mir das Lachen verkneifen und beschließe für die nächste Tour Seetang aus Kunststoff zu kaufen, mit dem kann ich mich dann behängen um das Bild zu vervollständigen.
Der Kontrast zwischen mir und den jungen Leuten könnte im Augenblick nicht größer sein.
Oben angekommen werfe ich nur die Tasche hin und sehe zu, daß ich aus der Regenkombi herauskomme. Und aus den Motorradsachen.

                                                  Nach der Schlacht...

Ich lege erst einmal alles trocken, ziehe die Sohlen aus den Stiefeln und mir was vernünftiges an. Die Gepäckrolle hat kein Wasser reingelassen, aber aus dem Tankrucksack muss ich alles rausräumen. Ich hatte, um die Sachen zu schützen, einen Müllbeutel als Innenverkleidung genommen und der hat sich bewährt. Die Sachen sind nicht nass geworden, aber das Gewebe ist durchnäßt. Die Karte ist aber nur feucht.


Als ich alles soweit versorgt habe, mache ich mich auf die Suche nach etwas zu Essen. Draußen hat es aufgehört zu regnen und es herrscht wieder Friede unter den Planeten.


                                         Blick nach Andernach hinüber

Ich unterhalte mich noch kurz mit dem Wirtsehepaar und sie geben mir den Tip, ich solle ein paar Schritte laufen und in den "Leyschen Hof" gehen. Dort bekäme ich sicher etwas zu Essen. Wie ich in den Gastraum trete, ist es dort nicht allzu voll, an zwei anderen Tischen sitzen Leute und ich kann mir einen netten Tisch aussuchen. Alles ist freundlich hell gestrichen und es macht einen recht traditionellen Eindruck. Hier ist alles wie früher, nur in hell. Neben dem Tresen steht ein alter Fernseher mit Radio und aus diesem Radio dringen die unvorstellbarsten Schlager an mein Ohr. Ich bestelle einen Winzerspießbraten um 12,80€ und mein Warten wird begeleitet von "La Paloma" und dem "Graf von Luxemburg". Ich erschrecke ein wenig vor mir selbst, ich könnte fast alles mitsingen. Das Essen ist toll, der Salat dazu ebenfalls wie früher, nur reichlicher und der Spießbraten ein Gedicht. Nach dem Essen begeleitet mich Elvis, der Lieblingssänger der Chefin, dabei wie ich meine Erlebnisse von heute niederschreibe und irgendwann, als es sich schon ziemlich geleert hat, bezahle ich und gehe beschwingt zu meiner Unterkunft zurück und liege kurz darauf auch schon im Bett und lasse den Schlafbaas mit mir abschwimmen.


Was für ein Tag! Zuerst hat er so schön begonnen - und dann ein Unwetter wie aus einem amerikanischen Film. Wo man immer denkt, jetzt steht draußen die Feuerwehr mit dem Schlauch und lässt es regnen. Die Feuerwehr hatte hier aber ganz anderes zu tun. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, in Waldgrehweiler, bei Obermoschel, wo ich noch vor zwei Tagen durchgefahren bin, hat sich eine Schlammlawine durchs Dorf gewälzt und es hat dort zum Teil bis zu zwei Metern unter Wasser gestanden.

Meine Ausrüstung hat diesem Wetter einigermaßen Stand gehalten, auch Gesa ist damit gut zurecht gekommen.
Ich bin heute 257 Kilometer gefahren, die Moselschleifen haben den Weg um einiges verlängert. Ich bin mit der Distanz aber gut zurecht gekommen und nur der Regen am Schluß hätte nicht sein müssen.
Für mein Hotel in Mannebach habe ich heute morgen 55,00 € bezahlt. Der Preis geht voll in Ordnung, man bekommt auf jeden Fall etwas geboten dafür. Das Zimmer alleine...! Mit dem Frühstück war ich auch zufrieden, auch wenn es etwas seltsam alles war.
Ich bin gespannt auf morgen. Wie wird es dann weitergehen?



5 Kommentare:

  1. Zur Saarschleife ist jetzt auch noch Saarburg mit der tollen Altstadt auf meinem Wunschzettel für die nächste Saison gelandet - und ein schönes Stückchen Mosel nehme ich dann auch wieder mit ;-)
    Die Idee mit dem Seetang ist ja cool :-)

    AntwortenLöschen
  2. Ja, ich schließe mich Herbert an - den Seetang unbedingt mal ausprobieren ;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich werde mal die Tage schauen, ob es was bei den Weihnachtssachen im Möbelhaus gibt. Die haben schließlich auch Pfauen und glitzernde goldene Bartagamen dieses Jahr als Weihnachtsschmuck. Und venezianische Masken. Warum also keine Plastik - Seetang - Girlanden.
      :)

      Löschen
  3. Antworten
    1. Bei uns hat jetzt so ein Kostümladen aufgemacht. Bei dem muss ich mal schauen. Ansonsten muss ich einen Hersteller dafür auftun und ihn selbst designen.

      Löschen