Dienstag, 7. April 2015

Einmal Schierstein und zurück

 - Ich lasse den Hörer sinken. So schnell hatte ich nicht damit gerechnet. Ich pack's ganz normal nicht. Die haben mir doch tatsächlich einen Termin für nächste Woche gegeben...! Schon! Dabei hatten die gesagt, je näher Du an den März kommst, desto schwerer wird es mit einem Termin. -

Moment! Mal langsam und mal der Reihe nach! Am Telefon hatte ich eben den freundlichen Tullius und habe zu ihm rübergeraunt, ich bräuchte einen Termin für Gesa für die 10.000er Inspektion. Ich hatte noch gesagt, soo eilig wäre es nicht, ich hätte noch knap 700 Kilometer. Und jetzt: am 18.3. um neun. Na Bumm.
Einen Haken hat die Geschichte allerdings: Die große Spielleitung hat sich einen besonderen Schwierigkeitsgrad einfallen lassen. Die Schiersteiner Brücke gibts nicht mehr. Die ist gesperrt seit Februar und es ist kurzfristige Wunderheilung nicht in Sicht.

+++17.03.2015+++
Wie es aussieht, ist aus der Wunderheilung der Brücke nichts geworden. War absehbar. Arbeitsmäßig ist es ruhig im Moment, also wage ich es. Ich bringe Gesa heute Nachmittag schon hin. Ich hatte mich schon angekündigt für den Abend und bereits eine Ersatzmaschine bestellt. Also nutze ich den Tag dazu, eine möglichst weite Runde zu drehen und mich quasi von hinten anzuschleichen.
So biege ich hinter Gau Weinheim auf die Bundesstrasse in Richtung Gau Bickelheim. Dort lasse ich mir nicht viel Zeit, denn Jack the Ripper soll angeblich von hier gewesen sein. Weiter geht es über Wöllstein, dort biege ich ab und gelange nach Eckelsheim.
Kurz hinter Eckelsheim erscheint die Ruine der Beller Kirche im Blickfeld. Ich halte an..
Unten steht schon Gesa und winkt, also beeile ich mich zurück zu gelangen. Vorher begutachte ich noch ein Insektenhotel, das dort oben zu finden ist.

