Donnerstag, 13. September 2018

Pure Ridin' - Ausprobiert: BMW R nine T Pure

+++17.08.2017+++

"Uh, eine F800 habe ich im Moment gar nicht da, höchstens eine F700..." meint mein Gegenüber leicht verlegen. "Und was ist mit der Pure, die da draußen auch noch steht?" flöte ich als Antwort. "Hm, ja, die ist auch noch da. Die kann ich ihnen auch mitgeben, ist halt größer." - Traut er mir als Frau wohl nicht zu, will er damit wohl sagen. Statt dessen belasse ich es mit einem "Also." und warte auf den Schlüssel und den Zettel, auf dem ich meine Unterschrift da lassen soll.
Gesa bleibt über Nacht beim netten Händler und wird die 40000er Inspektion über sich ergehen lassen und ich werde also heute abend und morgen mit der RnineT Pure durch die Gegend fahren.
Was mir gleich beim Aufsteigen auffällt, sie ist niedrig. So wie die originale Nine T es auch ist. Die Spiegel eingestellt und dann los. Der Motor bollert los, die Maschine macht den charakteristischen Schubs nach rechts, Gang rein und los. Mit den Füßen tu ich mich wieder zunächst etwas schwer, aber bald nach Kirchheimbolanden habe ich mich daran gewöhnt. Was mir gleich auffällt, die Maschine läuft nicht ganz so lässig, wie es die originale NineT tut. Der Rahmen ist leicht verändert worden, als die anderen Varianten auf den Markt kamen. Der Lenkkopfwinkel ist nun etwas anders. Er stellt offenbar einen Kompromiss dar, um sowohl beim größeren 19'' Rad der Scrambler und der Urban GS zu funktionieren, als auch beim normalen 17'' Vorderrad der anderen Ausführungen.
Der Motor ist wie gewohnt sehr stark, aber der Auspuff ist auch wirklich laut. Das fällt mir gleich auf. Der Spruch ist sehr markig und boxerig, das ganze ist allerdings schon sehr laut. So donnere ich durch die rheinhessischen Dörfer und lasse die Maschine auf mich wirken. Es ist schon sehr cool, mit so einem Ding durch die Weltgeschichte zu brummen, aber die Pure erscheint mir etwas anstrengender als die anderen beiden Varianten, die ich bisher gefahren bin. So richtig ist das nicht meins bis jetzt. Etwas enttäuscht stelle ich sie am Abend auf Gesas Platz. Gut aussehen tut sie ja. Ein wenig diebische Freude packt mich beim Gedanken, morgen in aller Herrgottsfrühe damit im engen Hof aufzubrechen. Dann werden alle wach sein. Mit einem Schlag.
Am Morgen brüllt sie auch dementsprechend los. Ich habe das gute Gewissen, daß heute keiner verschlafen hat.
Jetzt am Morgen, nach ein paar Kilometern fühlt sich die Pure deutlich besser an, als gestern abend. Vielleicht, weil ich jetzt noch frisch bin. Ich bin mir nicht sicher. Das fährt sich jetzt aber etwas einfacher. Nicht, daß sie gestern störrisch gewesen sei, ich musste mehr arbeiten mit ihr. Das war bei der originalen NineT und bei der Scrambler anders. Meine Freude wächst, je näher ich an die Firma komme. Hier muss ich durch die Vororte bollern. Das macht Spaß.
Auf dem Hof erst mal die Maschine vor den Schuppen gestellt und reingegangen. Der Chef ist schon da. Die Kamera gepackt und Torsten mal kurz Bescheid gesagt, mit was ich heute da bin. Neugierig kommt er hinterher. Schon wie er sie von weitem sieht, ist er aus dem Häuschen. "Da hat BMW ja echt mal was hübsches gebaut. Wurd ja auch Zeit." Ich gebe ihm den Schlüssel. "Mach mal an." Er schwingt sich in den Sattel, dreht den Zündschlüssel und drückt den roten Knopf. "Brooaamm!!" kommt aus 1170ccm Boxermotor. "Net dei Ernst!! Net dei Ernst!!" brüllt er mir gegen den Sound gegenan. Die Mundwinkel sind bis an die Ohren gezogen. "Des gibts doch net! Is des Original? Baue die des wirklich so?" Er kanns kaum glauben. Am liebsten würde er sofort eine Runde damit drehen.
Einfach, klassisch, gut. Kein Schnickschnack.


