Donnerstag, 22. Oktober 2015

Zeitenreise 2015 Tag 13 Begleitetes Fahren

+++06.06.2015+++


Uurraggghh...! Was ist?? FFF.... Verdammt...! Wo? Wie? Was? Wer? Meine Güte!
Es ist mitten in der Nacht, ich habe keine Ahnung, wie lange ich schon geschlafen habe, da ist auf einmal etwas an meinem Kopf zu Gange. Ich brauche einen Moment, bis ich realisiere, daß das eine Sturmboe ist, die das Zelt über mir herunterdrückt. Ich spüre die Strebe und die Zelthaut am Kopf. Auf einmal wird es gleißend hell draußen. Sofort wieder Dunkelheit. Kein Donner. Noch mal blitzt es. Das muss ein Wetterleuchten sein. Irgenwo ist Gewitter in der Nähe und ich bekomme hier den Wind davon ab. Gut daß es woanders ist. Nachdem ich nun weiß, was Sache ist, bin ich auch unmittelbar wieder eingeschlafen.


Am Morgen, um halb acht, als mein Wecker mich dann aus dem Schlaf reißt, ist von Sonne draußen nichts zu sehen. Aber auch kein Regen, oder sonstetwas. Im Moment ist gar kein Wetter. Ich ziehe die Jeansjacke über und mache mich auf den Weg zum Waschhaus. Noch ist alles still, noch schläft alles. Auch meine Nachbarn sägen noch Holz. Es liegt noch eine dicke Decke über dem Campingplatz.
Im Waschhaus ist alles dunkel und die Waschbecken und Duschkabinen sind noch trocken. Erste!
Ich beeile mich fertig zu werden, und erst nach dem Duschen kommt ein junges Mädchen scheu ins Bad geschlichen und putzt Zähne. Blasse Haut, schwarze Haare, schwarze Klamotten, typische Ausstattung. So etwas kenne ich, mein Kollege Niko ist auch in der schwarzen Szene unterwegs und hatte mich vor ein paar Jahren auch mal zu einer Party in Mainz mitgenommen.
Nach dem Zähneputzen und ein paar Spritzern Wasser ist sie auch schon wieder lautlos verschwunden. Ich bin auch nun fertig und tu es ihr gleich. Nicht ganz so lautlos vielleicht.

