Mittwoch, 24. Juni 2015

Honda Presse Tag 2015 - Teil 1

 +++06.05.2015+++

Wir sammeln uns alle um ein rotes Zelt auf dem Hotelhof. Es ist wie Weihnachten!  Der Reihe nach tragen wir uns ein, versichern daß wir im Besitz eines Führerscheines sind und nehmen ein Bändsel mit unserem Namensschild entgegen.
Honda hat zu einem Pressetag in den Bayerischen Spessart eingeladen und ich bin dabei! Yeeaaah! Zwischen anderen Bloggern und Journalisten stehe ich auf dem Hof und überlege welches der dort aufgestellten Motorräder ich nun als erstes fahren werde. Meine Güte, bin ich aufgeregt. Den ganzen Tag nach Herzenslust Motorräder Probefahren!
Hornet? War mal!
Ich entscheide mich zuerst für die CB650F, die nicht mehr Hornet. Ich gebe die Nummer, die auf die Maschine geklebt ist, sowie meinen Namen bei einer der Damen in dem roten Zelt an und bekomme dafür den Schlüssel.

In der Fahrschule haben sie jetzt so eine beschafft, als Ersatz für die BMW, auf der ich gelernt habe. Die Maschine ist klein und kompakt, wirkt durchaus bullig. Mit dem Druck auf den Startknopf erwecke ich den Vierzylinder zum Leben. Der Motor läuft erwartungsgemäß sehr ruhig. Ich bin aber dennoch erstaunt, wie ruhig. Das ist schließlich mein erster Kontakt mit einem Vierzylindermotor in einem Motorrad. Von Vibrationen ist hier wirklich nichts zu merken. Ich gebe vorsichtig Gas und rolle vom Hof. Ich biege rechts herum auf die Strasse ein und fahre nach Weibersbrunn hinein. Obwohl die Maschine sehr klein mir vorkommt, kann ich recht angenehm darauf sitzen. Auf Anhieb komme ich mit ihr zurecht. Hinter dem Ort gebe ich Gas. Die Strecke kenne ich noch nicht, also lasse ich es vorsichtig angehen. Dazu ist die Strecke an manchen Stellen noch feucht und die Reifen sind noch kalt. Die Leute von Honda hatten drei Strecken vorgeschlagen, die man fahren könnte, ich habe mich für eine kurze, 16 Kilometer lange Strecke entschieden, die ich mir gut merken kann.
Auf etwa der Hälfte gelange ich nach Rothenbuch. Ich mache einen kurzen Halt und schaue mir die Maschine genauer an. Der bullige Eindruck bleibt erhalten. Die vier Auspuffrohre sind kunstvoll verlegt und prägen die Front. Ein Spoiler aus dem Zubehörprogramm versperrt leider den Blick auf die Biegung der Rohre unter dem Motor. Aber da kann der Besitzer selbst entscheiden, Rohre oder Spoiler.

Das Cockpit ist mit dem nötigsten ausgestattet, es gibt neben der Geschwindigkeitsanzeige einen Drehzahlmesser und zwei Tageskilometerzählern nichts überflüssiges.
Auch wenn ich die Sitzbank nicht demontiert bekomme, irgendwas klemmt dort und ich entscheide mich sie lieber drauf zu lassen, als mit ihr unter dem Arm wieder auf den Hof zu kommen, macht die ganze Maschine einen sehr wertigen, soliden Eindruck. Der oben angesprochene Spoiler unter dem Auspuffknie und der Kotflügel in Carbon - Optik stammen aus dem Zubehörprogramm. Dort findet man auch noch ein Topcase, Heizgriffe, oder eine Soziusabdeckung für den, der lieber alleine auf seiner CB650F bleiben möchte.
Die Maschine fährt sehr gut, sehr leicht. Durch den tiefen Schwerpunkt fällt das Lenken leicht und macht entsprechend Spaß. In den unteren Gängen kommt ordentlich Dampf vom Kessel. Das ist schon nicht schlecht. Aus Rothenbuch hinaus geht es eine Steigung empor. Die bereitet der CB keine Probleme, allerdings merke ich was von meinem Eigengewicht. Damit hat sie schon zu tun und auch mit meiner Luftverdrängung. Und dabei hat sie zwei PS mehr als Gesa, nämlich 87.
Auf der Bundesstrasse dann gibt es endlich keine Zweifel mehr, hätte ich sie denn je besessen, dies ist ein ausgesprochen Spaß bereitendes Motorrad.
Was mir beim Fahren, sobald ich aus der Ortschaft heraus war, aufgefallen ist, sie klingt ein bisschen wie ein Staubsauger. Das Motorengeräusch geht auf freier Strecke in ein Heulen über. Nicht unangehm, aber interessant. Alles in allem kommt sie mir sehr leise vor. Zum Schluß fahre ich noch durch einen Kreisel hinter der Autobahnauffahrt, auch das klappt prima und geht leicht von der Hand.
"Und?" will Griesi wissen, als ich wieder auf den Hof gerollt komme, "wie ist die Nicht - Hornet?" Als ich "Putzig" zur Antwort gebe, mag er es kaum glauben und kriegt sich vor Lachen nicht mehr ein. Naja, das "Putzig" bezog sich in erster Linie auf die Größe. Denn unter mir schaut sie wirklich klein aus.
Nach R4 nun V4
Nach einer Runde mit einem Roller schnappe ich mir die ziemlich neue VFR 800 X Crossrunner. Der V 4 tuckert unter mir, als ich durch Weibersbrunn zu meiner Runde aufbreche. Das macht einen kraftvollen Eindruck. Ich fahre nach der S- Kurve in eine Wegeinfahrt und stelle die Maschine erst mal hin und sehe sie mir genauer an.
Was mir zuerst auffällt, das sind die relativ kleinen Räder. 17 Zoll gibt es vorne und hinten. Damit liegt sie voll im Trend mit anderen Herstellern, die jetzt Sportbikes auf Stelzen stellen. Die Sitzhöhe ist nicht unbezwingbar, der Sitz soll auch in der Höhe einstellbar sein.

