Donnerstag, 17. Dezember 2015

Alarmstart mit dem kletternden, drängelnden Rührwerk

Alarmstart, klettern, drängeln, rühren, balgen, raufen, kraxeln - das klingt etwas verschlüsselt bis jetzt? Kein Wunder, "verschlüsseln" ist auch eine der vielen Bedeutungen vom Englischen "to scramble". Spätestens jetzt wird der Bezug zum Motorrad klar. "Scrambler", das Wort ist in aller Munde, spätestens seit dem Aufkeimen der Retrowelle bei den Motorrädern, seit es wieder hip ist, ein Motorrad zu bewegen, daß zumindest ein wenig so ausschaut, wie es seine Ahnen mal getan haben. Eines von diesen Motorrädern ist die Triumph Scrambler 900, sie ist abgeleitet aus der Bonneville Baureihe und seit 2006 auf dem Markt. Zwar sieht sie aus wie ein "echtes altes" Motorrad, aber sie ist es nicht. Einen Vergaser sucht man vergeblich, das, was an ihr so aussieht als sei es einer, ist nur eine gut gemachte Verkleidung für die Einspritzanlage. Auch wenn man die Instrumente am Lenker betrachtet, wird rasch klar, daß man es mit einem recht modernen Motorrad zu tun hat.
Ich stehe auf dem Hof von Triumph Motorcycles Deutschland und mache die kleine Maschine reisefertig. Ich habe meinen BMW Rucksack dabei und suche nach einer Befestigungsmöglichkeit. Die ist allerdings nicht so einfach zu finden. Schließlich gelingt es mir, dank meiner dünnen Finger, die Gurte um die Sitzhalterung zu pfriemeln. Das Blöde an meinem Rucksack ist, daß er laut "Einbauanleitung" längs zur Fahrtrichtung "verbaut" werden soll. Auf der Sitzbank bleibt dadurch für mich nicht mehr allzuviel Platz übrig.
Die Scrambler hatte ich mir für die Fahrt zu den Tridays gewünscht, weil mit einer modernen Maschine zu so einer Veranstaltung? Aber so gar nicht. Eine Bonnie wäre auch fein gewesen, aber die Scrambler hat eine Sitzhöhe, die mir entgegen kommt.
Als Uli Bonsels, der Pressesprecher von Triumph Motorcycles Deutschland, mir die Maschine auf den Hof gestellt hatte, da hatte er zunächst gedacht, der Seitenständer sei defekt, weil die Maschine sich so tief auf die Seite legt, bis endlich der Ständer Bodenkontakt hat. Aber das ist normal, wie wir später festgestellt haben, das machen alle Scrambler 900 so. Allerdings muss man sich nach dem Aufsteigen, was bei meiner Körpergröße trotz Gepäck sehr einfach geht, ordentlich hineinstemmen, um die Maschine aufrichten zu können. Aber, ich lerne das in den folgenden drei Tagen, daran gewöhnt man sich schnell - und es hat auch einen gewissen Coolnessfaktor, wenn man das Bike in die Senkrechte wuchtet. Ein bissel fühlt man sich schon wie der Marlon Brando. Auch wenn man eine Frau ist und der keine Scrambler gefahren ist.
Ich lasse die Maschine an. Den Choke (wozu braucht man den eigentlich, wenn kein Vergaser am Start ist?) gezogen, der sitzt etwas versteckt unter dem Tank auf der linken Seite, dann den Schlüssel rumgedreht, auch auf der linken Seite am Lenkkopf versteckt, und auf die Startertaste gedrückt.
Der Motor springt sofort freudig an, blubbert, rumort, macht Spaß. Die Scrambler 900 hat mit 270° einen anderen Hubzapfenversatz als die normale Bonneville. Daher ist das Motorengeräusch auch ein Anderes. Kernig, aber nicht aufdringlich.
Eines merke ich gleich, die Kupplung verlangt etwas mehr Handkraft, als ich es bislang gewohnt bin. Aber auch da zeigt sich in den drei Tagen, die ich mit ihr unterwegs war, man gewöhnt sich an alles.
Wenn man die Maschine noch nicht so richtig kennt und weiß, wo alles zu finden ist, dann ist es etwas tricky, den Choke wieder zurückzustellen. Man fummelt mit der Hand unter dem Tank herum und drückt auf allem rum, was man finden kann, bis man den Knopf wieder hineingedrückt hat.
Die Spiegel habe ich mir vorm Start eingestellt, allerdings zeigt sich rasch, daß ich in ihnen kaum etwas erkennen kann. Es sind lediglich Schminkspiegel. Sie sind plan, zeigen also nur einen sehr begrenzten Bildwinkel. Na schön, dann übt sich damit der Schulterblick mal wieder etwas.
