Beim Ossimoto erstanden... |
07.15 Uhr. Der Blick geht aus dem Fenster: Nebel.
Es hilft aber nichts, ich wuchte meinen Astralleib aus dem Bett und schlurfe ins Bad. Auf einmal wird es hell im Badezimmer. Draußen ist strahlender Sonnenschein.
Gegen acht erscheine ich gut gelaunt am Frühstück, es sind sogar von den anderen heute morgen schon welche da. Sabine und ihr Mann sitzen da bereits, der Kollege von der SZ, und der nette Wiener Kollege. Nach und nach tröpfeln die anderen ein und wir bilden eine schöne Runde zum Frühstück.
Danach geht es dann alles relativ zackig. Wir packen unseren Kram und finden uns bei den Maschinen ein. Alles aufgezäumt und los geht es. Die Uhr hat gerade mal zehn geschlagen, da sind wir vom Hof. Rolf kommt nicht mit uns zurück, er hat noch im Dorf etwas zu tun. Die T15 wartet...
Zunächst geht es runter ins Dorf, weil Uli noch jemanden treffen möchte und anschließend werfen wir uns auf die Landstraße. Neukirchen wird im Rückspiegel kleiner. Ich werde wiederkommen müssen, denke ich. Zu den Tridays und nach Neukirchen. Zu gerne möchte ich mir das Dorf noch mal in Ruhe anschauen, vielleicht auch mal mit dem Lift fahren. Sehen, was sich verändert hat. Ich gebe Gas.
Es ist viel Verkehr, Autos, Motorräder, Touristen, Sonntagsfahrer. Die ganze Mischung. Auf dem Weg zum Gerlospass überholen wir schon eine Gruppe Motorräder und ein paar Autos. Hinter Krimmel geht es bergan und wir machen uns daran, eine Gruppe Harleys zu überholen. Das gelingt den anderen auch, aber ich komme nicht ganz auf der Geraden, die dafür notwendig ist, hinterher. Damit habe ich aber meine Chance verspielt. Ich muss in der Mitte der Gruppe weiterfahren. Am Rest komme ich nicht vorbei. Oben warten vor der Mautstation bereits Uli und Gerhard auf mich. Es hat sich ein kleiner Stau gebildet und wir müssen eine Weile warten. Um uns herum scharen sich mehr und mehr Motorräder.
Als wir dann durch die Mautstation durch sind, werde ich durchgereicht wie ein Running Sushi. Das Tempo kann ich einfach so nicht mithalten. Also fahre ich alleine in Richtung Zell am Ziller. Ein paar Autos überhole ich, komme flott voran und rolle dann irgendwann die Zickzack - Haarnadelkurven hinunter. Dabei werde ich immer wieder von anderen Motorrädern überholt. Nach einer unübersichtlichen Kurve dann auf einmal rote Lichter vor mir. Ein Bus kommt nicht um die nächste Ecke und es bildet sich ein Stau. Für die anderen vor mir ist es grad noch mal gut gegangen, keiner hat einen unangenehmen Fleck an der Motorklappe vom Bus hinterlassen, ich bin dagegen ohne stressiges Manöver zum Stillstand gekommen.
Als ich dann endlich unten angelange, warten meine Begleiter bei ein paar Telefonzellen auf mich.
Nun kann es also weitergehen. Wir müssen wieder durchs Zillertal, an der Baustelle entlang. Aber heute ist sehr viel dichterer Verkehr als am Freitag Nachmittag und es geht nur zäh vorwärts. Das gibt mir Gelegenheit ein wenig die Gegend zu genießen. Noch dazu scheint die Sonne, es ist blauer Himmel mit ein paar netten Wölkchen, kurzum es ist einfach schön. Ich fasse den Plan, vielleicht im nächsten Jahr meine Reise hier nach Österreich stattfinden zu lassen. Ich werde mir gleich zu Hause mal Kartenmaterial besorgen.
Es geht wieder hinauf zum Achensee, hier ist etwas weniger los als im Tal, aber es sind ziemlich nödelige Autofahrer vor mir. Und es kommen immer genau im benötigten Abstand Autos entgegen. Aber irgendwann bin ich sie alle los und kann frei und ohne Störungen Richtung Grenze weiterziehen. Das Fahren ist wunderbar an so einem sonnigen Sonntagmorgen. Die Straßen sind gut und die kleine Scrambler unter mir surrt im fünfer vor sich hin, einfach herrlich. Ich genieße jeden Meter.
