Mittwoch, 25. Juli 2018

Vom Rhein an die Tauber

 ***13.05.2017***

Sonnabend und schönes Wetter! Was wünscht man sich mehr? Ich habe die beiden Koffer und den Tankrucksack an Gesa befestigt und den Vormittag in der Fahrschule verbracht. Jetzt ist es kurz nach Mittag und wir schwingen durch die Rheinhessische Landschaft, in Richtung Kirchheimbolanden.
Hier ist beim lokalen BMW Händler mal wieder Dunlop zu Gast und es werden Ausfahrten mit den aktuellen Modellen angeboten. Da Claudia auch wieder da sein wird, lasse ich mir das natürlich nicht nehmen. Sie bewacht ihren Stand, als ich komme und wir unterhalten uns eine Weile. Dann aber gilt es doch ins Geschehen einzugreifen und sich eine Maschine zu schnappen. Diesmal ist es die R Nine T Scrambler. Die Original R Nine T habe ich ja im vergangenen Jahr (2016) schon einmal ausprobieren dürfen, nun ist die Familie gewachsen und es gibt für jeden Bedarf etwas. Die Scrambler ist etwas höher, was mir entgegenkommt und etwas günstiger in der Anschaffung, was auch nicht zu verachten ist. Wie auch seinerzeit wird es heute eine geführte Ausfahrt sein, das bedeutet, ich muss mich an den anderen orientieren und kann nicht machen was ich will.
Zunächst einmal sitze ich etwas entspannter als auf der normalen R Nine T. Das fällt mir gleich auf. Was auch auffällt, es gibt nur ein Anzeigeinstrument am Lenker. Es geht also etwas sporadischer an Bord zu. Die Maschine gehört zur "Heritage" Serie, daß bedeutet, daß sie mit viel "Erbe" entworfen wurde. Es wird einmal mehr Freiheit und ungestümes Leben zitiert, etwas, das die Kundschaft sicher so nicht hinlegen wird. Wer 13.100€ über die Budel reicht, ist kein junger Rebell mehr. Egal. Es geht los. Der Motor ist, wie man ihn sich vorstellt. Kernig im Ton, die Maschine schüttelt und rüttelt. Beim Gasgeben im Stand kippt sie charakteristisch leicht nach rechts. Die ersten Meter sind zunächst unauffällig, ich muss meine Gräten sortieren. Dennoch sitze ich angenehmer als im letzten Jahr. Und das liegt nicht nur daran, daß es nicht regnet.
Ei, wie heißt Du denn?


Die wesentlichen Dinge zeigt das Display an.

Beide Hebel sind einstellbar. Außer der Traktionskontrolle und dem abschaltbaren ABS keine Elektronik.

Mit Heizgriffen.
Der "Tour" - Guide zieht nicht ganz so erbarmungslos am Kabel, wie es seine Kollegen beim letzten Mal getan hatten. Es geht zunächst zum Kreisel und dann wieder in Richtung Orbis und weiter in den Wald. Die Maschine spurtet sehr engagiert und läuft gut. Der Motor ist wirklich eine Wucht. Wenn man am Gasgriff dreht, passiert sofort sehr ordentlich etwas. Das macht Spaß, so soll es sein. Was mir gleich auffällt, die Maschine ist etwas weicher gefedert und wirkt so etwas komfortabler als die originale Nine T.

Verbreiterte Rasten.

Hier mus mit zwei Schlüsseln rumgefingert werden
Im Hintergrund der neue Aktivkohlefilter.
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Allerdings merke ich auch, daß der Lenkkopfwinkel - vermutlich durch das andere Vorderrad - etwas anders ist und ich mehr lenken muss, als beim letzten Mal. Aber das gefällt mir. Die Fahrt ist flott, aber sie überfordert niemanden. So stehen wir bald wieder auf dem Hof des Händlers.
Danke an Claudia Hentrich für den tollen Zieleinlauf!
Ich bin etwas erstaunt über den geringen maximalen Lenkereinschlag, aber egal. Das Grinsen ist wie festgenagelt.

Lenkungsdämpfer


Tubeless. Die Räder stammen aus der R1200GS. Die Tourence Next wohl auch.
Wie sieht also mein Fazit aus? Das ist wirklich sehr, sehr gut, was BMW da zusammengestellt hat. Es macht eine Menge Spaß und fährt erstklassig. Es fällt nicht negativ auf, daß hier andere Fahrwerkskomponenten verbaut wurden. Sie fährt sich sehr stimmig und man fühlt sich einfach sofort sauwohl. Da könnte noch was draus werden.