Wir sind rasch auf der Autobahn, das Tempo wird schneller, die Scrambler ist mit ihren 59 PS jetzt nicht per se eine Wuchtbrumme. Dafür ist sie aber auch nicht gebaut. Die Autobahn wird mit Sicherheit nicht ihr heimisches Terrain werden. Dennoch gelingt es mir, mit den andern mitzuhalten. Allerdings ist sie ein Naked Bike, das sollte man berücksichtigen. Es gibt keinen Windschutz. Keinen. Und bei 140 Sachen schon gar nicht. Womit wir zu den höheren Geschwindigkeiten kommen. Mit viel gutem Willen habe ich aus ihr 170 Km/h herausbekommen. Gerüchten zufolge soll sie auch noch schneller laufen können, aber nicht mit einer Person meiner Größe und meines Gewichtes und mit Tankrucksack. Und ohne Tricks, wie Füße auf die Soziusrasten und linken Arm auf den Rücken und Mund zu. (Danke an den Griesgram999!!)
Nach vierhundert Kilometern Autobahn tut mir allerdings der Dubs weh, wegen des Gepäcks hinter mir kann ich nicht anständig sitzen. Das relativiert sich am nächsten Tag, als ich mit ihr dann ohne Gepäck unterwegs bin und sehr komod zu sitzen komme.
Moderne Schmähs sucht man an der Scrambler 900 vergebens, keine zweite Bremscheibe vorne, kein ABS, keine Traktionskontrolle, keine Modi, keine Warmwasserbeleuchtung. Außer der schon erwähnten Einspritzanlage und den modernen Elementen im Tacho gibt es nichts, wo eine Elektronik eingreift.
Wieder auf der Landstraße wird die Scrambler zum lieben Begleiter. Man mag mit ihr einfach ewig gemütlich dahingleiten. Das macht wirklich Spaß. Lässig im fünfer bei hundert durch die Landschaft pflügen. Der  Motor ist lauffreudig, gibt Kraft von unten raus und schnalzt einen geschwind von der Ampel fort. Dazu der Sound aus dem Auspuff... Ein Traum. Wenn man an der Ampel steht, muss man sich auch keine Sorgen machen, daß der Auspuff einem das Knie brät, der Hitzeschutz hält das Meiste vom Beinkleid fern. Allerdings sollte man ein solches tragen. Das empfiehlt sich bekanntlich aus mehrerlei Hinsicht.
Auf dem Schotter einer Baustelle zeigt sich, daß die Geländeeigenschaften der Scrambler eine eher theoretische Größe sind. Die Federung ist keine andere als auf der normalen Bonneville auch und somit wird das ein etwas härterer Ritt. Man muss sich keine Sorgen machen, daß man mit der Scrambler nicht mehr den Kiesweg zu seinem Anwesen hoch kommt, aber sehr viel mehr Gelände, als mit jedem anderen normalen Nicht - Enduro Motorrad auch, ist nicht das Wohlfühlresort der gut gemachten Maschine. Im Stehen fahren ist bei meiner Körpergröße allerdings, wie bei vielen anderen Motorrädern auch, eine spezielle Sache, ich möchte mit der Scrambler 900 nicht sieben Kilometer Schotterweg durch den Wald im Stehen fahren müssen.
Im Kurvengeschlängel eines Bergpasses kommt sie gut zurecht, allerdings muss man oft bis in den ersten Gang hinunterschalten, um nach der Kurve wieder in Gang zu kommen. Wenn man talentierter ist als ich, oder zumindest geübter als ich, dann kann man sie in solchen Gefilden sicherlich auch recht flott bewegen.
Schön ist der Anblick auf jeden Fall wieder, wenn sie dann tickend neben einem steht und man eine kleine Runde um sie herum dreht und alle Details erfasst, die sie bietet. Das ist der Charme der auf alt getrimmten Motorräder, man sieht den Motor noch, man sieht etwas von der Technik, zwar nicht die vier Ventile je Zylinder, aber es schaut nach Maschine aus. Die wunderbar gekreuzten Auspuffrohre, die Kühlrippen des Motors, die lange Sitzbank, die tropfenförmigen Blinker, das alles sind die kleinen Dinge, die dieses Motorrad einfach schön machen.
Die Scrambler ist in mein Herz eingedrungen und hat sich dort niedergelassen. Ich sitze auf ihr noch akzeptabel, der Kniewinkel geht grad noch in Ordnung, ich habe jederzeit die Füße platt auf dem Boden. 
Sie ist zwar eisenschwer, aber das merkt man im Betrieb nicht. Wenn sie eine bessere Lösung für das Gepäck anbieten würde, dann wäre sie nicht nur ein ideales Motorrad um damit am Sonntag die Runde durch den Landkreis zu drehen. Dann ginge der Weg endlos in Richtung Sonnenuntergang.

