Donnerstag, 3. März 2016

Modenschau Teil 1 - Sommer

Zumindest bei Frauen wird das ja als die Frage aller Fragen angenommen: Was ziehe ich an?? 

Eine Frage, die mich natürlich auch bewegt, insbesondere auch wenn es ums Motorrad fahren geht. Als ich mich vor zwei Jahren auf den Weg zum Führerschein für Motorräder gemacht habe, da stand für mich auch die Frage nach der entsprechenden Kleidung im Raume. Auf eine lange Soziakarriere konnte ich nicht zurückblicken, nicht mal auf eine kurze, und ich hatte auch keine Motorrad fahrenden Freunde. Kein Erfahrungsschatz. Trickkiste auf: leer. Was also tun? Nun, zunächst einmal zu den einschlägig Verdächtigen. Nachdem ich mir dort einen Überblick verschafft hatte, kam die Frage, was für Kleidung möchte ich? Sie sollte günstig sein, mir passen, vielleicht auch noch gefallen und sie sollte sicher sein. Was mir imponierte, das waren die leuchtgelben Sachen. Damit wird man sicher toll gesehen überall, und die Dosentreiber können sich nicht so schnelle rausreden. Wennschon selbstmörderischer Sport, dann wenigstens sicher. Bei meiner Suche nach Klamotten und Motorrad lief mir recht bald das Startangebot von BMW über den Weg. 1.000 Euro auf Motorradkleidung! Hey! "Billig" vielleicht nicht, aber wenigstens günstiger. Und die warben mit einer leuchtgelben Jacke. Wenige Tage später stand ich bei der Niederlassung in Dreieich auf der Matte. 
Was habe ich als Erstausstattung gekauft? Und taugt das was? Wie sieht es jetzt nach zwei Saisonen aus?

Eva, bitte Dein Auftritt!
Eva trägt eine "Jacke Air Shell". Leuchtgelb und für den Sommer besonders tauglich, weil sie über großzügige luftdurchlässige Netzflächen verfügt. 
An der Vorderseite hat sie zwei mit Reißverschlüssen verschließbare Taschen, die allerdings nicht wasserdicht sind. Dafür hat sie innen eine wasserdichte Tasche und im herausnehmbaren Futter noch eine weitere. 
Das Futter ist wind- und wasserdicht und wärmt durchaus etwas. Zumindest, solange man sich nicht unterhalb von, sagen wir mal, zwölf Grad Außentemperatur aufhält. Bis zu der Temperatur und noch etwas daraunter habe ich sie in der ersten Saison ausprobiert, wenn ich Freitags am Feldberg im Taunus war. Darunter wird es wirklich rasch frisch. Über eine seitliche Knöpfung kann man sie ihn der Weiter etwas regulieren. Die Jacke wird mit einem Rundum - Reißverschluss an der Hose befestigt. 
Im Sommer ist das Ding echt Bombe, man kann mit ihr, nur mit Top drunter, wunderbar fahren und man hat fast das Gefühl, nichts anzuhaben. 
Am Protektoren bringt sie einen großen Rückenprotektor mit, sowie Protektoren an Schulter und Ellenbogen.
Einen Nachteil hat sie allerdings, die Farbe bleicht rasch aus. Schon nach einer Saison sah das Ganze nicht mehr so richtig nach Neongelb aus. 
Ich trage sie in einer Herrengröße, weil bei den Damengrößen mir durchweg die Ärmel viel zu kurz waren. Bei den großen Damengrößen wuchs mit der Größe lediglich der Umfang. Ich hätte also locker einen Rucksack mit unter die Jacke nehmen können. Aber, das ist ja ein übliches Problem... 

Als Hose trägt Eva eine "Hose Tour Shell". Sie gehört eigentlich zu einem gleichnamigen Anzug, zu dem gab es aber 2014 keine Jacke, die mir gefallen hätte. Mittlerweile gibt es eine orangene Jacke, an der ich durchaus Freude haben könnte. 
Die Hose hat zwei, mit Reißverschlüssen geschützte, wasserdichte Taschen und kann durch Klettriegel in der Weite verstellt werden. Zudem bietet sie an den Beinen einen Reflexdruck. An den Beinen ist sie unten mit Reißverschlüssen versehen, damit man sie leichter über die Stiefel ziehen kann. Sie soll aus Drei- Lagen- Laminat bestehen und wasserdicht sein. 
Auf meiner Sauerlandreise hatte ich allerdings auf dem Rückweg Wassereinbruch am Achtersteven. Wo das Wasser nun durchgekommen ist, das lässt sich schwer feststellen. Es gibt noch die Möglichkeit, daß es die Beine hochgekrochen ist. 
Praktisch an ihr ist, daß sie praktisch nicht schmutzig wird, Staub und Dreck prallt einfach ab. 
Sie hat kein Innenfutter, sondern lediglich einen nicht herausnehmbaren Netzeinsatz. Das beschränkt sie etwas in ihrer Tauglichkeit für kalte Tage. 
Bei der Hose hat mir allerdings wieder eine Damengröße wunderbar gepasst. Sie ist bequem und bringt an Hüften und Knien großflächige Protektoren mit. 