Am Nachmittag habe ich mir ein paar Stunden früher frei genommen, denn beim Freundlichen machen sie zeitig zu. Ich pelle mich also an und es geht los. Wie ich sie aus dem Schuppen schiebe, in dem Gerfried auch seine Maschine hat, merke ich gleich, wie positiv sich auch hier der tiefe Schwerpunkt auswirkt. Das geht kindereinfach. Für den Rückweg nach Kirchheimbolanden werde ich zum Teil die Autobahn nehmen müssen. Ich fahre ein Stück über Land, über Mommenheim, Selzen und Köngernheim, kürze dann aber über die Autobahn ab. Ich drehe die Brause ziemlich weit auf, damit ich noch einigermaßen pünktlich kommen kann. Bei rund 180 wird es für mich unangenehm. Der Helm hat wieder die Tendenz nach oben zu wandern und ich liege schon fast flach auf dem Tank. Was den Geradeauslauf bei dieser Geschwindigkeit angeht, so ist sie über jeden Zweifel erhaben. Das rollt einfach nur so. Wenn ich am Gas drehe passiert immer noch was. Recht ordentlich sogar. Aber das ist keine Maschine für langes schnelles Fahren auf der Autobahn. Wenn man, so wie ich jetzt kurz einen Weg überbrücken will, dann ist das ok, aber für länger - definitiv nicht.




Keine radialen Brembos



Ein paar Minuten später stehe ich wieder bei Dexheimer auf dem Hof. Gesa wartet schon. Nach dem Bezahlen werde ich wohl wieder den langen Weg wählen...

Wie war denn nun die kurze Zeit mit der R NineT Pure? Hm, ich bin etwas zwiegespalten. Sie ist eine wunderbare Maschine. Das kann ich mit Fug und Recht sagen. Ich war im Vergleich zur originalen NineT ein kleines bischen - na, enttäuscht kann ich nicht sagen - die originale hat mir besser gefallen. Und auch die Scrambler ist mir mehr ins Mark gefahren.
Bevor ich zurückfahre, habe ich noch die kurze Gelegenheit, mich vor der Tür noch mal auf eine Scrambler zu setzen. Das fühlt sich anders an. 820mm zu 805 ist ein himmelweiter Unterschied. Sollte man nicht denken.


Der Aktivkohlefilter. Eine Euro 4 Zutat


Lenkumgsdämpfer

Der Motor ist über jeden Zweifel erhaben, da gibt es nichts zu meckern. Der taugt mir voll. Ich hatte bei ihr allerdings ein wenig das Gefühl, daß die Vibrationen, auch gerade am Lenker etwas stärker wären als bei den anderen, aber da mag ich mich täuschen. Der Auspuff gibt Geräusche von sich, die kann man sich nicht ausdenken. Unbemerkt durch den Park abkürzen ist damit nicht. Jeder weiß immer wo du mit dem Ding bist. Vom äußeren ist er eher unauffällig, aber er hats in sich. Überhaupt wirkt sie von weitem in ihrer grauen Farbe und mit dem runden Scheinwerfer eher wie eine etwas gefälligere Ausgabe einer R1200R. Von der Farbe war ich am Anfang nicht so begeistert, als ich sie das erste Mal in einem Katalog sah, da wirkte das eher wie eine Wehrmachtsfarbgebung aus dem zweiten Weltkrieg. Aber wenn man damit eine Weile in Kontakt war, dann geht das voll in Ordnung.



Wer das Geld dafür hat und schon Pläne, was aus ihr großartiges werden könnte, der sollte unbedingt zugreifen. Denn sie ist durchaus auch als Basis für Umbauten gedacht. Schön, das sollen alle Nine T sein, aber bei ihr tut es vom Preis her nicht ganz so weh, etwas ab- und umbauen zu wollen.