Wie Uli Bonsels, Pressesprecher von Triumph Motorcycles Deutschland und amtlicher Chefherbrenner, mir auf Nachfrage schrieb, bliebt die Scrambler 900 auch im kommenden Jahr im Programm, es wird durch die neuen Modelle die Palette erweitert, aber nichts ersetzt. Worauf noch warten?

Freitag, 11. Dezember 2015

Britain's Triumph Part three.

+++28.06.2015+++

Beim Ossimoto erstanden...

07.15 Uhr. Der Blick geht aus dem Fenster: Nebel.
Es hilft aber nichts, ich wuchte meinen Astralleib aus dem Bett und schlurfe ins Bad. Auf einmal wird es hell im Badezimmer. Draußen ist strahlender Sonnenschein.
Gegen acht erscheine ich gut gelaunt am Frühstück, es sind sogar von den anderen heute morgen schon welche da. Sabine und ihr Mann sitzen da bereits, der Kollege von der SZ, und der nette Wiener Kollege. Nach und nach tröpfeln die anderen ein und wir bilden eine schöne Runde zum Frühstück.
Danach geht es dann alles relativ zackig. Wir packen unseren Kram und finden uns bei den Maschinen ein. Alles aufgezäumt und los geht es. Die Uhr hat gerade mal zehn geschlagen, da sind wir vom Hof. Rolf kommt nicht mit uns zurück, er hat noch im Dorf etwas zu tun. Die T15 wartet...
Zunächst geht es runter ins Dorf, weil Uli noch jemanden treffen möchte und anschließend werfen wir uns auf die Landstraße. Neukirchen wird im Rückspiegel kleiner. Ich werde wiederkommen müssen, denke ich. Zu den Tridays und nach Neukirchen. Zu gerne möchte ich mir das Dorf noch mal in Ruhe anschauen, vielleicht auch mal mit dem Lift fahren. Sehen, was sich verändert hat. Ich gebe Gas.
Es ist viel Verkehr, Autos, Motorräder, Touristen, Sonntagsfahrer. Die ganze Mischung. Auf dem Weg zum Gerlospass überholen wir schon eine Gruppe Motorräder und ein paar Autos. Hinter Krimmel geht es bergan und wir machen uns daran, eine Gruppe Harleys zu überholen. Das gelingt den anderen auch, aber ich komme nicht ganz auf der Geraden, die dafür notwendig ist, hinterher. Damit habe ich aber meine Chance verspielt. Ich muss in der Mitte der Gruppe weiterfahren. Am Rest komme ich nicht vorbei. Oben warten vor der Mautstation bereits Uli und Gerhard auf mich. Es hat sich ein kleiner Stau gebildet und wir müssen eine Weile warten. Um uns herum scharen sich mehr und mehr Motorräder.
Als wir dann durch die Mautstation durch sind, werde ich durchgereicht wie ein Running Sushi. Das Tempo kann ich einfach so nicht mithalten. Also fahre ich alleine in Richtung Zell am Ziller. Ein paar Autos überhole ich, komme flott voran und rolle dann irgendwann die Zickzack - Haarnadelkurven hinunter. Dabei werde ich immer wieder von anderen Motorrädern überholt. Nach einer unübersichtlichen Kurve dann auf einmal rote Lichter vor mir. Ein Bus kommt nicht um die nächste Ecke und es bildet sich ein Stau. Für die anderen vor mir ist es grad noch mal gut gegangen, keiner hat einen unangenehmen Fleck an der Motorklappe vom Bus hinterlassen, ich bin dagegen ohne stressiges Manöver zum Stillstand gekommen.
Als ich dann endlich unten angelange, warten meine Begleiter bei ein paar Telefonzellen auf mich.
Nun kann es also weitergehen. Wir müssen wieder durchs Zillertal, an der Baustelle entlang. Aber heute ist sehr viel dichterer Verkehr als am Freitag Nachmittag und es geht nur zäh vorwärts. Das gibt mir Gelegenheit ein wenig die Gegend zu genießen. Noch dazu scheint die Sonne, es ist blauer Himmel mit ein paar netten Wölkchen, kurzum es ist einfach schön. Ich fasse den Plan, vielleicht im nächsten Jahr meine Reise hier nach Österreich stattfinden zu lassen. Ich werde mir gleich zu Hause mal Kartenmaterial besorgen.
Es geht wieder hinauf zum Achensee, hier ist etwas weniger los als im Tal, aber es sind ziemlich nödelige Autofahrer vor mir. Und es kommen immer genau im benötigten Abstand Autos entgegen. Aber irgendwann bin ich sie alle los und kann frei und ohne Störungen Richtung Grenze weiterziehen. Das Fahren ist wunderbar an so einem sonnigen Sonntagmorgen. Die Straßen sind gut und die kleine Scrambler unter mir surrt im fünfer vor sich hin, einfach herrlich. Ich genieße jeden Meter.
Hinter der Grenze warten meine Jungs wieder auf mich, wir fahren weiter in Richtung München. Hier in Deutschland ist bedeutend weniger los als in Österreich. So kommen wir gut durch und bleiben auch zusammen, bis wir kurz hinter Bad Tölz zur Mittagspause anhalten. Die Speed Triple - R von Gerhard röhrt auf dem kleinen Parkplatz neben dem Gastgarten und die Leute schauen schon leicht missmutig auf.
Wir finden einen schönen Platz in der Sonne und lassen uns nieder. Es gibt, wie erwartet, bayerische Spezialitäten und die sind echt lecker. Derweil brennt die Sonne vom Himmel, ich creme mir die Hände und die Arme ein, daß ich sie mir nicht verbrenne. Denn das geht fix hier unten.