Weiter geht es also! In Wendelsheim biege ich in Richtung Mörsfeld ab. Sofort bin ich wieder ganz alleine auf der Strasse. Die Sonne scheint, es ist wirklich schon warm, das Thermometer zeigt Temperaturen von bald 15 Grad und ich genieße die Fahrt vollkommen. In Mörsfeld blicken zwei alte Damen so erstaunt und entgeistert zu mir rüber, daß ich ihnen winke. Die Reaktion bekomme ich schon nicht mehr mit, da bin ich bereists fast aus dem Ort wieder draußen. Auf der folgenden, schnurgeraden Strasse überholt mich ein schwarzer Golf und wird auch rasch am Horizont kleiner. Der hat es mir jetzt richtig gezeigt! Vor Kriegsfeld muss ich abbremsen. Ein silberner Kleinwagen eiert gottvergessen auf der Strasse rum. Doch bald ist auch für mich die Gelegenheit da, dieses Hindernis Geschichte werden zu lassen.
Ab Kriegsfeld habe ich dann allerdings ein sehr langsames Müllauto vor mir. Durch den Ort quält es sich im Schrittempo und danach erreicht es auch nur bald 50. Aber der freundliche Fahrer winkt mich vorbei. Ich bedanke mich winkend und sehe im Rückspiegel noch mal seine Scheinwerfer. Dankeschön!
So schwinge ich fröhlich durch den sonnendurchfluteten Wald in Richtung Kirchheimbolanden. Die Sonne steht zu dieser Jahreszeit noch recht tief, obwohl es schon Mittag durch ist, und gibt es ein tolles Licht und Schattenspiel auf der Strasse.
Von Kirchheimbolanden fahre ich weiter in Richtung Süden und biege schließlich ab ins Zellertal. Ich habe Zeit und fahre ich über Zell und die nette kleine Strasse durch die anderen Ortschaften. Wirklich Herrlich! In Monsheim angekommen beschließe ich, der Tag ist schließlich noch jung, ein Stück noch nach Süden zu fahren und erst die nächste Möglichkeit Richtung Worms zu nutzen. So gelange ich über Offstein und Horchheim schließlich in die Nibelungenstadt. Worms selbst ist nicht so sehr der Brüller, im Krieg ist hier viel zerstört worden, aber hier gibt es hinter der Weisenauer Brücke in Mainz die nächste feste Flußquerung. Die nutze ich. Hinter der Brücke biege ich ab, in Richtung Bobstadt, aber bald darauf schon auf die kleine Landstrasse über Wattenheim. Was mir sofort wieder auffällt ist, daß an den Ortseingängen hier gerne und ausgiebig fotografiert wird. Von mir gibts aber kein Bild, ich biege stattdessen in Biblis auf einen Parkplatz bei einem Rewe ab. Üblicherweise haben die doch bei Rewe eine heiße Theke. Auf die bin ich scharf, also parke ich Gesa und gehe hinein. Drinnen muss ich feststellen, daß es wohl hier etwas anders ist. Bei Rewe direkt gibt es nichts, dafür aber beim Bäcker am Eingang. Also ordere ich dort ein Fleischkäsebrötchen und setze mich damit draußen in die Sonne. Wie ich dann von Gesa und mir ein Foto machen will, stelle ich fest, daß meine Kamera nun endgültig nicht mehr zu benutzen ist. Ich hatte mich schon über die dunkle Stelle oben im Bild gewundert... Deshalb gibt es nun also vom Rest des Tages keine Bilder. Grmpf!
   Keine Bilder - keine Offenbarung - weiter!
Das Fleischkäsebrötchen war auch nicht die oberste Offenbarung und so tüddel ich mich wieder an und verlasse Biblis auf der B44. In Gernsheim biege ich von der Bundesstrasse ab und fahre lieber über die Dörfer. So komme ich auch nach Biebesheim und Stockstadt. Doch scheinbar sind die Ortschaften hier darauf erpicht daß man als motorisierter Reisender nicht gerne bleibt und so füge ich mich, als ich hinter Stockstadt wieder auf die B44 geleitet werde. Bis ich in Mainz Bischofsheim dann auf die B43 komme, passiert nichts spannendes. Dort treffe ich auf einen anderen Motorradfahrer, mit einer alten Honda und