Gegen halb zehn bollert der Motor von Gesa sonor vor dem Zelt. Los! Los! Die Sonne ist auch mittlerweile draußen! Ich bin aufgeregt. Mindestens so, wie vor ein paar Tagen in Kiel.
Im Schrittempo zuckele ich über den Platz und husche durch das zur Zeit gerade offene Tor ins Freie. Im Stehen nehme ich den holprigen Weg vor zur Straße und fahre dann in Richtung Meine. Bis Meine ist wenig los auf der Straße, aber kurz davor wird es merklich voller. Der Grund ist der Wochenmarkt dort, das Umland kommt einkaufen. Ich zickzackere etwas in der Gegend herum, weil ich glaube, mir nicht die Zeit nehmen zu können, um vernünftig in die Karte zu schauen. Das kostet natürlich wertvolle Minuten in der Gesamtwertung. In Gliesmarode weiß ich endgültig, daß ich nicht richtig sein kann und schaue auf die Karte. Denn, wenn ich hier weiterfahre, lande ich mitten in Braunschweig. Mag auch hübsch sein, ist aber nicht mein Ziel. Mein Ziel liegt in der Nähe, wie das Navi so nett sagen würde, aber ich brauche jetzt die Straße, die mich hinbringt.
Nach ein paar Minuten entdecke ich die Einfahrt, die ich von Bildern her schon kenne und suche mir und Gesa einen Parkplatz. Genau vor der Tür ist einer! Super! Hat das mit der Bestellung doch wieder geklappt. Ich stelle den Motor aus und schwinge mich auf die Straße. Als ich gerade den Helm abnehme, höre ich hinter mir auch schon jemanden meinen Namen rufen. "Hey Minya!!" Heike steht am Fenster und schwenkt beide Arme. Ich winke mit beiden Armen zurück und beeile mich, meine Sachen geschnappt zu bekommen und laufe zur Tür.
Hey wie cool! Wieder ein Bloggertreffen! Heike und ich kennen uns nur von unseren Blogs und von gelegentlichem hin und her schreiben. Jetzt sind wir beide in Echt da. Erst mal rein in die gute Stube, vorher die Stiefel ausgezogen und die Jacke und ankommen. Wir verstehen uns sofort blendend und haben eine Menge zu erzählen. Es ist ja immer so eine Sache mit einem realen Treffen. Wie wird der oder die andere sein? Wirklich so, wie dort, wo man bislang die Person kannte? Wie hört sich die Stimme an? So, wie man sich das vorgestellt hat? Heike ist wirklich so, wie man von ihr liest, unheimlich herzlich, lustig, quirlig.
Ich lerne auch gleich die Schweinebande kennen, die in ihrem Auslauf hockt und mich erwartungsvoll anschaut. Ich bin aber Tierfreundin und so gibt es nichts.
Bei uns Menschen ist das anders, Heike hat auch noch nicht gefrühstückt und so decken wir flink den Tisch und bald schon haben wir Brötchen und allerlei Leckereien vor uns stehen und delektieren uns nach Kräften daran.
Nach der nötigen Stärkung geht es dann los. Wir tüddeln uns an und gehen runter in die Garage. Dort steht Elli bereits und wartet auf uns. Nach wenigen Minuten läuft ihr Motor und ich beeile mich, mich auf Gesa geschwungen zu bekommen.
Wir fahren ein Stück von Heikes Hausrunde, einer wunderhübschen Ausfahrt bis in die Harzausläufer. Immer wieder entdecke ich Motive aus ihrem Blog am Wegesrand. Heike fährt vorweg und weist den Weg und ich rolle hinterher und lasse mich ziehen.
In einem Dorf, kurz hinter der ehemaligen Grenze, überholen wir eine Radfahrerin, die mir hauptsächlich deswegen auffällt, weil sie so ziemlich das einzige bisschen Verkehr auf der Strecke bisher darstellt. Bald hinter dem Dorf biegt Heike dann in einen Feldweg ein. Es ist einer dieser betonierten Wege aus alten LPG Zeiten und wir rollen bald wie im Traum durch die grünen Felder. Der Raps ist in der Zwischenzeit fast allerorts verblüht und so ist nun Grün die Farbe der Landschaft und nicht mehr Gelb, wie am Anfang meiner Reise.
Nach dem Ausflug in die Felder kommen wir wieder auf die normale Straße und durchfahren ein weiteres Dorf. Dort überholen wir wieder diese Radfahrerin. Hmmm.
Kurz drauf biegen wir dann abermals in einen Feldweg ein, wir sind an unserem Etappenziel angelangt. Es ist der Angelteich Rhoden. Hier lerne ich den Z - Fahrer kennen, der sich hier mit ein paar guten Kumpels von The Green Bike e.V. für die Unterstützung sozial benachteiligter Kinder engagiert. Heute steht "Kinder - Angeln" auf dem Programm. Es sind schon einige Fische gefangen worden, leider alles bislang noch recht kleine Zeitgenossen, und als wir kommen, herrscht gerade große Aufregung unter den Lütten, weil ein Frosch gesichtet worden ist.
Heike stellt mich dem Z - Fahrer vor: "Das ist Minya! Stell Dir vor, sie ist den Kyffhäuser runtergefahren...!". Er ist recht beeindruckt und wir werden gleich mit Speis und Trank versorgt und lassen uns hinter der Hütte nieder. Es gibt geräucherte Forelle, die so sensationell gut schmeckt, wie ich noch nie eine geräucherte Forelle gegessen habe. Binnen Minuten haben wir das köstliche Tier bis auf die Gräten vertilgt.
Eine lustige Truppe ist das, die sich da heute um die Kinder kümmert. So hängt irgendwann auch mal eine Büchse mit Fisch in Tomatensauce am Haken...
Nicht schlecht. Zwei Boss Hoss in zwei Tagen. Diese sieht allerdings ein, daß zwischen Elli und Gesa kein Platz für sie ist.
