Donnerstag, 3. September 2015

Zeitenreise 2015 - Tag 6 Straße nach Norden

+++30.05.2015+++

"Zuerst komme ich in Schwarze Pumpe übern Berg,
und da schimmert in der Sonne das nagelneue Kraftwerk,
es sieht aus, als ob ein Ufo hier gelandet wär,
es glänzt wie gelogen und passt hier nicht richtig her.
Nebenan verdienten einst 14.000 ihr Brot,
die sind vom Wind verweht und die alte Dreckschleuder ist tot,
vom Wind verweht ist auch der Ruß, der ganze dicke Schicht,
heut verheizen die hier Giftmüll und das Gift das sieht man nicht.

Und ich sehe auf der Straße nach Norden,
dieser Teil der Welt ist anders geworden (...)"
Gerhard Gundermann, Straße nach Norden, 1998

In der Nacht hatte es weiter ein paar Tropfen geregnet, aber jetzt um acht Uhr in der Früh ist alles schon wieder trocken draußen. Ich rolle mich aus dem Bett und verschwinde im Bad. Ich muss zusehen, daß ich fertig werde, denn ich habe heute einiges vor.
Kurze Zeit später sitze ich auch schon unten am gedeckten Frühstückstisch und vor mir dampft der Kaffee und ein grünblaues Ei schaut mich an. Das Frühstück ist wieder unglaublich lecker und die Brötchen wunderbar frisch und kross.
Das Pärchen am Nebentisch ist heute morgen besonders einsilbig, sie sitzen nur da und muffeln ihre Brötchen in sich hinein. Als ich aufstehe und mich fertig und hoch ins Zimmer will, wünschen sie mir aber dennoch einen schönen Tag. Das haben sie gestern nicht getan. Offenbar zähle ich jetzt zum Kreis der Vertrauten.
Meine Sachen sind schon alle gepackt, ich brauche nur noch die Jacke anzuziehen und mich mit all meinem Zeug zu behängen und stapfe hinunter. Gesa ist im Handumdrehen beladen, das geht wirklich flott mittlerweile, und ich gehe noch mal hinein, bezahle und gebe den Schlüssel zurück.
Der Gasthof Mühlengrund in Michalken
Jetzt erst einmal zur Tankstelle! Ich wähle wieder die Aral Tanke an der Ortseinfahrt von Hoyerswerda und lasse die Luft aus Gesas Tank. Danach rolle ich kurz ein paar Meter vor und kümmere mich um die Luft in den Reifen und um die Kette.
Es ist gegen zehn, als ich vom Hof der Tankstelle rolle. Mittlerweile scheint wieder Sonne und es sieht ganz nett aus. Ohne Halt fahre ich durch Hoywoy und folge der B 97 in Richtung Schwarze Pumpe.
Ich mache noch ein paar kleine Abstecher, finde aber nichts, was ich fotografieren möchte und gelange so nach Schwarze Pumpe hinein. Wirklich toll ist es hier nicht. Es ist eine große Industrieansammlung, viel Neues, wenig Altes, also gebe ich Gas und verlasse die Stadt. Ich komme auf eine Betriebsstraße von Vattenfall. Sie ist öffentlich auf eigenes Risiko befahrbar und führt am Rande des Tagesbaus Welzow vorbei. Sehen kann ich ihn wieder nicht, dazu sind die Bäume zu hoch und der Tagebau dann doch zu weit weg.
Hinter Proschim komme ich dann wieder auf eine Bundesstraße, die B156. 
An der Kreuzung mit der B 96 folge ich dieser in Richtung Almosen und biege ein paar Meter danach dann links ab, in Richtung Grossräschen. Ich laufe auf einen Pferdetransporter auf. An dem komme ich nicht vorbei, zu dicht ist der Gegenverkehr. Dann sind wir auch schon in Großräschen, da bietet es sich so und so nicht an. In der Ortschaft fährt der ganz schön flott. Dafür kommt er an der Ampel nicht in die Gänge. Als wir aus Großräschen draußen sind, dreht der Pferdetransporter sehr ordentlich auf. Auf meinem Tacho stehen sehr gute hundert. Es hat keinen Sinn an ihm vorbeizufahren, auch wenn die Verwirbelungen dahinter echt blöd sind. Es kommt ständig Gegenverkehr. Ich hoffe auf die Autobahn. Aber da will er nicht hin. Stattdessen braust er weiter. Das mache ich nicht lange mit. Wer weiß, wo der noch ganz hin will. Ich setze den Blinker und fahre ab. Ich fahre einen Weg zu einer Waldsiedlung ein Stück, wende und stelle mich ein paar Meter von der Bundesstraße entfernt auf. Lass ihn verschwinden. Ich muss ohnehin die Landkarte rumdrehen und nutze die Gelegenheit dafür. Auf der Bundesstraße rauschen indes einige Amischlitten vorbei. Anscheinend ist irgendwo ein Treffen heute. Schließlich ist Sonnabend, da haben die Leute Zeit. Nachdem ich etwa fünf Minuten gewartet habe und der Verkehr gut aussieht, starte ich den Motor wieder und fahre weiter.