Donnerstag, 6. September 2018

Test'nTry - Der Triumph Tryday 2017

+++14.05.2017+++

Am Morgen reißt mich der Wecker des Händis wieder hoch. Es ist schummrig im Zimmer. Über Nacht hat es etwas geregnet und die Prognose für den Tag sieht auch nicht so richtig übermäßig goldig aus.
Als ich in den Frühstücksraum komme, habe ich bereits bezahlt und meine Sachen weitestgehend gepackt. Der Frühstücksraum mutet auch wieder nach einer Mischung aus Jugendherberge und kirchlicher Bildungseinrichtung an. Ich suche mir einen Tisch und mache mich auf den Weg ans Buffet. Das Frühstück ist letztendlich gut, allerdings entdecke ich niemanden von meiner Reisegruppe unter den anderen Leuten. Der Altersdurchschnitt liegt bei weit über 60. Am Nebentisch nehmen ein paar jüngere Leute vom Motorrad Action Team Platz, nehmen aber von mir keine großartige Notiz. Ich bin jetzt nicht mehr die einzige mit Motorradklamotten.
Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg, hole meine Sachen aus dem Zimmer, verstaue sie an Gesa und frage am Empfang noch mal nach dem Weg. Den kann man mir auch nicht wirklich erklären, nur die grobe Richtung kann man mir geben.
Ich rolle die Straße zurück zur Bundesstrasse und biege nach links ab. Es geht ein paar hundert Meter und danach kann ich dann nach rechts abbiegen. Die Straße ist stellenweise autobahnähnlich, es wird aber bald ländlicher. Als ich nach Boxberg komme, finde ich nur spärliche Hinweise auf mein Ziel. Ich finde es fast mehr aus Zufall und durch die Mithilfe von Guugel Maps. Der Betreiber meines Zielortes ist vermutlich nicht an allzuviel Publicity interessiert. Die Firma Bosch betreibt hier eine Testanlage, auf der Prototypen erprobt werden, aber auch Fahrzeugkomponenten in nach außen hin normalen Serienfahrzeugen. Am Eingang kann ich jedoch erkennen, daß ich richtig bin. Es kommt auch gleich jemand auf mich zu und fragt mich, wer ich bin und was ich will und ich bekomme daraufhin einen Parkplatz zugewiesen und den Hinweis, mich bitte am Empfang zu melden.
Vom Empfang werde ich weitersortiert in den hinteren Teil des Gebäudes, dort findet sich ein größerer Aufenthaltsraum mit einer weiteren Anmeldung. Hier bin ich endlich richtig. Ich sehe ein paar bekannte Gesichter und kann kurz Hallo sagen, dann werden wir alle in einen angrenzenden Konferenzraum zum Briefing geladen. Es wird mehrere Gruppen geben, die farblich markiert werden und die den Tag abwechselnd mit anderen Aktivitäten verbringen. Ich bekomme einen blauen Punkt auf den Helm geklebt. Es folgt die übliche Belehrung, daß wir nichts tun sollen, was man normalerweise auch im Straßenverkehr nicht tut, man erklärt uns auch noch mal die Regeln für das Fahren im Konvoi und dann geht es auch schon los. Ich bin in einer Gruppe gelandet, die zunächst die geführte Tour fahren wird. Es wird besprochen, daß bei den Stops die Motorräder auch mal getauscht werden und somit jeder eigentlich mal alles fahren kann.
Die Motorräder stammen alle von Triumph, ich befinde mich auf dem Tryday 2017.
Als wir auf dem Hof stehen, scheint die Sonne. Die Motorräder, die wir fahren werden, sind aus der klassischen Linie von Triumph. Also die Bonnevillereihe mit all ihren Spielarten. Highlights sind der neue Bobber und die racinggrüne Thruxton.
Erst Mal ein Gruppenbild. Foto: Motor Rausch

Foto: Motor Rausch


Foto: Motor Rausch
Ich ergattere als erstes den Bobber. Ich sitze tief, ähnlich wie auf der Iron 883, allerdings etwas weiter nach vorne gespannt. Die Maschine macht einen für Triumph üblichen guten  Eindruck. Unsere Ausfahrt beginnt. Die Maschine läuft markig, aber nicht unangenehm. Vom Auspuff hätte ich mir etwas mehr erwartet. Die Federung ist nicht zu sanft. Ein schönes Gerät, aber nicht für längere Strecken. Soviel merke ich sehr rasch. Zumindest nicht für jemanden meiner Größe. Man sitzt sehr niedrig. Ich habe immer das Gefühl, ich setze gleich mit irgendwas auf. Das lässt mich in den Kurven etwas unrund fahren. Ansonsten ist die Maschine 1a. Sie beschleunigt gut, läuft gut. Wir haben ein Wiesental durchfahren und sind durch ein paar Ortschaften gebrummt und kommen irgendwann an eine kleine alte Brücke. Hier hält der ganze Tross inne und wir beschauen erst mal die Motorräder und machen Bilder und dergleichen.