Hinter der Grenze warten meine Jungs wieder auf mich, wir fahren weiter in Richtung München. Hier in Deutschland ist bedeutend weniger los als in Österreich. So kommen wir gut durch und bleiben auch zusammen, bis wir kurz hinter Bad Tölz zur Mittagspause anhalten. Die Speed Triple - R von Gerhard röhrt auf dem kleinen Parkplatz neben dem Gastgarten und die Leute schauen schon leicht missmutig auf.
Wir finden einen schönen Platz in der Sonne und lassen uns nieder. Es gibt, wie erwartet, bayerische Spezialitäten und die sind echt lecker. Derweil brennt die Sonne vom Himmel, ich creme mir die Hände und die Arme ein, daß ich sie mir nicht verbrenne. Denn das geht fix hier unten.
Wie hell es draußen ist, merke ich erst, als ich beschließe, die Keramikabteilung vor der Abfahrt noch mal zu besichtigen. Ich komme ins Stockdunkel des Wirtshauses und kann im ersten Moment überhaupt nichts sehen.
Vor der Weiterfahrt besprechen wir noch mal kurz die Strecke und dann geht es los. Nach wenigen Kilometern und einem Tankstop erreichen wir die Autobahn und geben Stoff. Die Autobahn ist breit und relativ leer, da laufen die Maschinen gut. Gut und gerne 150 steht auf der Uhr.
Wir kommen an München vorbei und wie erwartet wird der Verkehr von hier ab etwas dichter. Wir kommen aber trotzdem gut voran, mogeln uns hier und da mal durch und geraten erst kurz vor Nürnberg in einen Stau. Die anderen fahren zwischen den Autos durch, aber ich habe so etwas noch nie gemacht. Ich habe etwas Manschetten, aber ich tu es trotzdem. So lange, bis mir ein Reisebus den Weg abschneidet. An dem komme ich nicht vorbei, der fährt zu eierig und es ist zu wenig Platz neben ihm. Irgenwann taucht von hinten ein britischer BMW Fahrer mit einem K - Modell auf und setzt sich neben mich in die Lücke. Er scheint etwas erfahrener zu sein und erkennt den Moment, in dem wir vorbei können. Ich ziehe mit. Praktisch im selben Moment geht wieder die Benzinwarnleuchte an. Bei dem geringen Tempo brauche ich mir aber keine allzugroßen Sorgen zu machen, an Ort und Stelle zu verrecken. Ich schlängele ich weiter durch den Stau und gelange irgendwann an die Spitze. Da ist aber nichts, was einen Stau verursachen könnte, da sind einfach nur Autos. Fahrende Autos. Also Stau um nichts. Ich drehe den Gashahn auf.
Von meinen Jungs ist schon lange nichts mehr zu sehen gewesen. Ich fange an, mir eine Strategie fürs Tanken zurecht zu legen. Da vorne geht es zu einem Autohof ab, soll ich da abfahren? Ach nein, es gibt den Hinweis auf die Raststätte bei Erlangen. Dann fahre ich dort hin. Und wenn sie dort nicht auf mich warten, tanke ich eben so. Aber bei der Ausfahrt stehen sie und winken mir schon zu. Ich wäre auch so abgefahren.
Nach dem Tanken machen wir eine kurze Pause, trinken einen Kaffee und relaxen. Es ist warm geworden, wir schwitzen, die Motorräder brutzeln in der Sonne.
In der Zwischenzeit unterhalte ich mich mit einem netten BMW Cruiser Fahrer aus Frankfurt, der mit seinem Triumph Tiger Explorer fahrenden Kumpel auf dem Rückweg ist. Sie sind aber nicht bei den Tridays gewesen und hören sich meine Schilderungen interessiert an. Da wollen sie im nächsten Jahr nun auch hin!
Kurz bevor wir wieder ablegen, trifft noch ein Triumph fahrendes Pärchen aus Mainz ein, bei denen klar ist, wo sie herkommen. Ihnen winken wir aber nur kurz und sind wieder auf der Bahn. Unser Tempo ist hoch, wir fahren jetzt stets irgendwas zwischen 160 und 170. Die anderen würden auch noch schneller fahren, aber ich bekomme nicht mehr aus der Scrambler heraus. Der Drehgriff ist auf Anschlag. Zwar haben der Schrm und der Griesgram später noch mehr aus dem Motorrad herausgewunden, aber die beiden sind auch leichter als ich.