Nach ein paar Dörfern gelange ich nach Finsterwalde, einer einstigen Ackerbürger - und heutigen Industriestadt. Ich drehe eine Runde durch die Stadt, mache ein paar Bilder und will eigentlich danach weiterfahren. 
Aber eine Baustelle versperrt mir den Weg. Ich halte in der Nähe des Bahnhofes kurz an und schaue auf meine Landkarte. Wenn ich in Richtung Münchhausen fahre, will meine Karte wissen, dann gibt es dort eine kleine Straße, die links abgeht und mich auf meine alte Route bringt. Also los! Auf der rechten Seite sehe ich wieder einen Kaufland Laden und überlege kurz, ob ich hier schon einkaufen soll, aber ich bin ja gerade erst ein paar Kilometer unterwegs und habe noch viel vor mir und so verwerfe ich den Plan. Die Straße, die auf der Karte eingezeichent ist, kann ich irgendwie nicht finden. Ich stehe jetzt in Münchhausen und das ist zu weit. Also schaue ich noch mal auf der Karte. Da ist sie doch. In der Biegung. Kann ich so blind gewesen sein? Also zurück. In der Kurve halte ich Ausschau nach einer Kreuzung. Da ist aber keine, da geht eine Leitplanke entlang. Da ist auch in den letzten zwanzig Jahren keine Straße gewesen. Offizieller Kartenfehler. Hmpf. Ich fahre also etwas ziellos wieder nach Finsterwalde hinein. Das ist also der Fingerzeig, denke ich mir und biege auf den Parkplatz des Kauflandes. Gesa rasch abgestellt, den Helm mit den Handschuhen über den Spiegel gestülpt und mit dem Tankrucksack hinein.
Der Laden ist wieder genauso strukturiert wie in Torgau. Ich kenne mich also sofort aus. Er ist auch innen genauso düster, mit diesen dunkelgrauen Wänden und Decken. In der Kühltheke finde ich, was ich suche. Das Fleisch sieht auch hier wieder sehr verführerisch aus und ich habe damit gute Erfahrungen gemacht. Also greift die Macht der Gewohnheit. Dann gibt es noch ein Brötchen, eine Beilage ist schließlich nicht zu verachten und einen Joghurt aus Rudolstadt. An der Kasse frage ich die Kassiererin, ob sie mir einen Tip geben kann, wie ich um die Baustelle herum komme. Sie weiß auch tatsächlich etwas. "Da fahren se vor den Eisenbahngeleisen rechts ab, dann links und dann, se können nich anders, rechts. Dann sind se wieder auf der Straße." Ich bedanke mich, verpacke meine Sachen und mache mich auf den Weg zurück zu Gesa. Also gut, vor der Bahn rechts ab. Da, an der ehemaligen Poliklinik biege ich also ab und fahre auf die Baustelle zu. Doch rechtzeitig gibt es eine kleine Straße, die links wegführt. Dort biege ich ein. Sie führt mich auf die andere Seite der Bahnlinie und dann eine Straße mit Siedlungshäusern entlang. Am Ende der Siedlung geht die Straße tatsächlich weiter und ich folge ihr, entlang der Bahn. Als die kleine Straße endet, geht es rechts wieder ab und führt mich tatsächlich wieder zurück auf die Hauptstraße. Nun bin ich hinter der Baustelle! Na, das ist doch klasse! Warum nicht gleich so!
Am Segelflugplatz entlang geht es erst einmal Richtung Westen. Viel Verkehr ist hier nicht, die Meisten haben sich wohl, wie ich zunächst, von der Baustelle abschrecken lassen. Nach wenigen Minuten erreiche ich dann Doberlug - Kirchhain. In Kirchhain entdecke ich einen schönen kleinen Marktplatz und halte an. Mit der Kamera drehe ich eine kleine Runde.