Wie hell es draußen ist, merke ich erst, als ich beschließe, die Keramikabteilung vor der Abfahrt noch mal zu besichtigen. Ich komme ins Stockdunkel des Wirtshauses und kann im ersten Moment überhaupt nichts sehen.
Vor der Weiterfahrt besprechen wir noch mal kurz die Strecke und dann geht es los. Nach wenigen Kilometern und einem Tankstop erreichen wir die Autobahn und geben Stoff. Die Autobahn ist breit und relativ leer, da laufen die Maschinen gut. Gut und gerne 150 steht auf der Uhr.
Wir kommen an München vorbei und wie erwartet wird der Verkehr von hier ab etwas dichter. Wir kommen aber trotzdem gut voran, mogeln uns hier und da mal durch und geraten erst kurz vor Nürnberg in einen Stau. Die anderen fahren zwischen den Autos durch, aber ich habe so etwas noch nie gemacht. Ich habe etwas Manschetten, aber ich tu es trotzdem. So lange, bis mir ein Reisebus den Weg abschneidet. An dem komme ich nicht vorbei, der fährt zu eierig und es ist zu wenig Platz neben ihm. Irgenwann taucht von hinten ein britischer BMW Fahrer mit einem K - Modell auf und setzt sich neben mich in die Lücke. Er scheint etwas erfahrener zu sein und erkennt den Moment, in dem wir vorbei können. Ich ziehe mit. Praktisch im selben Moment geht wieder die Benzinwarnleuchte an. Bei dem geringen Tempo brauche ich mir aber keine allzugroßen Sorgen zu machen, an Ort und Stelle zu verrecken. Ich schlängele ich weiter durch den Stau und gelange irgendwann an die Spitze. Da ist aber nichts, was einen Stau verursachen könnte, da sind einfach nur Autos. Fahrende Autos. Also Stau um nichts. Ich drehe den Gashahn auf.
Von meinen Jungs ist schon lange nichts mehr zu sehen gewesen. Ich fange an, mir eine Strategie fürs Tanken zurecht zu legen. Da vorne geht es zu einem Autohof ab, soll ich da abfahren? Ach nein, es gibt den Hinweis auf die Raststätte bei Erlangen. Dann fahre ich dort hin. Und wenn sie dort nicht auf mich warten, tanke ich eben so. Aber bei der Ausfahrt stehen sie und winken mir schon zu. Ich wäre auch so abgefahren.
Nach dem Tanken machen wir eine kurze Pause, trinken einen Kaffee und relaxen. Es ist warm geworden, wir schwitzen, die Motorräder brutzeln in der Sonne.
In der Zwischenzeit unterhalte ich mich mit einem netten BMW Cruiser Fahrer aus Frankfurt, der mit seinem Triumph Tiger Explorer fahrenden Kumpel auf dem Rückweg ist. Sie sind aber nicht bei den Tridays gewesen und hören sich meine Schilderungen interessiert an. Da wollen sie im nächsten Jahr nun auch hin!
Kurz bevor wir wieder ablegen, trifft noch ein Triumph fahrendes Pärchen aus Mainz ein, bei denen klar ist, wo sie herkommen. Ihnen winken wir aber nur kurz und sind wieder auf der Bahn. Unser Tempo ist hoch, wir fahren jetzt stets irgendwas zwischen 160 und 170. Die anderen würden auch noch schneller fahren, aber ich bekomme nicht mehr aus der Scrambler heraus. Der Drehgriff ist auf Anschlag. Zwar haben der Schrm und der Griesgram später noch mehr aus dem Motorrad herausgewunden, aber die beiden sind auch leichter als ich.
Hinter Würzburg stockt es noch mal leicht, bei Wertheim ist es ein wenig zäh in der Baustelle, aber danach geht es wieder flott weiter. An das hohe Tempo habe ich mich in der Zwischenzeit gewöhnt. Ich habe auch eine Sitzposition gefunden, bei der ich nicht so viel Kraft in den Armen aufwenden muss. So spulen wir die Kilometer ab. Irgendwann erreichen wir tatsächlich das Offenbacher Kreuz. Nun nur noch um Frankfurt herum. Das ist wie immer stockender als man denkt, aber nach nicht allzulanger Zeit stehen wir mit tickenden Motoren wieder auf dem Hof von Triumph Motorcycles Deutschland in Rosbach vor der Höhe.
Wir verstauen die Maschinen wieder in der Halle und holen Gesa wieder hervor. Gesa! Da bist Du ja wieder!
Gerhard wirft seine Sachen in seinen VW Bus und verabschiedet sich von uns. Beim Einsteigen meint er noch zu mir, ich müsse ja jetzt noch mit dem Motorrad nach Hause fahren, während er mit seinem Bulli fahren dürfe. Umgekehrt, mein lieber Gerhard, umgekehrt! Du musst mit dem Bulli fahren, während ich entspannt mit Gesa über den Taunus reiten darf.
Ich verabschiede mich herzlich von Uli und wir sehen beide zu, nach Hause zu kommen. Ich fahre in Richtung Königstein, Autobahn ist mir nach dem Ritt zu doof und schlängele mich durch die ganzen bekannten Dörfer.
Im Schatten des Feldberges gibt es wieder ein paar Tropfen auf die Visierscheibe, aber nichts weltbewegendes. Als ich zu Hause ankomme, scheint auch schon wieder die Sonne. Was ein cooler Trip, was ein geiles Wochenende!

