Montag, 15. Juni 2015

Wirtshaus im Spessart

+++05.05.2015+++

-Krack!- Ich mache das Visier zu und drücke auf den Startknopf. Gesa und ich schlängeln uns durch die Kreiselstadt Nieder Olm, alleine drei werden meinen Weg von der Tankstelle bis zur Autobahn begleiten. Ich wähle den Weg über Klein Winternheim und fahre dort auf die A63 in Richtung Mainz. Am Kreuz biege ich ab und folge der A60 in Richtung Frankfurt. Mir entgegen brandet der Feierabendverkehr, der aus der Bankenmetropole und den Industrievororten zurück in die Landschaft unterhalb des Rheinknies schwappt. Meine Rechnung, daß um die Uhrzeit in meiner Richtung nicht viel los sein würde, geht auf. In Bischofsheim fahre ich von der Autobahn ab und halte auf Groß Gerau zu. Rasch überhole ich an einer Ampel einen LKW und verschaffe mir so die Pole bevor es grün wird und ziehe davon. Hinter Büttelborn biege ich auf die Strasse nach Griesheim ab. Ich bin etwas verwundert, denn ich hatte hier mehr Blitzer in Erinnerung. Trotzdem bleibe ich auf der Hut, als ich weiter Richtung Pfungstadt steuere. In Pfungstadt mache ich echt immer den selben Mist. Als ich im letzten Jahr nach Mömlingen gefahren war, hatte ich mich dort auch schon schwer getan. Da lasse ich mich dieses Mal natürlich auch nicht lumpen und fahre an der Kreuzung wieder wacker geradeaus. Diesmal versuche ich aber, als ich den Fehler bemerke, einen anderen Trick. Ich biege gegen Ende des Ortes links ab und folge einem Schild, das einen Honda Händler verheißt. Den finde ich zwar nicht, ich zuckele durch ein Wohngebiet durch, aber ich finde dennoch irgendwann wieder auf meine Strasse zurück, auf die ich eigentlich wollte. Als ich auf die Bundesstrasse hinter Pfungstadt biegen will, sehe ich eine königliche Burgerschmiede und halte drauf zu. Mein Magen hängt auf halb sieben und ich weiß nicht, ob ich am Ziel meiner Ausfahrt etwas bekomme. Also wird hier gespeist. Kauend sitzen Leute hinter der Scheibe und beobachten, wie ich mich vom Motorrad schwinge und federnden Schrittes den Gastraum betrete.
Das Essen ist kein besonderes Highlight, aber es macht satt und hat damit seinen Hauptzweck erfüllt, ich sehe zu, daß ich weiter komme. Durch Eberstadt klappt es dieses Mal deutlich souveräner als im letzten Juli und ich bin bald auf der B 426 und brumme durch den Tunnel auf Reichelsheim zu.
Vor mir habe ich ein schwarzes Cabrio, das mit wechselnder Geschwindigkeit sich etwas störend im Fluß bemerkbar macht. Ich komme aber auch nicht daran vorbei und so füge ich mich und bleibe halt dahinter. Irgendwann wird sie schon aufgeben. Mit der Einschätzung habe ich Recht und ich kann ungestört auf die B45 abbiegen und auf Höchst zuhalten. Ist es da etwa naß auf der Strasse? Oh, hier hat es geregnet! Ich biege von der Bundesstrasse ab und fahre nach Höchst im Odenwald hinein. Am Ortseingang bleibe ich erst einmal stehen und orientiere mich auf der Landkarte. Zwei GS - Fahrer kommen mir entgegen und grüßen, ich suche mir meinen Weg auf der Karte und sehe zu, daß ich weiter komme. An der Blitzersäule fahre ich artig was gefordert wird und habe bald darauf einen Wagen mit Anhänger hinter mir. Der möchte unbedingt schneller sein als ich. Ich gönne ihm an einer Busbucht die Freude und reihe mich hinter ihm wieder ein.
Von Höchst im Odenwald erkenne ich überhaupt nichts mehr wieder. Dabei bin ich hier schon mal gewesen. Das war mit der ganzen Schule, irgendwann Anfang der 80er Jahre. Man hatte einen Zug gechartert und war in den Odenwald gefahren. In Höchst waren wir auch. Aber ich kann nichts sehen, an das ich mich erinnern würde.
Ich halte mich deshalb auch nur so lange auf, wie die Ampel rot ist und habe nach kurzer Zeit den Fritzen mit dem Anhänger wieder vor mir. Der hatte das doch eben so eilig gehabt? Im Spiegel wird er bald kleiner.
Am Pirelli - Metzeler Werk vorbei komme ich schließlich nach Mömlingen. Zweirad Norton hat schon zu, also fahre ich auch ohne Halt dort vorbei und gelange nach Obernburg. Die Brücke über den Main, über die ich fahren will, finde ich nicht sofort, ich drehe erst eine Runde durch die Stadt, bevor ich schließlich ins gegenüberliegende Elsenfeld komme. Klar, könnte ich auf der Umgehungsstrasse weiterfahren, aber ich möchte ja etwas sehen und rolle somit lieber durch den Ort. Die Kirchendichte steigt, es ist somit klar, wo ich bin.
Eine liebliche bayerische Landschaft empfängt mich und ich fahre beschwingt durch kleine Ortschaften, als Tom mich anruft. Er ist etwas erstaunt, daß ich auf dem Motorrad unterwegs bin und trotzdem telefonieren kann. Währendessen fahre ich über wunderbare kleine, kurvige Strassen und brauche auch nicht die Hand vom Lenker zu nehmen. Wie Tom auflegt, bin ich auch schon in Mespelbrunn. Das Schloß sehe ich nicht, das liegt ja außerhalb im Wald, aber an den Ort habe ich auch keinerlei Erinnerung. Obwohl ich hier auch schon mal gewesen bin. Aber auch das ist lange her. So fahre ich einfach weiter und überlege, ob ich morgen noch mal hier her kommen soll.
Auf dem Autobahnzubringer zur A3 ist etwas mehr Verkehr, fast ungewohnt, wo ich gerade fast alleine in der schönen Landschaft unterwegs gewesen bin. Es geht bergauf und über die Autobahn drüber weg. Eine riesige Baustelle kann ich unten sehen und auch oben, bei mir, ist einiges in Arbeit. Hinter der Autobahn ist es nicht weit, der nächste Ort heißt Weibersbrunn, dort ist mein Tagesziel. Das Hotel befindet sich gleich am Ortseingang und ich parke Gesa auf dem Hof. In der Rezeption gibt es kurz etwas Verwirrung, irgendwas hat mit der Buchung nicht ganz geklappt. Aber ich muss mir keine Sorgen machen, ein Zimmer bekomme ich trotzdem.
Und was für eins! Die Schränke darin reichen für einen Dreiwochenfamilienurlaub und auch im Bad ist enormer Stauplatz.
Ich ziehe mich um und gehe runter in die Wirtschaft. Dort sollen schon andere sein. Draußen auf der Terrasse treffe ich Griesi, der dort gemütlich sitzt und zu Abend gegessen hat. Ich hätte also auch ohne Weiteres hier was bekommen können. Bei ihm sitzt LeFronc, ein weiterer netter Bloggerkollege.
Als es später kühl wird, gehen wir hinein und warten auf Sabine, die nach einem langen Arbeitstag noch eine lange Anreise hat. Als sie endlich da ist, trinken wir noch etwas, reden noch einiges und verschwinden dann alsbald in unseren Zimmern. Denn morgen wird ein spannender Tag...