Ich habe allerdings nicht entdecken können, wie das geht. Unter dem rechten Koffer entdecke ich hingegen slovenisches Metall.

Der Akrapovic Auspuff stammt, wie die Koffer auch, aus dem Zubehörkatalog. Der Schlüssel für die Koffer ist dafür der selbe, mit dem das Motorrad auch gestartet wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern braucht man keine Extraanbauten um die Koffer verwenden zu können. Die Halterung dafür bringt die Maschine schon mit.
Das Fahrwerk ist einstellbar, und zwar an Gabel und Federbein. Für das Federbein liegt der Drehknopf - so man keine Koffer montiert hat - gut erreichbar hinter der Soziusfußraste auf der linken Seite.
Die Gabel wird mit der üblichen Schraube verstellt.
Womit wir beim Cockpit angelangt sind. Die Griffe für Kupplung und Bremse sind auch verstellbar, es gibt eine Griffheizung, mit fünf Stufen und ein großes viereckiges Display. Das zeigt neben der Geschwindigkeit und der Drehzahl auch zweimal einen Tageskilometerstand an, den eingelegten Gang, Kühlwassertemperatur, Temperatur und Tankinhalt. Also praktisch alles, was man wissen sollte. Zwei Dinge sind mir allerdings aufgefallen, das eine mag eine Eigenheit der Testmaschine gewesen sein. Zum Einen spiegelt das Display stark, man kann also nicht nur nicht erkennen was dort steht, sondern auch die Sonne wird reflektiert. Das kann beim Fahren recht störend sein. Das ist der großen ebenen Glasfläche geschuldet. Das Andere ist, der ganze Verkleidungsvorbau kommt bei unebener Strecke in Bewegung. Das wackelt ganz schön und auch das Display zittert in einem eigenen Takt mit. Das, wie gesagt, kann eine Eigenheit der Testmaschine sein, denn ansonsten macht das Motorrad einen absolut soliden Eindruck.