Für die Rückreise können wir noch mal 681 Km eintragen



Mein Dank gilt unbedingt und besonders Uli Bonsels und Triumph Motorcyles Deutschland, die diesen sagenhaft tollen Trip möglich gemacht haben!

Freitag, 4. Dezember 2015

Britain's Triumph Part two.

+++27.06.2015+++




Es ist acht Uhr und ich stehe im Frühstücksraum. Von den anderen ist weit und breit noch nichts zu sehen. Der Kellner weiß leider nicht, wo unsere Gruppe sitzen wird und so stehe ich etwas verlassen mit meiner Schale Müsli herum. Gerade als man mir einen anderen freien Platz zugewiesen hat, erscheint dann doch noch jemand von unserer Gruppe und es klärt sich so langsam, wo wir hingehören.
Das Frühstück ist toll, es gibt alles, was man sich nur vorstellen kann, und das auch noch in Mega Lecker und ich spreche den tollen Sachen reichlich zu. Die anderen tröpfeln nach und nach ein und sind je nach Typ und Zeitpunkt der Heimkehr gestern abend mehr oder weniger gesprächig.
Allzuviel Zeit können wir am Frühstück allerdings nicht vertrödeln, denn Uli hat für um neun Uhr die Abfahrt angesetzt, denn wir wollen uns im Dorf mit weiteren Leuten treffen. Also verziehen wir uns um kurz vor neun auf unsere Zimmer, um dann pünktlich bereit zu stehen.
Wir sind ein kleines Grüppchen, das da um kurz nach neun die Motoren anwirft, Rolf hat heute andere Pläne, er hat zu tun, aber Gerhard, Uli und ich möchten uns eine Ausfahrt nicht entgehen lassen.
Nach anfänglichem Sonnenschein hatte es sich binnen Minuten zugezogen und nun, wo wir im Dorf unten stehen, ist es dicht bewölkt. Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes
Wir stehen bei der oberen Bühne und warten auf Kollegen von Uli von der Österreichischen Triumph - Niederlassung und auf Kollegen aus dem Werk in England. Gemeinsam mit ihnen wollen wir eine Ausfahrt über die Zillertaler Höhenstraße machen.
Im Dorf ist es, so früh am Morgen, noch alles ruhig, nur wenige sind bereits auf den Beinen. Nichtsdestotrotz sind uns aber bereits Grüppchen mit Bikern auf der Landstraße entgegengekommen.
Warten auf den Hubschrauberrundflug
Puch DS 50
Zwar kein Tiger im Tank...
Da von unseren Mitfahrern noch keiner da ist, schaue ich mich etwas auf dem Hof des großen Triumph Standes um. Da steht alles, was Rang und Namen hat, in Reih und Glied. Thruxtons, Bonnevilles, Speedmaster, Tiger aller Größen - einfach alles. Und alles mehrmals. Und nicht nur zum Anschauen, auch zum Fahren.
Unter einem Zelt am Rande stehen Triumph Maschinen, die in Filmen mitgewirkt haben. Wer im Filmbusiness und sonst als Prominenz auf sich hält, fährt offenbar Bonneville. Gut so!
Filmbike aus Terminator
Bike mit dem David Beckham durch Brasilien gefahren ist.
Real Relic: das Motorrad, das fünf ISDT Goldmedaillen gewonnen hat
Filmbike aus Mission Impossible 3