Ein hübsches altes Stadtbild umgibt mich, vieles ist bereits liebevoll restauriert. An einem Sonnabend ist hier nicht viel los. Wenn der Geldautomat hier nicht wäre, wäre es zu dieser Zeit vermutlich wie ausgestorben. Die Läden haben auf jeden Fall alle heute schon zu. Wenn sie nicht ohnehin geschlossen sind. Ich beschließe weiterzufahren. Hinter Doberlug - Kirchhain wird es rasch ländlicher. Kaum mehr Autos und die Straßen werden kleiner. In der Ferne sieht es ständig nach Regen aus. Dazu fegt ein kräftiger Wind über das recht flache Land. Ich komme durch typische brandenburgische Straßenangerdörfer, fahre auf kilometerlangen schnurgeraden Straßen durch Kiefernwälder und komme durch saftige, grüne Feldmarken. Mein rechtes Auge kratzt ein wenig.
Irgendwann, ich befinde mich bereits am Rande des Fläming, komme ich nach Schönewalde. Die Straße mündet auf einen typischen Anger. Hier halte ich kurz an und schaue mich ein wenig um.
Als ich wieder weiterfahre, bin ich noch nicht weit gekommen, als ich auf der rechten Seite eine Bockwindmühle sehe.
Hier scheint noch die Sonne, aber als ich an die B101 komme, da sieht der Himmel reichlich bedrohlich aus. Da vorne gießt es. Hier ist die Straße noch nass. Ich fahre also der Wolke hinterher.
Für ein kurzes Stück komme ich jetzt wieder durch Sachsen Anhalt. Ein Stück hinter Linda halte ich an und schaue wo meine Straße weitergeht. Da, in der Kurve, da teilt es sich in drei Teile, da muss ich ganz links weg. Als ich an der Kurve ankomme, sehe ich, daß da zwar rechts eine Straße schräg weggeht, aber links - da ist nur eine Lichtung. Da gehen zwei Waldwege ab. Ich halte an und fahre auf die Lichtung. Hm. Da steht ein Wegweiser "Sayda 7km". Da sind Verkehrsschilder, keine LKW, kein Winterdienst. Das ist die Straße die ich suche! Kein Zweifel! Ich blicke mich um, ob das nicht Versteckte Kamera ist, aber nichts zu sehen. Also, Gas! Das vor mir ist keine Straße, wie man sie sonst so landläufig kennt, das da vor mir ist ein Schotterweg. Und Schotterweg habe ich kürzlich erst mit dem alten Griesgram geübt. Also fahre ich im Stehen.
Zunächst ist der Weg auch sehr gut und ohne große Überraschungen. Dann wird er etwas welliger. Es kommen Schlaglöcher dazu. Zu allem Überfluss fängt es jetzt auch noch an zu pieseln. Och nö. Ich habe die Wolke doch noch erreicht. Ich kann das Visier nicht offen lassen, ich habe sofort Tropfen überall, ich kann es aber auch nicht zu lassen, da habe ich auch Tropfen überall. Wischen kann ich jetzt nicht, das wäre auch unklug mit den ganzen Fliegenflecken drauf.
Der dichte Kiefernwald ist nun zu einem Birkenwald geworden. Was ein Glück ist die Blüte schon vorbei. Sonst würde ich hier den Heldinnentod sterben vermutlich. Birkenblüte ist total Moppelkotze. Sozusagen.
Etwa fünfzig Meter vor mir tigert ein Fuchs über den Weg und bleibt kurz stehen und schaut mich an. So was kommt ihm wohl auch nicht alle Tage unter. Auf dem holprigen Weg klötert mein Becher an der roten Rolle immer an der Schnalle rum. Man kann mich gar nicht überhören. Vermutlich ist das sogar noch lauter als das Motorengeräusch.
Nach tatsächlich sieben Kilometern macht der Weg eine geringfügige Biegung und ich komme auf eine Straße. Der Wald endet hier und es erscheint ein großer Landwirtschaftsbetrieb auf der linken Seite. Ich bin in Sayda.
Am Dorfplatz fahre ich geradeaus und komme so auf die Straße nach Zahna. Gesa und ich fliegen über kleinste Straßen und bald schon haben wir das Land Brandenburg wieder erreicht.