Liebevolle Details






Das Schlüsselloch ist klassisch etwas versteckt.

Man denkt zuerst "Boah, Starrahmen!" Ist aber keiner.



Lenkerschloss. Manches ändert sich nicht.



ABS. Eh kloar.


 
Danach wird das erste Mal getauscht. Ich lande auf der Bonneville T120 Black. "Bonneville" spricht man im übrigen Bonnevill. Also mit dem "e" in der Mitte. Aber ohne das am Ende. Auf der Bonnie sitze ich gleich richtig. Als ich schon mal eine Bonneville gefahren bin, kam sie mir sehr klein vor. Das hat sich etwas relativiert. Auf der T120 sitze ich echt gut. Der Motor blubbert sehr angenehm, er ist nicht zu laut, hat aber dennoch einen markigen Spruch. Wenn ich Gas gebe, dann passiert auch wirklich etwas und in Kurven verhält sie sich sehr neutral. Sie hat beinahe etwas fahrradhaftes an sich. 
Wir schlängeln uns eine Weile um die ehemalige Schmalspurbahn von Möckmühl nach Dörzbach herum und haben schon ein paar Male die ehemalige Bahntrasse gequert, da kehren wir zur ersten Pause ein. Erst mal Kaffee! Es ist Sonntag und wir sind die ersten Gäste des Tages mit diesem wirklich befremdlichen Wunsch. Die Leute in der Wirtschaft geraten reichlich ins Schwitzen. Wir sitzen draußen und schauen ins Grüne. In der Nähe plätschert ein Flüsschen. Der Himmel ist in der Zwischenzeit etwas verhangen, aber es ist milde und es sieht noch nicht nach Regen aus.


Alles schwarz, auch die Auspuffanlage.
ABS. Klarer Fall.



Das ist kein oranger Effektstein, oder sowas, das ist nur meine Kamera, die sich spiegelt.






Die Sitzbank sieht nur auf dem Bild so sehr nach Plaste aus.
Nachdem wir wieder gestartet sind, haben wir alle erst mal die Motorräder behalten, die wir gerade hatten. Das bedeutet, ich sitze wieder auf der T120. Ich muss sagen, ich komme gut mir ihr zurecht. Besser fast noch, als mit der Scrambler seinerzeit in Österreich. Die haben wirklich was gemacht. Das Motorrad, das ich hier unter mir habe, ist durch und durch modern und hat nur die äußere Form eines klassischen Motorrades. Die Anzeigen sehen noch oldschool aus, aber darunter werken moderne Gerätschaften. ABS ist heutzutage obligatorisch, eine Traktionskontrolle hat sie auch. Hier bleibt kein Wunsch auf der Strecke. Die Bremsen funktionieren gut, das können sie jetzt mit ABS ja auch bedenkenlos. Da muss man bei der Konstruktion keine Rücksicht mehr nehmen. So schwingen wir noch etwas durch die Landschaft, bis wir tatsächlich wieder wechseln. Nun komme ich auf der Thruxton R zu sitzen. Sie ist mit einem der Inspiration Kits versehen und bringt somit eine Halbverkleidung und hat einen Stummellenker. Ich habe zunächst etwas Respekt, weil ich bei sportlichen Motorrädern bei meiner Größe immer das Gefühl habe, ich werde jetzt gleich über den Lenker nach vorne fallen.
Hier ist das nicht so. Sie fährt sich aber für mich zunächst sehr ungewohnt. Ich hänge mit meinem ganzen Gewicht auf den Lenkerstummeln. Da kommt mir der Gedanke, die Hände zu entlasten und den Bauch anzuspannen. Das funktioniert sehr gut und augenblicklich verwandelt sich das Motorrad in ein Skalpell. Die Radien sind fast gedankengesteuert zu fahren und man hat das volle Vertrauen. Wenn man eine gewisse Geschwindigkeit erreicht hat, trägt einen auch das Luftpolster ein wenig, aber davon kann ich mir her auf der Landstraße nicht zu viel erwarten.

Bitte mit weißen Stulpenhandschuhen zu fahren.