Was mir gut gefällt, das ist die LED Beleuchtung rundherum, und als besonderer Gag die Blinker, die dauerhaft orange leuchten, als Positionslichter. Das wird, wie die Reflektoren an der Gabel, auch dem amerikanischen Markt geschuldet sein.
Ich schwinge mich wieder auf den Sitz und lasse den V4 unter mir aufleben. Die Sitzposition ist angenehm, ich sitze nicht zu sehr mit geknickten Knien und ich habe einen guten Überblick. Die Strecke nach Rothenbuch hat einige Kurven und auch Stellen mit schlechterem Asphalt. Dort merke ich ein wenig mehr von den Unebenheiten, als ich es an vergleichbaren Strecken von Gesa gewohnt bin. Aber es ist nicht störend, ich fühle mich sicher und fahre flott unter dem grünen Dach des Waldrandes entlang. In Rothenbuch biege ich ab und lasse absichtlich den Blinker weiterlaufen. Er stellt sich von selbst wieder ab.
Nun geht es bergauf. Wie nicht anders zu erwarten nimmt die Crossrunner die Steigung mit Leichtigkeit. Auf der Bundesstrasse zurück nach Weibersbrunn lasse ich sie etwas laufen. Hier ist sie in ihrem Revier. Auf der kleinen Strasse vorhin hatte ich mich über ihren etwas sturen Geradeauslauf gewundert. Das hätte ich wegen der recht kleinen Räder so nicht erwartet. Hier auf der Bundesstrasse nehme ich die Kurven leicht und mit viel Spaß. Der Windschutz, den die Frontscheibe bietet, ist vergleichbar mit dem bei Gesa. In Weibersbrunn mache ich wieder meinen Abstecher über den Kreisverkehr und auch da läuft sie sauber durch und lässt sich gut händeln.
"Probiert unbedingt auch was mit DCT!"
Als ich wieder auf dem Hof des Hotels stehe und mir überlege, welches Motorrad ich nun nehmen möchte, kommen mir wieder die einleitenden Worten von Oliver Franz, dem Pressesprecher von Honda Deutschland in den Kopf, der sagte: "Probiert unbedingt auch was mit DCT! Aber daß mir am Ende keiner was von Automatik schreibt!" Also lasse ich mir den Schlüssel der CTX 700N geben. Mattschwarz steht sie auf dem Hof. Ich lasse mich in den Sattel sinken. Ein Druck auf die Starttaste und der Motor erwacht. Ich bin erstaunt, der Sound passt irgendwie nicht zum Äußeren. Es gibt keinen Kupplungshebel und keinen Schalthebel, man dreht einfach am Gas und fährt los. Ich hebe die Füße und eiere vom Hof. Mit den Füßen habe ich noch keinen perfekten Sitz. Ich habe das Gefühl ich würde dauernd bremsen und halte deshalb die Beine etwas angespannt. Ansonsten ist das Fahren jedoch ausgesprochen entspannt. Im Dorf hat die CTX schon den vierten Gang eingelegt und ich zirkele sie leicht und locker um einen Getränkelaster herum, der im Ort die Durchfahrt eineingt. Das Anhalten geht auch einfach, man muss nichts machen außer zu bremsen und die Füße auf den Boden zu stellen. Die Elektronik hat schon runtergeschaltet. Raus aus dem Ort und Gas gegeben. Hui, das geht schön. Auch wenn ich in meiner gelben Jacke nicht ganz zum Gesamtbild passe, ich komme mir ein bisserl vor wie der weibliche Gegenpart zu Easy Rider. Jetzt, kurz vor Mittag ist die Strecke auch schön trocken und die Sonne scheint warm. So husche ich durch die Kurven. Ich setze den Blinker und fahre an der S - Kurve wieder in die Einmündung und halte an.

Schwarz in Schwarz, vom Motor ist nicht allzuviel zu sehen, ein dickes, verchromtes Auspuffrohr, das aus der Verkleidung ins Freie geführt wird, flach, bullig. Das sind die hervorstechendsten optischen Merkmale. Was mir gut gefällt, ist wie die Hupe in die vordere Verkleidung integriert ist. Allzuoft ist sie an den tollsten Motorrädern so lieblos und gleichzeitig präsent angebracht und die banale Einfachheit wirkt dann so unwürdig...
Am Cockpit gibt es wenig überraschendes. Es zeigt in der Fahrt auch die Gänge an, in denen man sich befindet. Das ist schon dafür nötig, weil sich das Getriebe auch von Hand bedienen lässt.
Für das Display selbst gibt es zwei große Tasten und das war's. Mehr braucht es nicht. Das Getriebe braucht unterdessen ein paar Schalter.
Auf der rechten Seite findet sich ein Schalter mit drei Stellungen, S, D und N. Das ist wie bei einem Automatikauto auch Neutral, Drive und Sport. Sowie auf der Vorderseite der rechten Schalteinheit noch einen AT / MT Schalter. Damit kann man von Automatischer Schaltung auf Manuelle Schaltung umschalten. Auf der linken Seite gibt es dafür dann eine Plus und eine Minustaste. Damit kann man von Hand die Gänge rauf, oder runterschalten.
Das DCT, Dual Clutch Transmission, ist kein Automatikgetriebe im herkömmlichen Sinne. Es ist also kein Flüssigkeitsgetriebe, sondern ein automatisch schaltendes, herkömmliches mechanisches Schaltgetriebe. Dabei kommen zwei Kupplungen zum Einsatz, die sich Gang für Gang ablösen. Jede der beiden Einheiten ist für eine Gruppe von Gängen vorgesehen. Die erste für 1, 3 und 5 und die zweite für 2,4 und 6. Drehzahlabhängig bestimmt die Regelelektronik wann in den nächsten Gang geschaltet wird. Das funktioniert beim Raufschalten, genau wie beim Runterschalten. Irgendwie ein Wunderding, das die Elektronik letztlich erst möglich gemacht hat.
Auf der linken Seite des Lenkers findet sich noch ein Hebel. Den gibt es sonst nicht.