Wir kommen nach Niemegk. Baustelle. Umleitung. Klasse. Der Weg führt erst einmal in eine andere Richtung, als die, in die ich eigentlich wollte. Ich lasse mich überraschen. Zuerst kommen wir unter der Autobahn durch und dann, in einem der Dörfer, werde ich von einem sturzbetrunkenen, torkelnden jungen "Patrioten" mit "Deutschem Gruß" empfangen. Sieh da. Die weitere Strecke entschädigt dafür dann um so mehr. Ich komme auf winzigkleinen Straßen durch winzige Orte, durch Wald und Felder. Es ist herrlich. Dazu ist die Landschaft sanft gewellt und bietet was fürs Auge. Die Sonne scheint auch schon wieder, aber es ist immer noch dieser üble Wind. Dazu ist es auch ziemlich kalt geworden in der Zwischenzeit. Und, das Auge hatte ich ja schon angesprochen, irgendwas kratzt da und stört rum. In Bad Belzig halte ich auf einem Platz unter Bäumen an. Ich reiße mir den Helm vom Kopf, dieses Auge tränt und kratzt und es ist nur AARRGGGHH! Ich bin etwas genervt. Die Kontaktlinse lässt sich auch nicht so ohne Weiteres rausnehmen. Ich stehe da rum und fummle mir am Auge rum und es geht irgendwie nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit und einer Harley und einem Duttelbären gelingt es mir dann doch. Ich mache die Linse sauber und setze sie wieder ein. Dafür brauche ich keinen Spiegel, das habe ich zigtausend Mal gemacht. Nur muss ich mich mit dem Rücken in den Wind drehen. Ich blinzele, es scheint wieder zu gehen.
Ich drehe noch eine kurze Runde durch Bad Belzig, aber mir ist kalt, das Auge tut noch ein wenig weh und ich bin immer noch etwas gereizt. Ich fahre also besser weiter. Durch Ragösen und an einer toten Bahnlinie entlang, komme ich nach ein paar Kilometern, die Ortschaften werden nun langsam etwas städtischer, auf die B1. Mir wird immer kälter und ungemütlicher, ich habe gerade meinen Tiefpunkt erreicht. Ich - brauche - Kaffee - und - zwar - jetzt! Da vorne ist eine Tankstelle! Die haben Benzin für Gesa, die würde auch einen Schluck nehmen wollen, wenn die Gelegenheit da ist und die haben sicher, ganz sicher, Kaffee! Ganz egal, ob der Campingplatz nun nur noch zehn Minuten weg ist, oder nicht.
Nachdem ich Gesas Bedürfnisse gestillt habe, zittere ich in die Tankstelle, bezahle das Benzin und frage nach Kaffee. Sie haben welchen! Halleluja! Die nette Frau von der Tankstelle stellt mir einen Becher dampfenden, lecker riechenden Kaffee auf das Glasbord der Imbisstheke. In kleinen Schlucken schlürfe ich den heißen Balsam in mich hinein. Was für eine Wohltat! Ich taue auf. Dieser Wind hat mich ausgelaugt. Dazu noch die Kälte. Buah. Ich komme mit der Frau ins Gespräch und sie entpuppt sich als begeisterte Camperin und freut sich, daß ich zelten will. Sie fährt auch immer mit ihrem Mann an die Ostsee zum Zelten. Auf Rügen hat sie eine Stelle, da fährt sie gerne hin. Ich kenne die Gegend etwas und wir können uns darüber prima austauschen.
Aber irgendwann ist mein Kaffee alle und ich muss auch langsam zusehen, daß ich zum Campingplatz komme, denn es ist kurz vor sechs. Ich verabschiede mich und mache mich auf die letzte Etappe für heute. Der Weg ist nicht mehr weit, ich muss nur noch ein paar Kilometer durch den Wald und vor der Eisenbahn abbiegen. Der Weg führt ein paar hundert Meter in den Wald, dann schwingt er sich über eine Brücke über eine Eisenbahnlinie und folgt ihr dann in südlicher Richtung. Vor mir tauchen Wohnmobile und Campinganhänger aus halb Europa auf. Ich bin da. Vor mir liegt der königliche Campingpark Sanssouci in Potsdam. Ich stelle Gesa vor einem großen Tor aus Holzbalken ab und gehe zu einem großen Holzhaus in dem die Rezeption sich befindet. Das Gebäude macht eher den Eindruck des Informationszentrums eines Nationalparkes, denn einer Campingrezeption. Ich bin auch bald an der Reihe, nenne meinen Namen und bekomme ein