Als endlich alle zusammen sind, geht es los. Erst einmal nehmen wir die Straße in Richtung Krimmel, biegen aber nach ein paar Kilometern rechts ab und kommen auf eine kleine Straße, die zunächst durch Wohngebiete führt. Dann geht es sanft bergan, ein paar Kurven, dann steiler, noch ein paar Kurven, es geht um einen kleinen See herum und dann sind wir auf einmal am Gerlospaß, hinter der Mautstation. Das ist also ein offizieller Schleichweg. Je höher wir kamen, desto nasser wurde es. Wir haben die Wolken erreicht und es regnet leicht.
Auf unserem weiteren Weg nach Gerlos werde ich wieder durchgereicht und fahre schließlich im letzten Drittel unserer Gruppe. Wenigstens nicht als Letzte. Ich komme heute, ohne Gepäck, das mich in der Bewegungsfreiheit einengt, wesentlich besser klar. Wir rauchen ein paar Pulks mit Autos auf und kommen irgendwann unten im Zillertal an. Die Serpentinenstrecke abwärts zu fahren, das ist allerdings eine ganz besondere Freude, die ich vermutlich nicht jeden Tag bräuchte. So, wie die Jungs hier Karussell fahren, das kann ich (noch) nicht.
Zunächst suchen wir eine Tankstelle, damit wir alle einen vollen Tank haben, wenn es losgeht. Denn die Strecke wird steil werden. Und den ÖAMTC wollen wir nicht unbedingt bemühen müssen.
Los geht es durch Hippach, über einen Bahnübergang, dann durch ein Wohngebiet und dann steil bergauf. Ich bin mittlerweile die Vorletzte in unserer Gruppe und nach zwei, drei Kurven brummt Uli forsch an mir vorbei. Mein Geschleiche mag er sich nicht antun. Ich kann ihn verstehen, wir sind hier um alle Spaß zu haben, ich bin noch nicht so fix und so sicher, vor allem im Gebirge, also mag ich die anderen auch nicht aufhalten.
Das Dorf tröpfelt langsam aus, immer mal wieder kommen einzelne Häuser, vor einem brummen zwei Jungs mit einem Trialmotorrad herum. Die werden hier in der Gegend bestimmt viel Spaß haben, denke ich mir.
Die Straße ist kaum breiter als eine Wagenbreite, an der Hangseite geht es steil bergab und nur ein paar Begrenzungspfosten sichern das Ganze. Ich bin nicht schwindelfrei und ich habe Höhenangst. Das merke ich hier wieder besonders. Zwischen den Kurven gebe ich wacker Gas, aber diese Zickzackkurven sind für mich nicht einfach. Um vernünftig auszuholen fehlt oft der Platz. Zudem, wie verhext, kommt immer bei den Kurven Gegenverkehr. Oder es stören Radfahrer rum. Wie haben das die anderen nur gemacht? Bei einer Mautstation warten sie auf mich. Wir rollen gemeinsam durch die Schranke und halten ein paar Meter dahinter an einer Hütte, wo sich die Straße etwas verbreitert, an. In der Zwischenzeit hat es richtig angefangen zu regnen. Meine Regenkombi liegt derweil hoch und trocken im Hotelzimmer. Würde jetzt eh nichts mehr nutzen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es weiter zur Etappe bei der Hütte auf der Passhöhe. Kurz nachdem wir wieder losgefahren sind, wirft es in der nächsten oder übernächsten Haarnadelkurve einen der Engländer ab. Er hat nach der Kurve nicht genug Gas gegeben, kommt nicht in Gang und kippt mit seiner Tiger Explorer im Stand um. Zum Glück passiert weder ihm noch dem Motorrad etwas, aber der Schreck sitzt uns in den Knochen. Sofort sind die anderen zur Stelle, um ihn und die schwere Maschine wieder aufzuheben.
Über schlechter werdenden Asphalt geht es weiter steil bergan. Die Straße ist noch mal ein Stückchen schmäler geworden und es regnet immer noch ordentlich. Die Radfahrer, die wir überholen, sind nicht zu beneiden. Kurz vor der Passhöhe kommt uns schließlich noch ein SUV entgegen und es wird echt eng auf der schmalen Straße. Ich bin für eine Kleinwagenpflicht in solchen Gefilden.
Endlich kommen wir oben an. Es gibt eine Hütte und einen kleinen Parkplatz. Wir können die Maschinen eben abstellen, müssen uns nicht drängeln und haben Aussicht auf einen trockenen Platz und einen Kaffee. Und auf eine Toilette. Davon mache ich als erstes Gebrauch. Zumindest will ich das, verbasele aber das mit der Technik des Münzeinwurfes und des Drehkreuzes dahinter. Also muss ich zurück auf Anfang und mir eine zweite Münze holen.
Sich drinnen, im Trockenen, aufwärmen zu können, dazu mit einer heißen Tasse Kaffee, ist eine wahre Wohltat. Die Helme, Handschuhe und Jacken sind nass. Ich habe lediglich die dünnen Endurohandschuhe mitgenommen, die halten kein Wasser ab, aber wenigstens ist meine Jacke und mein Helm dicht. Auch die Hose hat bisher noch kein Wasser durchgelassen.
Nachdem wir alle ausreichend aufgewärmt sind, drängen Uli und sein Österreichischer Kollege zum Aufbruch. Für den Tag ist noch anderes Programm vorgesehen. Also tüddeln wir uns alle wieder an und stapfen ins Freie zu unseren Maschinen. Die belgischen Rennradler tun mir immer mehr leid. Mit ihren kurzen dünnen Klamotten staksen sie auf ihren Radlerschuhen durch den Kies und machen keinen besonders glücklichen Eindruck. Ich starte die Scrambler und lasse mich von ihren 59 PS davonziehen.