Auf der einen Seite bin ich froh, daß diesmal recht rasch noch mal die Bikes getauscht werden, auf der anderen Seite hatte ich mich gerade mit der Thruxton angefreundet. Dafür darf ich abermals die T120 übernehmen. Die Scrambler ist schon wieder vergeben. Vielleicht klappt es ja noch!
Doch wir sind bald wieder in Boxberg am Gelände und sehen zu, daß wir noch rechtzeitig zum Mittagessen kommen.
Foto: Motor Rausch
Nach dem Essen geht es für uns in den Ring. Die Bosch - Teststrecke hat eine Ringbahn mit Steilkurven und mehrere andere Flächen in der Mitte, auf der verschiedene Sachen erprobt werden können. Unter anderem etwas, das sie "Stilvser Joch" nennen und das einem mit Haarnadelkurven versehnen Fahrradweg ähnelt.
Foto: Motor Rausch
Wir bekommen einen Instruktor vom Motorrad Action Team beigestellt, der uns ein paar Dinge zeigt und erklärt. Und der Übungen mit uns fährt. Das ganze geht sehr rasch und mit hohem Tempo und ich finde mich bald auf einer Tiger Sport wieder und kurz darauf auf einer Speed Triple, hier sind alle verfügbaren Varianten am Start, und dann wieder auf verschieden großen Tigern.
Foto: Motor Rausch

Foto: Motor Rausch
Irgendwann kommt dann das Highlight des Tages. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke. Das ist das Oval um uns herum, mit den beiden Steilkurven. Wir fahren zunächst langsam ein und rollen langsam einmal in der Runde. Die Steilkurven sind wirklich steil. Danach stellen wir uns am Rand auf. Es sollen immer zwei von uns gleichzeitig fahren.
Und wir sollen uns an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten. Aye, aye. Ich presche los. Die Street Triple unter mir ist sehr klein, aber sehr markig. Sie spurtet los und wir dröhnen bald mit knapp 180 Sachen um die erste Kurve. Das ist ja der Hammer!! Das ist fast wie geradeausfahren. Nix mit in die Kurve legen oder so. Vor der zweiten Kurve steht ein Schild "160". Ah. Die Geschwindigkeitsbeschränkung.
Foto: Motor Rausch

Foto: Motor Rausch
Als ich wieder auf der Geraden bin, komme ich knapp an die 200 ran. Da hebt es mir schon beinahe den Helm vom Kopf. Ich merke, wie er nach oben wandert und der Kinnriemen alleine schlimmeres verhindert. Nach der zweiten Runde tauschen wir wieder die Bikes. Jetzt habe ich die große Tiger unter mir. Das geht gleich ganz anders. Allerdings vom Windschutz merke ich auch nicht so sensationell viel. Das wummert und dröhnt... Ich lande wieder auf der Tiger Sport. Einer Maschine, der ich bislang keine große Beachtung geschenkt habe, mit der ich aber vergleichsweise gut zurecht komme. Uli wollte sie mir schon einmal andienen, als die Fahrt zu den Tridays anstand, aber ich hatte mich seinerzeit auf die Scrambler versteift. Auf der Autobahn hätte ich wirklich mehr Laune mit ihr gehabt, denke ich, als ich durch das Rund brause. Nach ein paar Runden müssen wir den Hochgeschwindigkeitskurs räumen und verziehen uns auf ein anderes Areal. Hier werden eine recht verschlungene Strecke fahren und unter anderem auch mit dem kleinen "Stilvser Joch" konfrontiert. Hierbei macht sich die Tiger Sport auch wieder recht gut. Es dauert nicht lange, da sitze ich schon wieder auf einem neuen Bike und jage um den Kurs. Das ist die Tiger 800. Mit ihr komme ich erwartungsgemäß auch gut zurecht. Sie ist Gesa halt recht ähnlich, allerdings hat der Motor naturgemäß einen anderen Charakter. Ich fahre die Strecke auch noch mit den beiden Street Triple Varianten. Mit ihnen komme ich wegen meiner Größe gerade in diesem Parcours nicht wirklich zurecht. Ich kann damit fahren, aber nicht gut.
Foto: Motor Rausch

Foto: Motor Rausch

Foto: Motor Rausch

Foto: Motor Rausch

Foto: Motor Rausch
Uli zeigt uns, wie man mit der Triple richtig fährt, er hat das auch schon oft genug geübt und hat entsprechende Expertise darin.
Wir bekommen aber auch noch eine Einweisung, wie man besser auf dieser Strecke fahren kann. Am Ende kommen wir damit ganz gut zurecht.
Zum guten Schluß erwartet uns noch eine Pressekonferenz, danach ist dann Heimreise angesagt. Als wir im Saal sitzen geht draußen ein Gewitter nieder. Es schüttet und gießt wie aus Eimern. Gut, daß wir gerade drinnen sind. Ich hoffe, daß bis zum Heimweg es wieder trocken sein wird, aber habe damit nicht wirklich Glück. Zwar regnet es nicht mehr, oder nicht mehr viel, aber es ist immer noch alles triefend nass. Das riecht nach Regenklamotten, zumal in der Richtung, in der ich will, noch dunkle Wolken hängen. Ich laufe also rüber zu Gesa unnd hole meine gelbe Pelle. Ich sehe zu, daß ich sie im Trockenen angelegt bekomme und nach reichlich Verabschiedung geht es dann los.