Als sich eine Band daran macht, ihr Equipment für den Abend aufzubauen, machen Heike und ich uns wieder fertig und fahren noch ein Stück. Tschüß, schöner Rhodener Angelteich! Und Petri Heil!
Wie wir weiterfahren, überholen wir ein drittes Mal die Radfahrerin von vorhin. So langsam gehört sie zum Landschaftsbild und ich winke freundlich, als wir sie hinter uns lassen.
Ein paar wunderbare Kilometer später und wir kommen nach Vienenburg. Dort kennt Heike die ultimative Eisdiele. Rasch die Motorräder am Straßenrand geparkt und schon sitzen wir im Gastgarten und lassen uns das wunderbare Eis schmecken. Es gibt Joghurt - Holunder und Sanddorn Eis. Köstlich!
Nach einer Weile kommt der Z - Fahrer dazu, er hat Feierabend für heute, die Dose gegen die Z getauscht und versorgt uns noch mal mit einer Runde Getränke und Geschichten aus dem spannenden Bikerleben. Der Nachmittag verfliegt im Nu. Irgendwann ist es Zeit, aufzubrechen, Tanken wäre nicht falsch, und so machen wir uns wieder fertig zur Weiterfahrt. Eine Tankstelle gibt es schräg gegenüber, das sollte also klappen, aber die Kreuzung ist tückisch. Der Z - Fahrer baut sich als Absicherung Mitten auf der Kreuzung auf und Heike und ich brummen ungefährdet rüber zur Tanke. Hier gibt es nur normales Super, ich weiß, Gesa ist was anderes von mir gewohnt, aber darauf nehme ich jetzt keine sonderliche Rücksicht.
Auf dem Heimweg vom Treckertreffen in der Nähe...
Heike führt uns nun wieder auf einem etwas ausgedehnten Stück der Hausrunde und ich fahre gemütlich den Beiden hinterher. Es macht unglaublich Spaß, so entspannt durch die Landschaft zu cruisen.
Irgendwann übernimmt der Z - Fahrer die Führung und wir stoppen schließlich in Jerxheim bei Ritchys Grill.
Dort ist man auf die Bedürfnisse von Motorradfahrern eingerichtet, das Essen ist reichlich und gut, wir sitzen gemütlich im Freien und haben einen guten Blick auf die Kreuzung, an der immer mal wieder motorisierte Zweiradler vorbeibrummen. Es gibt hier in der Nähe ein paar fahrenswerte Kurven, die werden wir uns auch noch vornehmen.
Heike macht die Hitze des heutigen Tages, wir haben wieder über dreißig Grad erreicht im Tagesverlauf, etwas zu schaffen und so bildet sie das Schlusslicht, als wir bergan den Kurven entgegenfahren. Der Z - Fahrer ist bald aus dem Bildfeld verschwunden, nur zu hören ist er noch und so schwingen Gesa und ich nun ohne direkte Linienvorschau die Kurven hinauf. Nach ein paar hundert Metern wartet er oben auf uns und wir sammeln uns zur gemütlichen Weiterfahrt. Noch einmal geht es über einen hübschen Betonweg und dann sind wir nach ein paar Minuten wieder über die ehemalige Grenze drüber und fahren in Richtung Heikes zu Hause.
So ganz so gemütlich geht der Weg aber dann nicht weiter. Auf der Bundesstraße überholt uns irgendwann so ein Hornochse mit seinem Benz - Kombi und zwar so dicht, daß er fast das Blinklicht vom Z - Fahrer, der hinter mir fährt, abfährt. Das geht so natürlich nicht. Der Z - Fahrer zündet den Nachbrenner und setzt dem Trottel auf vier Rädern hinterher. Wir sehen sie am Horizont kleiner werden. Über das, was dann passiert, können wir nur spekulieren, auf jeden Fall steht im nächsten, oder übernächsten Dorf der Z - Fahrer wieder breit grinsend am Straßenrand und wartet auf uns. Er meint, der Dosling würde das wohl verstanden haben, daß da was vekehrt war. Ich glaube es ihm sofort.
Nun geht die Fahrt wieder gemütlich und ungestört weiter, bis wir wieder vor Heikes Garage stehen. Wir klönen noch eine Weile, weit über eine Stunde, alle drei geben wir Schwänke aus unserer Jugend zum Besten und haben eine Menge Spaß, aber gegen kurz vor zehn muss ich wirklich dann aufbrechen, denn der Campingplatz hat eine Sperrstunde und ich fürchte, daß ich mit Gesa draußen bleiben muss. Die beiden erklären mir noch den Weg zur Autobahn und danach verabschieden wir uns herzlich. Es war sooooo klasse mit Euch! Wann machen wir das wieder??
Ich winke, als ich mich mit Gesa in Bewegung setze und die beiden winken mir auch nach, dann bin ich schon um die nächste Ecke verschwunden und aus dem Ort raus. Die Autobahn ist rasch gefunden und so gebe ich Gas. Die A2 zählt zwar nicht zu meinen Lieblingsstrecken, aber um die Uhrzeit an einem Sonnabend Abend ist nicht mehr so viel los und ich komme gut durch. Mit Knallgas brumme ich bis "Peine" auf den blauen Schildern vor mir zu lesen ist. In der Zwischenzeit ist es fast dunkel und ich kurve durch die Dörfer im letzten blassblauen Tageslicht und erreiche das Tor des Campingplatzes um halb elf. Rasch das Tor auf. Soll ich schieben? Nein, da kommt noch ein Auto, das auch noch rein möchte. Also fahre ich. Ich muss ja nicht rasen. Ich stelle Gesa neben dem Zelt ab und suche mir im Zelt meine Waschsachen hervor. Keiner hat bei mir eingebrochen, alles ist noch an seinem Platz. Durchs Bad schleuse ich mich im Eiltempo, ich bin nun tatsächlich ein wenig hinüber, der Tag mit seinen rund 220km war heiß und ereignisreich und die letzte Nacht recht kurz. Es ist noch keine Mitternacht, da habe ich im Zelt das Licht ausgeknipst und während ich noch Shauna vermisse, bin ich auch schon eingeschlafen. Was für ein schöner Tag!