Wenn es denn sein muss. Gepäckbefestigung.


Die Sitzbank soll sich durch die Benutzung verfärben. Das sei keine Fehlfunktion


Bist deppert! Akrapovic serienmäßig!

Hinter dem Kat sitzt die Klappensteuerung. Alles Euro 4.
Allzulange kann ich heute nicht hierbleiben. Mein Tagesziel liegt noch ein paar dutzend Kilometer entfernt. Also verabschiede ich mich nach einem kurzen Plausch mit dem Tourguide (Wüisst des Motorradl nochbaua?) von Claudia und mache mich auf meinen Weg.
Zunächst geht es in Richtung Zellertal und weiter in Richtung Worms. Es ist ein Gewitter in der Luft und links neben mir kann ich es sehen. Es zieht, wie ich, auf Worms zu. Es bleibt also spannend, wer zuerst dort sein wird.
Als ich nach Worms hineinfahre, höre ich es hinter mir schon donnern. An der Ampel auf der Brücke über die Bahn, fallen die ersten Tropfen. Überflüssig zu erwähnen, daß ich Gesa vor unserer Ausfahrt auf Hochglanz gebracht hatte... Ich suche mir also einen Unterschlupf. Den finde ich hinter einer Tankstelle in der Box einer Selbstwaschanlage. Gesa aufgebockt und erst mal Motor aus. Warten. Draußen gießt, blitzt und donnert es. Ich hoffe, daß die Box nicht nur aus Plastik ist. Drinnen in der Tankstelle hocken sie, schauen mich an und feixen. Ich stelle also eine gelungene Abwechslung dar. Vermutlich nehmen sie noch Wetten an, ob ich als Grillhähnchen ende, oder nicht.
Irgendwann ist der Regen soweit vorbei und ich beschließe, meinen Weg fortzusetzen. Denn die Zeit ist ja nicht stehengeblieben und ich muss irgendwann ankommen. Also los. Ich bocke Gesa ab, starte den Motor und brumme los. Es ist noch viel Wasser auf der Straße und die Hosenbeine sind sofort nass. Einen Moment lang stelle ich mich noch unter eine Brücke, denn es hat noch einmal angefangen zu pieseln, aber dann hält mich nichts mehr. Ich fahre über den Rhein und nun somit dem Gewitter hinterher. Ich versuche noch einmal etwas auszuweichen, das hat aber keinen Sinn. Und so folge ich also stur der Straße nach Bensheim, die mich dann, in ihrem weiteren Verlauf in den Odenwald bringen wird. Im Odenwald, obwohl er so nahe ist, bin ich mit dem Motorrad noch nicht wirklich gewesen. Das wird also heute eine Erstbefahrung. Die Straße führt endlos lange durch Ortschaften. 50, 30, 50, Blitzer an jeder Ecke. Irgendwann kommt ein Hinweis auf das Felsenmeer, da bin ich auch noch nie gewesen, aber heute zieht mich mein Weg weiter.
Ich habe noch Kilometer vor mir. Irgendwann erreiche ich Reichelsheim und folge der Straße weiter nach Michelstadt. Michelstadt habe ich als eine sehr nette, niedliche kleine Fachwerkstadt in Erinnerung. Was mich empfängt ist nicht so nett und niedlich. Viel Beton und breite Straßen. Ich biege mit meiner Bundestrasse ab. Die Straße steigt an. Dort vorne ist eine Aral Tankstelle. Da halte ich erst mal an und lasse die Luft aus Gesas Tank.
Die Straße führt weiter bergauf und bald bin ich aus der Ortschaft auch schon wieder draußen. Die Straße schlängelt sich durch den Wald,