Im Garten des Hotels: die eigene Kapelle

8 Kommentare:

  1. Ich saß aber nicht alleine, Bloggerkollege @LeFronc war auch da.

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    1. Sehr richtig, der nette junge Mann, der Dir gegenüber saß. Vergessen hatte ich nicht, ich habe nur immer dieses Namenproblem...

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  2. An deinem Schreibstil merkt man schon, wie schön dein Urlaub gewesen sein muss. Frech und wild ... :-)

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    1. Oh ja! Mein Urlaub war...- Hey, das können wir nun wirklich noch nicht wissen! Ich habe den totalen Erlebnisstau! Zum Urlaubsbericht kommen wir noch!

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  3. Bayern habe ich dieses Jahr auch noch auf der Liste. Bin mal gespannt, was Du noch so zu erzählen hast. (Popcorn 'raushol...)

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    1. Bis auf Bremen und Berlin habe ich mittlerweile alle Bundesländer mit dem Motorrad bereist. - Aber das können wir ja auch noch nicht wissen. Hmpf...

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  4. Ja cool - was für ein Zimmer. Und mit hoteleigener Kirche. Luxus pur. Ich hoffe, du hast ein Kerzerl für uns alle angezündet?
    Ich bin zwar evangelisch und die haben es nicht so mit Kerzen, aber wenn ich die Gelegenheit dazu finde, mach ich sowas "betriebsfremd" immer. Für Freunde und Leute, die ich grad besonders bedenken will ...

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    1. Soweit ich das gesehen habe, war das die Kapelle der Hotelbesitzer. Drinnen bin ich nicht gewesen. Aber Kerzerl anstecken mache ich auch immer wieder gerne, wenn ich eine Kirche besuche. Ich glaube, dafür bedarf es auch keiner expliziten Mitgliedschaft. Das Denken an die anderen alleine reicht aus. Und ich bin mir sicher, daß es auch ankommt.

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