Heftchen ausgehändigt, mit Lageplan und der Anleitung für diesen Platz. Man zeigt mir auf der Landkarte, wo ich mich mit meinem Zelt aufbauen kann und wünscht mir einen angenehmen Aufenthalt. Ich schwinge mich auf Gesa und wir tuckern langsam auf dem asphaltierten Weg entlang, zwischen Unmengen weißer Ware hindurch, zu einer kleinen Wiese, die in einer Biegung des Weges am Ufer liegt. Sie ist etwas durch Schilf geschützt und bietet ein brauchbares Grün. Mit Gesa kann ich nicht bis zum Zelt vor fahren, ich muss sie vor einem Balken zwischen Autos abstellen. Ich suche mir einen Platz, der mir brauchbar erscheint und hole meine Sachen. Außer mir sind noch zwei weitere Zelter auf dieser Parzelle, ein etwas dicklicher Mann mit einem Fahrrad mit Anhänger, dessen Zelt so gebaut ist, daß er mitsamt Fahrrad und Anhänger dort drin verschwinden kann. Er scheint aus Berlin zu kommen. Der andere Zelter ist ein jüngerer Mann aus Zwickau, der mit dem Auto da ist und ein riesiges Zelt bewohnt. Er sitzt teilnahmslos auf seinem Campingstuhl vor seinem Zelt und schaut mir zu, wie ich meine Wohnstatt entfalte. Wegen des starken Windes habe ich heute auch die Zeltleinen in Gebrauch, auf die ich bislang verzichtet hatte. Dabei stellt sich heraus, daß ich mehr Heringe gebrauchen könnte. Für heute reicht es auf jeden Fall, aber ich sollte mal darüber nachdenken, ob ich nicht noch mal welche kaufe.
Meine Motorradklamotten lasse ich heute wegen der Kälte an, die Jacke ist wenigstens winddicht und die Hose auch. Ich richte mein Lager und begebe mich erst einmal auf Erkundungstour. Vorne an der Rezeption hatte ich gesehen, daß es auch einen kleinen Laden gibt, der sogar noch geöffnet hat. Den besuche ich und besorge mir eine Flasche Bier zum Abendbrot.
Ich schaue noch von einer kleinen Aussichtsplattform auf den See, kehre dann zum Zelt zurück und baue die Küche auf. Es wartet ja schließlich noch mein Steak auf mich.
Das Fleisch ist wieder köstlich und butterzart und das Bier auch sehr brauchbar. Ich bin zufrieden.
Nach dem Essen schreibe ich meine Erlebnisse nieder und als es dann langsam sich anschickt, dunkel zu werden, schnappe ich mir meinen Abwasch und laufe zum dem Gebäudetrakt rüber, in dem sich die Waschhäuser befinden und auch das Haus, wo die Abwaschgelegenheit ist.
Hier gibt es nicht nur eine Spüle, sondern dutzende. Aber ich bin, da ich eigentlich nach der offiziellen Spülzeit komme, alleine dort und kann in Ruhe meine Pfanne schrubben.
Gemütlich schlendernd trage ich sie wieder zum Zelt zurück, packe mir meinen Rucksack zusammen und gehe mich waschen.
Im Waschhaus sind zwei Räume zum Waschen für Frauen, zwei für Männer, es sind dort die Toiletten, eine Waschküche, ein Billard und zwei Flipper. Ich entscheide mich für den hinteren Waschraum und beziehe an einem der Waschbecken Stellung. Hier ist deutlich mehr los, als auf allen Plätzen, auf denen ich bisher war, zusammen. Es gibt neben den Waschbecken rings um an den Wänden auch noch mehrere Kabinen mit Waschbecken. Heute abend allerdings bin ich mit einem normalen Becken zufrieden.
Nebenher lade ich noch den Akku von meinem Händi auf und somit habe ich es auch nicht eilig, fertig zu werden. Als der Akku genügend Ladung für die Nacht zu haben verspricht, breche ich mein Lager dort ab und verziehe mich in Richtung Zelt. Dort noch rasch umgezogen, den dicken Winterpulli an und ab in den Schlafsack. Kurz noch den Wecker gestellt und dann mit einem Seufzer den Kopf ins Kopfteil fallen lassen. Schauna, mein Schlafschaf, fehlt mir. Mööh. Ich mache den Reißverschluß vom Schlafsack zu, ziehe die Kapuze so dicht heran wie es geht und bin im nächsten Moment auch schon eingeschlafen.