in der Zwischenzeit ist auch das Gewitter vor mir verschwunden und es ist alles ganz schön. An einer T - Kreuzung biege ich ab und bin bald drauf in Amorbach.
Hier bleibe ich aber auch nicht, sondern folge der Bundesstraße. Nun begleitet mich eine Eisenbahnstrecke links neben mir. Den Schleicher, der vor mir herumtaumelt, erscheint bald im Rückspiegel. Weiter geht die Fahrt ins Abendlicht. Dabei steigt die Strecke weiter kontinuierlich. In Walldürn gibt es eine kurze Unstimmigkeit über den weiteren Weg, aber ich finde rasch heraus, daß meine Straße tatsächlich diese kleine dort ist, die da geradeaus weitergeht.
Es ist eine wunderbare Fahrt zwischen Feldern und ich bin sehr begeistert über das wunderbare Licht. Die Straße windet sich fein und so geht die Strecke leicht von der Hand.
Kurz vor dem Ziel werde ich noch auf eine Umleitung geschickt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Die Umleitung führt was - weiß - ich - wo lang und spuckt mich am Ende in Lauda aus.
Von hier ist es nur noch ein kurzer Weg bis Bad Mergentheim. Hier war ich auch noch nicht gewesen. Die Suche nach meinem Hotel erweist sich als durchaus amüsant, ich befinde mich auf einer Straße, die vielversprechend aussieht, aber bald bin ich aus dem Ort draußen und habe kein Hotel gesehen.
Also anhalten, Händi rausfummeln und suchen, wo man ist. Hier bin ich auf jeden Fall verkehrt. Ich finde die Herberge auch bald und muss noch einmal zurück bis zum Bahnhof und dann abbiegen. Jetzt bin ich richig. Die Landschaft beginnt dem zu ähneln, was ich auf der Karte bei guugel Maps gesehen habe. Noch rasch über eine Brücke und dann ein Stück durch ein Kurgebiet. Hier ist Klinik an Klinik. Und Hotel an Hotel. Meines ist natürlich das ganz am Ende der Straße. Es führt ein steiler Weg empor und da ich sonst keinen Eingang sehe, fahre ich da erst einmal hoch. Da ist tatsächlich eine Tür und so stelle ich Gesa erst einmal ab und schaue, ob ich hier richtig bin.
Das Hotel versprüht einen sonderbaren Charme aus Hotel aus den 60er/ 70er Jahren, Jugendherberge und Modernisierungsversuchen in den späten 90ern. Immerhin, es gibt WLAN. Ich darf Gesa in die Fahrradgarage stellen und beziehe nun mit meinen beiden Koffern und dem Tankrucksack bepackt mein Zimmer. Die Tür zum Zimmer liegt hinter einer äußeren Zimmertür verborgen. Ich muss also mehrere Türen mit meinem ganzen Zeug in den Händen durchlaufen. Das Zimmer ist klein, aber dennoch gemütlich.
Das Bad ist geräumig und sauber. Ich breite mich in Windeseile aus und ziehe mich um. Denn ich bin zum Abendessen verabredet.
Leichtfüßig springe ich die Straße wieder hinunter. Hinter der Brücke kann ich eine Treppe hinunterlaufen und komme dann durch den Kurpark.
Sieht jetzt nicht so dolle aus, ist aber ganz nett. Die Tauber.
Der Park ist ganz hübsch, auch hier hat man allerdings seit den 70ern nicht mehr viel getan. Nicht daß es unordentlich und heruntergekommen wäre, nein, ganz und gar nicht. Es wurde nur einfach nichts mehr verändert.
Es gibt eine kleine Unterführung unter der Bundesstraße hindurch und dann muss ich nur noch eine Straße geradeaus laufen und dann bin ich da. Ich laufe um das Hotel drumherum. Hier stehen eine Reihe Motorräder, ich bin richtig. Eine Treppe rauf und dann umgesehen. Es gibt mehrere Säle und überall ist Veranstaltung. Ich frage das Personal nach meiner Reisegruppe und werde in einen Saal neben der Treppe geleitet. Hier sitzen sie alle an einem langen Tisch und es ist genau noch ein Platz frei. Das ist meiner. Ich entdecke den alten Griesgram und noch ein paar andere vertraute Gesichter.

Der Abend verläuft sehr kurzweilig, das Essen ist gut und ich unterhalte mich prima. Am Ende bricht die mittlerweile zum Grüppchen zusammengeschrumpfte Gesellschaft in die umliegenden Hotels auf. Ich begleite sie noch ein Stück und biege dann durch den Park wieder zurück zu meiner Unterkunft.
Als ich im Bett liege, braucht es nicht lange und ich bin bereits weit weg. 



2 Kommentare:

  1. Ein Dunlop Event mit Metzelerreifen? Lustig. Die Scrambler ist mir fast zu laut. Bin einmal hinter 2 Stk hergefahren, war unangenehm laut....

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    1. Ich hatte mich auch gewundert. Beim letzten Mal hatten sie alles unter Dunlop Regie gehalten und alle Motorräder mit Dunlopreifen ausgestattet. Diesmal war es nur ein Teil. Dafür war auch BMW mit einem eigenen Stand vertretetn. Die haben für den Händler auch die Probefahrten ausgeführt.
      So laut fand ich sie eigentlich nicht. In freier Wildbahn bin ich noch keiner begegnet. Ich habe nur mal eine in der Stadt stehen sehen. Ich denke mal, die wird das Schicksal der ganzen R Nine T - Reihe teilen und kaum bewegt werden.

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