Dienstag, 6. Januar 2015

Gib Kette!

Nachdem ich am Tag vor Heilig Abend Gesa auf dem nach Hause Weg aus der Stadt, nach dem Einkaufen, noch am Lanzenplatz abgespritzt habe und so den gröbsten Dreck der Rheinhessischen Strassen entfernt hatte, wollte ich eigentlich gleich zu Hause die Kette wieder neu schmieren. - Hmm - sollte ich nicht doch lieber? - Doch ich sollte. Die Kette benötigte dringend tiefgehendere Reinigung. Aber wie? Ich hatte zwar vor einiger Zeit so ein Spray gekauft, aber wo sollte ich mit dem gelösten Fett hin? Beim Zubehörhandel hatte man mir geraten "tu Zeitung drunter, das läuft wie Wasser runter...!" und in der Anleitung stand was von einem scharfen Wasserstrahl, mit dem man danach dann die Kette säubern solle. Das klang mir wenig praktikabel. Mein Hauswirt würde mich schlachten, wenn ich auf seinem Hof auf die Idee käme, das Kettenfett in den Gulli zu spülen. Andere Lösung also. Ebenfalls im Zubehörhandel, fand ich dann den "Kettenmax Premium"! Mit Reinigungsflüssigkeit und Kettenfett im Set. Kosten sollte der Spaß um € 49,95 und gestern habe ich, als ich mit Tom beim Louis war, so ein Gerät mitgenommen. Da auf meiner Kundenkarte sich schon was angesammelt hatte, habe ich ihn ein Stück günstiger erhalten.
Heute begebe ich mich nach dem Frühstück also frisch ans Werk. Dicke Jacke und Schuhe und einen Schal an und dann die Dinge geschnappt, die ich für die Kette so brauchen würde.
                                   Erst einmal die Anleitung studieren. Das wird klappen!

Der Inhalt des Kastens liegt gut sortiert vor mir, wie ich ihn öffne. Die Kleinteile, wie Schläuche, Haken, Schnüre und Bürsten, liegen in wiederverschließbaren Plastikbeuteln, die das spätere Wiedereinsortieren und Wiederfinden erleichtern. Die Anleitung ist gut strukturiert und leicht verständlich. Es wird wirklich Schritt für Schritt vorgegangen und kein Schnickschnack erzählt.
Der "Kettenmax" selbst ist ein grauer Kasten, an dessen Vorderseite drei Nippel angebracht sind und an dessen Unterseite ein roter Drehdeckel für den Auffangbeutel vorhanden ist. Zusammengehalten wird dieser graue Kasten mit einem speziellen Gummiband, das einmal herumführt und vorne eingehakt werden kann. Zur besseren Reinigung kann man das Gummiband auch leicht entfernen.
Im Inneren des Kastens finden sich vier schwarze Bürsten, oben und unten je zwei und es sind Einschübe für die beiliegenden Bürsten vorhanden. Diese befinden sich in einem extra Tütchen und sind nach Farben sortiert. Die Farben geben Auskunft über die Borstenlänge. Die für das Motorrad ideale Länge wird mittels eines Satzes farbiger Schablonen ermittelt. Die Bürsten können nur in einer Richtung eingeschoben werden und erschweren so groben Naturen die Fehler. Der Kasten wird über die Kette gestülpt und verschlossen und dann mit den beiden Schnüren mit Haken an der Maschine festgezurrt. Es reicht eine Schnur, aber dann kann man die Sache auch nur in eine Richtung betreiben.
                                 Bereits nach der Arbeit. Die Einzelteile des Kettenmax

Nun werden die Schläuche verbunden, es sind zwei kurze und ein langer und ein Y - Stück zur Verbindung vorhanden. Die beiden kurzen Schläuche kommen an den Kasten des "Kettenmax" und der lange an die Flasche mit dem Reinigungsmittel. Hier wird nur die Verschlusskappe abgeschraubt und gegen eine beiliegende mit Nippel getauscht und schließlich das Ganze an den Schlauch gesteckt.
Das Motorrad steht idealerweise auf dem Hauptständer, oder einem Rollenstand und der Leerlauf ist eingelegt. Nun hält man die Flasche mit dem Reinigungsmittel, wie die Spitalschwester den Tropf, in die Höhe und beginnt das Rad vom Motorrad mit der anderen Hand zu drehen. Bei den heutigen Temperaturen frieren mir dabei bald die Hände ab. Ich muss wirklich verrückt sein, das ausgerechnet heute zu machen!
Mit den eiskalten Fingern ist es schwierig, mit sanftem Druck auf die Flasche die Flüssigkeit durch den grauen Kasten auf die Kette zu befördern. Die wieder aufgefangene Flüssigkeit gelangt dagegen sauereiarm in den an der Unterseite angebrachten Beutel. Nach einiger Zeit stellt sich auch der Reinigungserfolg ein. Ich sehe, wie die schwarze Schmiere langsam flüssig wird und von der Kette abgebürstet. Ich muss hier allerdings mit Küchenkrepp noch nachhelfen, aber vermutlich liegt das daran, weil ich diese Prozedur nicht nach 500 - 1000 Kilometern, sondern erst nach 8500 Kilometern durchgeführe.

Wie die Kette dann sauber ist, entferne ich die Flasche mit beiden Schläuchen wieder und tausche sie gegen einen kleinen Schlauch, durch den dann das neue Fett eingeblasen wird. Wenn die Kette getrocknet ist, das ist nach gut fünf Minuten der Fall, kann man dann das neue Fett aufbringen.
Bis hierher hat das alles auch wirklich recht sauber funktioniert. Hätte ich den Film auf der Webseite des Herstellers vorher gesehen, wäre es wohl auch so sauber weitergegangen. Ich aber mache den grauen Kasten einfach fröhlich wieder auf und will ihn entfernen. Dabei kommt mir dann der Rest der noch im Inneren, durch die Neigung der Kette, verbliebenen Flüssigkeiten entgegen. Glücklicherweise liegt neben mir noch das Küchenkrepp und so ist das Ausmaß der Katastrophe gering.
Es heißt zwar, der "Kettenmax" müsse nicht gereinigt werden, ich trage ihn aber lieber, in das Küchenkrepp gehüllt, nach drüben und mache ihn doch etwas sauber. Und danach dann das Waschbecken... Und danach die Hände...
  Wie aus der Kraftreinigerwerbung, wo man sich immer fragt, wer denn so ein Waschbecken haben soll...

Alles in Allem geht die Kettenpflege mit dem "Kettenmax" durchaus sauber und schnell über die Bühne. Die Sauerei, die ich angerichte, hält sich in Grenzen und geht in erster Linie auf das Konto Unerfahrenheit. Jedoch hat es feine schwarze Spritzer gegeben, die von den Bürsten herrühren. Da muss ich auch noch mal schauen, ob ich die nicht vermeiden kann. Ich sollte ihn wohl auch in Zukunft etwas häufiger anwenden.