zusammen rollen wir in Mainz Gustavsburg ein. An der Ampel sind wir dann schon zu dritt, ein Harleyfahrer mit einer Streetfighter gesellt sich dazu. Er trägt einen weißen Streetfighterhelm und nickt uns kurz zu, bevor er sich an die Spitze setzt. So donnern wir zu dritt über den Main und durch Kostheim. Das Donnern kommt allerdings fast ausschließlich aus dem Endrohr der Harley. Das ist ein echt vergewegenes Gerät. Mit Kettenantrieb und kurzem Heck. Mit so einem Geräusch muss der Antrieb der Titanic auch eingerastet sein, als die in Queenstown losgesteamt ist... denke ich mir, als er an einer Ampel vorm Start den Ganghebel hinuntertritt. Ehrfurcht.
Der Weg zum Brückenkopf ist verstopft und so fahren wir geradeaus weiter um hintenrum zu entkommen. Das gelingt noch ganz gut, aber als ich dann von der Boelckestrasse abbiege, um weiter zum Rhein zu gelangen, da ist dann Schluss mit Lustig. Stau ab der Eisenbahnüberführung. Na, da wird ja für die Rückfahrt was gefällig sein. Endlich an der Ampel angekommen, biege ich in Richtung Amöneburg ab. Die Autoschlange, die mir entgegen kommt, reicht bald bis zum Bahnhof Wiesbaden Ost. Das wird also keine Möglichkeit sein für mich für den Heimweg.
Je näher ich Schierstein komme, desto ruhiger wird es auf der Strasse. Als ich an der Autobahnauffahrt bin, ist es nunmehr lediglich der normale Wahnsinn, wie sonst an einem normalen Tage. Nix mit Roushhour.
Bald drauf stelle ich Gesa beim Tullius vor die Werkstatt. Die Formalitäten sind schnell erledigt und es dauert nicht lange, bis ich wieder vom Hof rolle. Das Motorrad unter mir ist klein, schwarz und schaut unter mir aus wie eine 125er. Es ist eine G650GS.
   Mit dem kleinen Schwarzen im Stau
Ich biege ab in Richtung Innenstadt und schlängele mich dann über Gibb und den zweiten Ring nach Bierstadt. Hier schlage ich einen kleinen Haken bis Nordenstadt und winde mich an Hochheim heran. Wie ich in der Kurve der Autobahnauffahrt unter der Autobahn durchfahre, sehe ich schon was oben los ist. Hier geht gar nichts mehr. Mit viel Glück bekomme ich eine gute Position und kann bald an der Abfahrt nach Kostheim wieder abfahren. Diesmal denke ich mir, fährste mal nicht an der Papierfabrik vorbei, sondern geradeaus, so wie Detlef das neulich moniert hatte und stehe bald darauf wieder im Stau. Hier regt sich nun wirklich nichts mehr. Vorn hinten versucht sich ein Polizeiauto mit Blaulicht, hat damit aber keinen Erfolg. Die Autos vor ihm können nicht einfach auffliegen und es vorbeilassen. Ich habe abermals Glück und komme kurz vor einer Wendemöglichkeit zum Stehen. Mir gelingt es, mich durchzumogeln und ich drehe also um. Mit dem Manöver gelingt es mir dann bald einen weiteren schönen Stau zu finden. Da bin ich vorhin noch gut durchgekommen an der Stelle... Nun nicht mehr. Ich stehe mir die Räder in den Bauch. Der Einzylinder stampft unter mir. Ich schwitze, der Einzylinder startet die Kühlung. Ihm ist auch warm. Es braucht ewig, bis ich endlich am Hindernis auf der Theodor Heuss Brücke angelangt bin und mich dank obrigkeitlicher Aufsicht ohne Probleme im Reißverschluß einsortieren kann. Danach ist der Spuk vorbei. Ich fahre auf der Rheinstrasse in Richtung Weisenau und stehe zwanzig Minuten später in meiner Garage.
Was ein Ritt! Die bald 200 Kilometer vorher waren lange nicht so anstrengend, wie das Stau Gestehe. Das hat mich alles in allem über eine Stunde gekostet. Mit vorbei Fahren ist da nicht viel gewesen. Dazu sind die Strassen dort zu eng und ich habe zu wenig Übung mit so etwas. Außerdem hatte ich ein fremdes, nagelneues Motorrad dabei.