Es geht ein Stück auf der Passhöhe entlang, dann in geschwungenen Kurven leicht bergab. Es sieht aus, wie auf einer Modelleisenbahn. Die kleine Straße windet sich auf dem hügeligen Terrain, ausgeprägte Grasflächen, kleine Autochen irgendwo da hinten, ein paar kleine Motorrädchen. Dazu ein Panorama vom Feinsten. Schade daß ich nicht anhalten und das fotografieren kann. Uns kommt forsch fahrend eine Gruppe aus drei 1150GS entgegen.
Wir kommen nach ein paar Kilometern in einen Wald und winden uns wieder bergab. Es gibt Viehschutzgitter in der Straße und hölzerne Brücken. Beides sieht für mich nach nicht besonders viel Haftung aus. Ich fahre lieber vorsichtig. Von hinten überholt uns irgendwann eine bunte Gruppe Motorräder aus WW, K, SU und BM. Die machen sich gar keine Sorgen über Metallgitter und glitschiges Holz.
Wie wir wieder in die besiedelte Lagen zurückkehren ist auf einmal die Straße knochentrocken. Wie mit dem Lineal gezogen. Hier hat es heute auch noch nicht geregnet. Dann kommen wieder Flecken in der Ortschaft, wo es nass ist und tröpfelt, dann ist es wieder trocken. Merkwürdig. Im Ort kommen uns die drei GS - Ritter wieder entgegen. Kennen die eine Abkürzung?
Wir fahren noch einmal zurück zur Tankstelle, trinken etwas Wasser und machen eine kurze Pause und dann geht es wieder zurück nach Neukirchen.
Da oben sind wir irgendwo durchgekurvt...
Auf den Serpentinen hinauf in Richtung Gerlos hängen mich die anderen wieder gnadenlos ab. Erst sind sie nur eine halbe Strecke zwischen den Kurven vor mir, dann eine ganze und dann weg. Ich kenne den Weg, ich mache mir keine Sorgen. Und wenn, dann fahre ich den Schleichweg zurück. Phh. Die Scrambler gurrt unter mir und wir ziehen auf der relativ leeren Straße in gutem Tempo dahin. Das macht wirklich Spaß, ich habe in der Zwischenzeit auch mehr Zutrauen zu der Maschine und komme flott vorwärts. Kurz hinter Gerlos warten die anderen bei einem kleinen Parkplatz mit Panoramablick auf einen herrlich grünen See, den Speicher Durlaßboden. Es hatte noch etwas lustlos getröpfelt, als ich dort ankam, aber kaum daß ich abgestiegen bin, ist von Regen nichts mehr zu merken. Wir genießen den schönen Ausblick und ich unterhalte mich mit einem der netten jungen Engländer. Er hat erst vor ein paar Wochen den Motorradführerschein gemacht und fährt hier so ziemlich das erste Mal überhaupt. Stramme Leistung!
Vor der Weiterfahrt beschließen wir, noch einmal auf dem Weg nach Neukirchen auf einem Parkplatz mit gutem Blick auf die Krimmler Wasserfälle anzuhalten. Immerhin sind es die höchsten Österreichs.
Es ist auch tatsächlich ein toller Anblick, der allerdings bei etwas besserem Wetter sicher noch schöner wäre. So halten wir uns nicht allzulange auf, sondern fahren recht bald weiter.
Krimmler Wasserfälle einmal mit...
...und einmal ohne Motominya
In Neukirchen biegen wir drei, Uli, Gerhard und ich gleich ab zum Hotel. Wir wollen uns erst einmal frisch machen. Als wir oben ankommen, sehe ich, daß Sabine in der Zwischenzeit eingetroffen ist. Allerdings nicht mit dem Motorrad, sondern mit ihrem Bus.
Nach einer kurzen Pause geht es gleich wieder runter ins Dorf. Wir nehmen wieder die Motorräder und brummen ins Tal. Auf der Umgehungsstraße geht es rasch an Neukirchen vorbei und am Ortsausgang fahren wir ab, um die Maschinen bei der Talstation der Seilbahn abzustellen. Hatte ich schon gestern nichts bekanntes erkennen können, heute erst recht nicht. Das, was ich hier sehe, sieht alles ganz anders aus, als das, was ich in der Erinnerung hatte.
Eigentlich hatten wir vor etwas noch zu essen, aber das Rennen beginnt gleich. Sabine fehlt noch, sie wollte mit dem Taxibus kommen, und so läßt Uli mich bei der Steilwandbahn warten, bis sie kommt. Denn wir dürfen in die Mitte der Rennstrecke und wollen deshalb da zusammen auftreten. Nach einigen Minuten sehe ich Sabine in ihrer leuchtgrünen Jacke, wir beeilen uns noch rechtzeitig zum Rennen zu kommen. Es hat noch nicht angefangen, als wir an der Strecke ankommen. Die Strecke ist in normalen Zeiten ein großer Parkplatz. Wenn aus Neukirchen einmal im Jahr Newchurch wird, dann wird aus dem Parkplatz eine Rennstrecke. Mit Absperrung und Strohballen. Und mit Tribüne und Fahrerlager. Wir stehen außerhalb des Rundkurses. Überall Menschen, von Uli nichts zu sehen.
Irgendwann kann ich ihn im mittleren Rund entdecken. Er schaut aber nicht zu uns, so können wir uns nicht bemerkbar machen. Irgendwann sieht er uns aber doch und bedeutet uns, an der Treppe vorbei ins Fahrerlager uns zu drücken. Schwups! Schon sind wir drinnen.
Die letzten Vorbereitungen für das "Ace Race", die "24 Minutes of Le Brée", sind in vollem Gange. Ich hatte davon gestern schon gehört und im Vorfeld etwas davon gelesen, aber mir nichts rechtes vorstellen können darunter. Nun sehe ich, was damit gemeint ist. Das ist der pure Wahnsinn!