Das ist die Feststellbremse. Man zieht zum Abstellen den Hebel zu sich und wenn man wieder losfahren will, dann drückt man auf die Taste darunter und die Bremse wird wieder freigegeben. Es erinnert mich ein ganz klein wenig an die Handbremse beim Mercedes.
Die Sitzbank bekomme ich auch bei der CTX nicht abgenommen. Vielleicht sollte ich mal einen Kurs bei der Volkshochschule suchen, bei dem das gelehrt wird. Das Schlüsselloch dafür habe ich allerdings entdeckt.
Auch wenn die CTX 700N mit der NC7xx Familie verwandt ist, sie hat den Motor der NC 700 geerbt, die Lage des Tankes ist nicht identisch. Er findet sich vorne vor dem Sitz unter einer Klappe.
Davor versteckt sich ein kleines Ablagefach. Da kann man das Geldbörserl verstecken, dann beult es die Bikerjeans nicht aus.
Aus dem Honda Zubehörregal stammt der Gepäckhalter, das Sissybar, die Heizgriffe und die Koffer. Damit wird die CTX für weitere Reisen als bis zur Eisdiele gerüstet.
Da kann die Eisdiele auch mal eine Übernachtung weit weg sein.
Nach meinem Rundgang um die Maschine geht es wieder zurück auf die Strasse. Nach Rothenbuch schwinge ich recht entspannt, wenngleich ich immer noch keine rechte Position für das rechte Bein gefunden habe. Den Blinker muss ich selbst zurückstellen, der würde ewig weiterblinken, ich wedele um die Verkehrsinsel drumherum und aus dem Ort raus. Nun drehe ich forciert am Griff. Die Arme werden lang. Hier fühlt sich die Beschleunigung nach mehr an, als sie ist. Das liegt an der, von der rechten - Fuß - Frage abgesehen, entspannten Sitzposition. Bergauf tut sie sich auch nicht sonderlich schwer. Durch die Kurven macht es richtig Spaß. Sie lässt sich leicht und sicher lenken. Auf der Bundesstrasse dann finde ich endlich einen Weg, wie ich meinen Fuß stellen kann, ohne das dauernde Gefühl zu bremsen. So ließe es sich aushalten. Wenn der leichte Klang nach Aufsitzrasenmäher nicht wäre, man könnte tatsächlich einen auf dicke Hose machen. Das Schalten hat man nach kurzer Zeit vollkommen vergessen, man gibt einfach Gas und lässt das Bike den Rest machen. So bereitet auch der Kreisverkehr zum Schluss meiner Ausfahrt mir keine Probleme.

8 Kommentare:

  1. Tzaaa, ich fand die CB absolut nicht 'putzig' und auch die Crossrunner war nicht so einfach zu erklimmen :-)))

    Was für ein g**ler Tag. Du traust dich ja was, sauber :-)

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    1. Na, deshalb hat sich der Griesgram auch so abgehauen als ich das sagte. :)
      Ich messe das immer an Gesa und meiner Körpergröße. Und der Frage, wie fühle ich mich darauf.

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    2. Ich finde immer so krass z. B. Sitzhöhe 80 cm. Aber dass die dann leider vergessen zu sagen, dass der Sozius um einiges höher ist und man sein Bein leider auch noch da drüber schwingen muss ... Paaah!

      Na klar musst du das aus deiner Sicht beschreiben, aber trotzdem ... *HEUL* ... Viele Grüße, der kleine Erdnuckel :-DDD

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    3. Als ich Tom hinten drauf mitgenommen habe, hat er sich auf die eine Raste gestellt und dann ist er ganz leicht über die Bank gekommen. Bei Gesa macht die Bank hinter mir noch eine Stufe, das ist dann wirklich hoch. Aber das fand er ganz angenehm, er hatte schon befürchtet nichts zu sehen.

      *tröst* *Taschentuch rüberreich*
      :)

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  2. Und ich habe nun 91cm....für Funny ein Mount Everest :))

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  3. Immer wieder spannend deine Motorradtests zu lesen. Ich wäre dafür zu klein :(

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    1. Dankeschön!
      Das mit dem "zu klein" glaube ich nicht 100%ig. Denn Du kommst prima mit Deiner BMW klar. In der Höhenlage lässt sich viel finden. Ich habe genau das anderseitige "Problem", ich bin für vieles zu groß. Und dennoch immer wieder erstaunt, was alles dann doch noch machbar ist.

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