10 Kommentare:

  1. Ohja, Bloggertreffen, immer wieder spannend.

    Wie stoisch du den Sturm über dich ergehen lässt, unglaublich. Obwohl ich dereinst in Belgien derartig erledigt war, dass es mir völlig gleich war, ob das Außenzelt fliegen geht, oder nicht und wie ich so vor mich hin pöööhte (im Sinne von "Pööh, mir doch egal"), bin ich dann auch eingeschlafen :-D

    Schöner Bericht mal wieder, da geht der Daumen eindeutig hoch.

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    1. Jaa, es war total aufregend! Es ist superspannend, die Leute mal in der Wirklichkeit zu treffen, von denen man sonst nur liest.

      Es ging auch nicht lange mit dem Sturm. Das war nach zwei oder drei heftigeren Böen auch schon wieder erledigt. Zumindest soweit ich es mitbekommen habe.
      Zuerst hatte ich ja gedacht die Russen kommen, aber als klar war, es ist nur Wetterleuchten, da habe ich mich wieder entspannt. Und war im Nu wieder weg.

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  2. Ach wie schön, das alles noch einmal nachzulesen! Du hast alles haargenau erfasst. Respekt! Es war so ein schöner Tag gewesen und eine Wiederholung gibt es auf jeden Fall! Das Foto am Grenzturm steht ja noch aus. Und soviel anderes auch! Es wäre mir eine Ehre :-)!!!

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    1. Das stimmt, das Foto mit dem Grenzturm steht noch aus! Das wird auch mit 100% iger Sicherheit nachgeholt! Überhaupt fällt mir auf, daß wir recht wenig Bilder den Tag gemacht haben... :)

      Hach ja, schön wars!

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  3. Und wieder ein Blogger-Treffen. Finde ich großartig. Da hat Heike Dir ja ein tolles Programm hingelegt. Es war ganz toll, mit Dir mitzureisen (auch wenn es nur virtuell war). Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Tripp!!!

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    1. Das war echt ein riesentoller Tag gewesen. Es war zudem bestes Wetter, dazu die vielen freundlichen, gut gelaunten Menschen. Einfach schön.

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  4. Ich war auf deiner Reise dabei! Danke dafür .....

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    1. Noch liegen ein paar Kilometer vor mir und Gesa! Ihr habt also weiterhin Gelegenheit ein wenig mitzukommen!

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  5. Nachtrag: Cooles Video, was Dein Kollege Nico da gefertigt hat!

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    1. Ja, der Bengel ist ein echtes Talent! Der hat das alles selbst komponiert und alle Instrumente gespielt. Und auch noch gesungen. Nur bei dem Video habe ich etwas geholfen.
      Schade, daß ihn niemand so wirklich will. Das mit der Platte hat nicht wirklich geklappt und beim Studium haben sie ihn auch nicht genommen.

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