Hinter Würzburg stockt es noch mal leicht, bei Wertheim ist es ein wenig zäh in der Baustelle, aber danach geht es wieder flott weiter. An das hohe Tempo habe ich mich in der Zwischenzeit gewöhnt. Ich habe auch eine Sitzposition gefunden, bei der ich nicht so viel Kraft in den Armen aufwenden muss. So spulen wir die Kilometer ab. Irgendwann erreichen wir tatsächlich das Offenbacher Kreuz. Nun nur noch um Frankfurt herum. Das ist wie immer stockender als man denkt, aber nach nicht allzulanger Zeit stehen wir mit tickenden Motoren wieder auf dem Hof von Triumph Motorcycles Deutschland in Rosbach vor der Höhe.
Wir verstauen die Maschinen wieder in der Halle und holen Gesa wieder hervor. Gesa! Da bist Du ja wieder!
Gerhard wirft seine Sachen in seinen VW Bus und verabschiedet sich von uns. Beim Einsteigen meint er noch zu mir, ich müsse ja jetzt noch mit dem Motorrad nach Hause fahren, während er mit seinem Bulli fahren dürfe. Umgekehrt, mein lieber Gerhard, umgekehrt! Du musst mit dem Bulli fahren, während ich entspannt mit Gesa über den Taunus reiten darf.
Ich verabschiede mich herzlich von Uli und wir sehen beide zu, nach Hause zu kommen. Ich fahre in Richtung Königstein, Autobahn ist mir nach dem Ritt zu doof und schlängele mich durch die ganzen bekannten Dörfer.
Im Schatten des Feldberges gibt es wieder ein paar Tropfen auf die Visierscheibe, aber nichts weltbewegendes. Als ich zu Hause ankomme, scheint auch schon wieder die Sonne. Was ein cooler Trip, was ein geiles Wochenende!
Für die Rückreise können wir noch mal 681 Km eintragen |
Mein Dank gilt unbedingt und besonders Uli Bonsels und Triumph Motorcyles Deutschland, die diesen sagenhaft tollen Trip möglich gemacht haben!
Schön geschrieben! Ich wäre hinter dir geblieben und hätte dir Begleitschutz gegeben! Sag bescheid wenn du hin fährst! Habe immer Zeit, außer Mo, Di und Mi! 🏍🏍🏍🏍🏍
AntwortenLöschenDas wäre wirklich was gewesen! Mit Begleitschutz! Wenn ich da im nächsten Jahr hinkomme, dann sage ich auf jeden Fall Bescheid. Und wenn das Daumendrücken hilft, dann fahren wir da auch zusammen hin!
LöschenEy, hast Du mich gerade klapperdürr genannt?
AntwortenLöschenDer Trick für mehr Geschwindigkeit ist nicht weniger Gewicht sondern weniger Luftwiderstand,Kopf auf den Tacho, linken Arms hinter den Rücken, Arsch hoch un ddann so lange die Kleinigkeiten optimieren, bis der Tacho noch ein bisschen höher geht.
:-D
Linker Arm aufn Rücken. ...alter Aue Trick...lol
LöschenAlso, Klapperdürr nicht, aber ich bringe immerhin 0,09t auf die Waage. Und ich bin groß. Und ich habe die Tricks nicht drauf... Möh...
Löschen:)
Hoffentlich nur Aue und nicht Aua... :))
LöschenHut ab, dass du nach der anstrengenden Autobahn- Fahrerei noch die Muße hast, über Land und durch die Orte nach Hause zu fahren! Ich wäre auf dem schnellsten Wege - direktemang- gefahren. Aber ein tolles Wochenende, um das ich dich sehr beneide!
AntwortenLöschenDankeschön! Bei der Etappe war es ähnlich wie seinerzeit im Frühling, als ich nach Delmenhorst gefahren bin. Mit dem Auto hätte mich das komischerweise viel mehr geschlaucht. Mit dem Motorrad und später mit Gesa an der frischen Luft, das war fast - aber auch nur fast - schon Erholung.
LöschenJa, das war echt ein tolles Wochenende, da habe ich auch lange gebraucht, um das alles zu verarbeiten. So viele Eindrücke auf einmal. Und so viel Neues.
Also ich finde das echt Hammer. Nach der ganzen Autobahnraserei und Aufpasserei, dass du deine Begleiter nicht verlierst, noch gemütlich entspannt durch die Landschaft zu cruisen. Sauber :-)
AntwortenLöschenDas war wirklich entspannend, da habe ich mich selbst drüber gewundert. Wäre ich mit dem Auto gefahren, wäre ich vermutlich zu nichts mehr zu gebrauchen gewesen in Rossbach. Motorräder sind irgendwie anders...
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