Ich biege zunächst aus dem Gelände kommend, nach links ab. Der Plan ist, praktisch den gleichen Weg wieder zurück zu fahren, den ich gestern gekommen bin. Nur, daß ich nicht nach Worms und Kibo will. Ich verfranze mich einmal, die Straße, die in der Karte steht, gibt es einfach nicht, es ist nur ein kleiner Feldweg und ich frage mich durch zur nächsten größeren Straße nach Walldürn. Nachdem ich beim ersten Anlauf Schulterzucken geerntet habe, bekomme ich beim zweiten, den ich frage, eine brauchbare Antwort.
Ich brumme also munter los und tatsächlich komme ich dort raus, wo ich hinmöchte. Von Walldürn geht es nach Armorbach, die Straße habe ich fast für mich alleine. Der Regen hat schon lange aufgehört und ich dampfe in meinem Regenzeug mit der Straße um die Wette. Ich komme irgendwann wieder in Michelbach an und beschließe noch einmal zu tanken und dann auch die Regenkombi auszuziehen. Das Regenradar auf dem Händi zeigt auch nichts mehr an und so kann ich beruhigt die Pelle abstreifen und auf dem Sitz hinter mir festschnallen. Weiter gehts. Ich halte nun auf Darmstadt zu und fahre auf Bad König zu.
Die Ortschften am Wegesrand hören auf so hübsche Namen wie "Etzengesäß" und "Frau - Nauses". Irgendwo geht es nach "Zipfen". Eine heimelige Ecke. Wenn ich nicht nach Dieburg will, muss ich bald was unternehmen. Es kommt eine B26, die mich nach Darmstadt bringen wird. Die ist allerdings vierspurig. Egal. Dafür kann ich zum Teil fahren, so schnell ich will. Irgendwann wird die Gegend vertraut. Hier war ich unlängst zur Vorbereitung auf die Fahrpraktische Prüfung. Darmstadt ist zum Auto - oder Motorradfahren nicht die tollste Stadt, die man sich vorstellen kann. Letztlich aber ist es ein Klacks für mich, mich durchzumanövrieren. Bald bin ich am Loop5 vorbei und halte auf Groß Gerau zu. Von hier dauert es nur noch runde zwanzig Minuten, bis ich in der heimischen Garage stehe.

Boah! Was für eine Reise! Was für megacoole Erlebnisse! Steilkurve! Hammer! Ich kann es noch gar nicht fassen. Auch am nächsten Tag in der Schule fällt es mir schwer, nicht mit dem erlebten zu prahlen. 
Wie waren aber die Bikes? Ein Wort, nein zwei: Sehr gut. Was mir wieder besonders gefallen hat, das ist die Bonneville Reihe, mit all ihren Ablegern. Leider bin ich die Street Twin nicht gefahren und auch die neue Scrambler nicht. Aber der Bobber und die Thruxton R - großes Kino. Die T120 könnte ich mir gut als zweites Motorrad vorstellen. Sie ist rundherum gut gelungen. Es ist ein durch und durch modernes Motorrad, mit deutlichen Anleihen an die "Gute alte Zeit˜". Das sieht nicht nur gut aus, das fährt auch gut. Die auf "alt" getrimmten Teile stehen ihr sehr und sie ist eine wahre Augenweide. Wenn man sie in der Black - Version nimmt, dann ist wirklich alles schwarz, bis auf den Sitz, Der ist dunkelbraun. Ähnlich wie die Nine T von BMW ist auch sie ein Motorrad, das zum Umbauen, weiterbauen, abändern einlädt. Den Gedanken sind hier kaum Grenzen gesetzt. Ich denke, das ist auch eine Bonnie, die auch Sonja interessieren könnte. Denn sie hat sich immer eine mit ABS gewünscht. Kann geliefert werden.