Zehn Teams treten gegen einander an. Jeweils mit zwei Fahrern für je eine Maschine. Die Fahrer wechseln nach der Hälfte der Distanz einmal. So hat jeder Fahrer, oder jede Fahrerin, jeweils zwölf Minuten zu fahren. Das hört sich erst einmal nicht unbedingt nach einer Mörderaufgabe an, aber diese zwölf Minuten können unglaublich lang sein. Denn - geschenkt wird hier keinem was. Egal ob der Fahrer nun erst elf Jahre alt ist, eine Frau, oder für einen anderen Fahrer eingesprungen ist. Es gibt nur eine Richtung, nämlich vorwärts. Und zwar zack zack.
Wichtig ist es, immer die nötigsten Ersatzteile am Mann zu haben.
Ebenso wichtig: Teambesprechung.
Schon halb gewonnen hat man, wenn man das richtige, feinmechanische Werkzeug dabei hat.
Die Maschinen sind jeweils im Kern identische 125er Sky Team Ace Motorräder. Etwas größeres hätte auf dem kleinen Kurs keinen Platz und keinen Sinn. Im Kern meint, der Motor ist original und wurde nicht verändert, aber drumherum ist meist alles anders als bei der Maschine, so wie sie aus der Schachtel kommt. Die Teams haben sich die irresten Sachen einfallen lassen, eine Maschine besteht zu weiten Teilen aus Holz. Ebenso phantasievoll sind die Ausstattung der Boxen und der Teams.
Die absoluten Stars der Herzen: Die "Young Cannibals", 15 und 11. Am Rennen cool Kaugummi kauen wie John Lennon bei "All You Need Is Love"
Der Start erfolgt in Art des Le Mans Style, jedoch um einen Jump über die Strohballen bereichert. Was dann folgt ist wahrer Rennsport. Das hat nichts mit gemütlicher Ausfahrt zu tun. Da geht es wirklich Mann gegen Mann, Mann gegen Maschine, Maschine gegen Schwerkraft. Sagenhaft.
Kleine Strauchler fallen zum Glück glimpflich aus
Die wichtigen Informationen zum Rennverlauf erhalten wir von Motorrad - Rennlegende Steve Parrish, der das Geschehen mit viel Charme und Witz kommentiert.
Zwischendurch gehen unsere Blicke immer mal wieder zum Himmel. Hält das Wetter? Sabine, mit jahrelanger Österreichischer Outdoorerfahrung, meint mit geschultem Blick, des bleibt net trocken, do kummt woas! Eben, zwischendrinnen hatte doch noch mal kurz die Sonne geschienen, aber jetzt sieht es dort oben, bei der Seilbahn sehr nach Regen aus. "We got reports from the Airport: There's a heavy rainstorm coming!" schallt es aus den Lautsprechern. In der Zwischenzeit hat der Fahrerwechsel stattgefunden und das Rennen geht in die Alles entscheidende Phase.
Und kaum daß die Schachbrettfahne geschwenkt ist, fallen die ersten Tropfen. Der Regen erreicht uns so langsam.
Gewissenhafte Dopingkontrolle.
Was ein Glück ist es über die Renndistanz trocken geblieben. Es dauert allerdings noch mit dem richtig großen Schutt und so können wir schließlich immer noch einigermaßen trocken die Strecke verlassen.
Sabine, ihr Mann und ich laufen zurück ins Dorf. Wir schauen noch im stärker werdenen Regen uns ein paar Stände an, verziehen uns dann aber in ein Wirtshaus und machen erst mal eine Mittagspause. Auch in der Hoffnung, daß der Regen bald wieder aufhört. Wir haben Glück, nachdem wir mit essen fertig sind, hat es tatsächlich fast aufgehört, wir können das an der Schirmdichte vorm Fenster gut beobachten, und wir trauen uns wieder nach draußen.
Wir schlendern gemütlich durch die Hauptstraße, begucken die Stände und landen schließlich mit jeweils einem Eis in der Hand vor der oberen Bühne. Genau mit Beginn der Parade beginnt auch die große Wetterparade, es gießt auf einmal wie aus Eimern.
Es bewährt sich diesmal, daß ich in einem seltenen Geistesblitz den kleinen gelben Schirm zu Hause in den Rucksack gestopft hatte und ihn somit jetzt zücken kann. Wie wir wieder hinunter ins Dorf gehen, wird es auf einmal Nacht um uns. Es blitzt. Es donnert. Gewitter. Wir verziehen uns nach drinnen, schauen uns ein paar Rokker - Jean und Bell Bullitt Helme an und wechseln dann die Straßenseite zum Ossimoto und schauen uns dort ein wenig um.
Nachdem der Regen immer noch nicht aufgehört hat, machen sich Sabine und ihr Mann nachdem wir noch eine Weile im Regen unter einem Zelt gestanden und etwas getrunken hatten, auf den Weg zurück zur Unterkunft.
Ich streife noch etwas durch die Straße und laufe alsbald Gerhard über den Weg. Er hat Hunger und so gehe ich mit ihm noch eine Kleinigkeit essen. Wir passen danach eine Regenpause ab um halbwegs trocken zum Hotel zu kommen. Und tatsächlich, kaum daß wir oben sind, fängt es auch wieder an.
In der Wirtsstube brennt noch Licht und wir bekommen sogar noch einen Kaffee. So lassen wir den Tag gemütlich ausklingen, unterhalten uns noch, besehen unsere Bilder und verziehen uns gegen halb zwölf in unsere Zimmer.
Oh Kinder nee, was für ein Tag!
Als ich meine Erlebnisse niederschreibe, kann ich kaum noch die Augen offenhalten und mit Mühe kann ich verhindern, daß mein Geschreibsel nur eine krakelige, durchgezogene Linie wird. Licht aus. Ende.



142 Kilometer sind das heute mit der Scrambler gewesen
 Übrigens: Den Gesamtsieg des "Ace Race" hat die "Hamburger Horde" eingefahren. :)