18 Kommentare:

  1. Ich liebe ja diese Ruinen am Wegesrand. Hier bei uns In der Gegend habe ich wahrscheinlich schon mehr besucht / erklettert, als die Einheimischen.

    Ich werde kommende Woche endlich meinen Roller zum TÜV bringen, der ist überfällig (peinlich, aber ich habe einfach nicht darauf geachtet). Meine Harley hat noch bis Oktober Zeit.

    Hach, waren das noch schöne Zeiten in Kanada, wo es keinen TÜV nie nicht gibt... einfach fahren, anbauen und abbauen und schrauben wie man will.

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    1. Das ist glaube ich häufig so, daß die "Zugereisten" den Einheimischen noch etwas von ihrer Heimat erzählen können, was sie noch nicht wissen. Und an Orten waren, wo die noch nicht gewesen sind.
      Und gerade so gut erhaltene wie diese Kirche sind ja prima zum Fotografieren geeignet. Die habe ich schon ein paar Mal als Location genutzt... :)

      Oh ja, TÜV... Da muss ich mit den Autos dieses Jahr auch hin. Gesa hat ja bis nächstes Jahr noch Zeit.

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  2. Mein Gelbschen braucht zum Monatsende einen TÜV- und Inspektionstermin. Soifz. Das bedeute auch, mind. einen Tag ohne sie zu sein. Denn ich werde sie morgens hinstellen müssen und kann sie abends erst abholen. Mal schauen, wie ich den Tag überstehe.

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    1. Das wird ein langer Tag werden, bis Deine Werkstatt endlich anruft, daß Du sie abholen kannst.
      Wegen der blöden Brücke musste ich Gesa ja sogar über Nacht dort lassen. Aber ich hatte ja netten Ersatz...

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  3. Die G650 GS hat ja noch weniger als meine F. Au weia.

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    1. Gieß die Kleine doch mal, vielleicht wächst ja was.

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    2. Bilder von dem, was dann gewachsen ist, bitte an mich! :)

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    3. Oh ja! :)
      Davon werde ich noch erzählen!

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  4. Au weia. Staufahren. Nicht mein Liebstes ... Inspektion - bald für die Dose UND für Ellie. Das Geld wird knapp, wir werden einiges doch in den Winter verschieben ...

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    1. Wirklich blöde an dem Stau war, daß es so eng war, daß man auch bei gutem Willen nicht vorbei gekommen wäre. Ich habe mir da genau einen besonders schlimmen Tag rausgesucht. An anderen Tagen ist es zwar auch doof, aber nicht so wie da.
      Wenigstens konnte ich die Autofahrer beobachten, was sie so machen und wie sie dann oben am Kreisel am Brückenkopf in Kastel am Austicken waren und von den wirklich netten Polizistinnen wieder beruhigt wurden.
      Diese Inspektionen gehen immer so ins Geld. Der Wartungsplan hat da echt viele hübsche Überraschungen parat. So hat Gesa diesmal neue Bremsflüssigkeit bekommen. Ich hatte es gleich gesehen, weil der Behälter eine andere Farbe hatte.

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  5. Lustig, dass Du eine 200 kg schwere 650er »klein« nennst. Ich fahre in der letzten Zeit viel mehr mit der 250er und lasse meine 1200er stehen. Seitdem ist die 250er in meinen Augen gewachsen und eine ganz Große.

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    1. Das "Klein" ist tatsächlich körperlich gemeint. Sie ist wahrlich schmächtig. So sah die 125er in der Fahrschule aus.
      Zu dem, wie ich sie fahrend erlebt habe, schreibe ich die Tage.
      Auf einer KLX 250 hatte ich ja ganz am Anfang auch Probe gesessen, (gefahren bin ich sie noch nicht, möchte ich aber nachholen) und die erschien mir bei weitem erwachsener als die 650er. Das liegt in erster Linie an der doch recht erhabenen Sitzhöhe der 250er.

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  6. Ähhm...räusper....die Gesa ist kein Einzylinder...*klugscheissmodusaus*
    Aber immerhin schon den 10tsd Intervall.....Respekt...

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    1. Öhm, nö, bei Gesa werken, soweit ich im Bilde bin, zwei Zylinder. Sie ist also quasi ein Bi - Einzylinder. Die Ersatzmaschine hatte aber nur einen. Mit immerhin 650ccm.

      Danke für den Respekt! :)

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    2. Aaahhh überlesen das du gewechselt hattest. Stimmt natürlich, die 650 ist ein Einzylinder ..
      Meine KLR 650 Tengai hat auch 652 ccm auf Ihrem einen Zylinder....so bringts richtig Vibrationen. ..;-)

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    3. You're wellcome! :)
      Auf die Vibrationen von den 650 Kubik komme ich noch zu sprechen!

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  7. Boah, wie mutig, an der Ruine anzuhalten. Aber es hat sich definitiv gelohnt. Bist du den Feldweg schon gefahren? Der sieht ja geradezu einladend aus.

    Du hast alle Widrigkeiten sauber gemeistert. Bravo, gut gemacht :-)

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    1. Dieser und andere Feldwege hatten bislang noch Schonfrist. Aber: Gesa und ich haben aufgerüstet! Neue Reifen, neue Wege...
      Ich bin gespannt, was daraus wird. :)

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