Dieser Wind! Puh, das war echt kühl heute. Gegen Abend, als es dunkel wurde, da ist er dann eingeschlafen. Aber ich kann bisher nicht klagen, das Wetter hat sich auf meiner Reise prima gehalten.
Für die beiden Nächte in Hoyerswerda habe ich zusammen 60 Euro bezahlt. Ich bin dort sehr gut aufgenommen gewesen und habe mich vollkommen wohl gefühlt. Dort werde ich sicher wieder übernachten!
Meine Etappe heute war 303 Kilometer lang. Das hat sich aber gar nicht so angefühlt, weil so viel zu sehen war.


6 Kommentare:

  1. Juchuu, Schotterwege! Und sowieso wieder toll geschrieben.

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    1. Dankeschön! Ich bin überzeugt davon, daß wenn man in der Gegend etwas sucht, man noch etliche solcher legalen Wege finden wird. Ähnlich dem, was Du in den Elbauen erlebt hast.

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  2. Antworten
    1. Vielen Dank!
      Es gibt soo viele tolle Gegenden, von denen man gar nichts ahnt. Und sie sind nicht mal wirklich weit weg...

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  3. Herrlich berichtet und wieder tolle Fotos. Danke! Bestimmt in der nächsten Saison auf meinem Urlaubsplan!

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    1. Vieles von dem ist ja gar nicht so weit weg von Dir. Da hast Du einen echten Vorteil mir gegenüber!
      Ich habe selten so viele so schöne ruhige Straßen gesehen wie da. Nur der Wind hatte an dem Tag ein wenig gestört.

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