Der Helm, den Eva uns nun vorführt, ist der "Systemhelm 6 Evo". Was macht den Kopfschutz zum Systemhelm? Nun, er kann mit einem Kommunikationssystem ausgestattet werden. 
Das Visier wird mit Pinlockscheibe geliefert und es rastet auf verschiedenen Stufen. Um in der unteren Position zu bleiben, braucht es keinen extra Riegel.
Wirklich beeindruckend ist das echt große Sichtfeld
Es ist ein Klapphelm, der vordere Teil kann nach Betätigung einer zentralen Taste nach oben geklappt werden. Dabei ist er nicht einfach nur mit einem simplen Scharnier angelenkt, sondern über eine komplexe Mechanik mit vier Gelenken. Dadurch sitzt der Vorderteil, nach oben geklappt, dichter an der Helmschale. Das kann ganz nett sein, wenn man mit offenem Helm - also ganz offenem Helm fahren möchte. Ansonsten ist es eher als Spielerei anzusehen.
Innen hat er ein sehr angenehmes Polster und der Verschluss drückt auch nicht auf den Kehlkopf. Komplettiert wird er mit einer integrierten Sonnenblende.
Typisch. Mein ganzer Pröl im Zimmer spiegelt sich im Sonnenvisier...
Warum habe ich mir einen Klapphelm ausgesucht? Musste ich mich nun nach einer gelben Jacke, mit einem Klappinger auf dem Schädel endgültig zum Löffel machen und der Lächerlichkeit Preis geben? Hätte nicht schon eines alleine gereicht? Oder war´s der Gedanke, daß wenn der Ruf schon ruiniert ist, es sich eh besser lebt? Ich habe irgendwie ein Problem mit den normalen Integralhelmen. Ich komme da fast nicht rein, bzw raus. Erst im letzten Sommer hatte bei der Tante Louise einen Adventurehelm aufprobiert - ein Desaster erster Kajüte. Ich hatte am Ende Angst, der Verkäufer würde gleich die Trennscheibe holen um ihn aufzuflexen, denn ich bekam ihn nicht wieder vom Kopf.

Als Stiefel hatte ich mir die "Stiefel Allround" ausgesucht. Die sind nicht zu klobig, nicht zu schwer und haben an ihrer Rückseite eine Reflexfläche. 
In der ersten Zeit haben sie mir auch gut gepasst, ich konnte damit laufen, fahren, alles. Nur, ich merkte auch schon in der Fahrschule immer wieder, daß sich mein rechter Fuß nicht mit ihm vertrug. Das ist ein Problem, das ich schon kenne, das hält mich von manchem Stiefel und Schuh fern, aber hier schien es noch beherrschbar. Aber als ich Gesa vom Händler abholte, bin ich unvorsichtigerweise von einem zum anderen Bus gerannt. Das hätte ich nicht tun dürfen. Danach war es mit den Stiefeln aus. Der Fuß hat nach kurzer Zeit so sehr gebrannt, daß ich nicht mehr fahren konnte. Denn ein Bremspedal konnte ich nicht mehr spüren vor Schmerz und wirklich entspannt fahren - ging nicht. So habe ich sie nach kurzer Zeit ausgesondert und durch andere ersetzt.
Die neuen waren auch wieder aus dem BMW Programm, allerdings ein Auslaufmodell. Das will nichts heißen, solange sie dicht gegen Wasser von außen sind. Es sind die "Stiefel Santiago". 
Neulich erst sauber gemacht und gut eingefettet. Nach einem Einsatz schon wieder dreckig...
Die sind nahezu perfekt für mich, ich kann damit gut fahren und gut laufen. So gut sogar, daß ich eine der beiden Stahlspitzen bereits durchgelaufen habe. (deshalb fehlt sie auf dem Bild. Ich bin aber gestern beim Händler gewesen und habe die Ersatzspitzen abgeholt.) Sie sind bequem, ich habe vorne ausreichend Platz, um keine Probleme zu bekommen und sie haben einen recht hohen Schaft. Wirkliche Cross- Stiefel sind sie freilich nicht. Sie sehen martialischer aus, als sie sind. Dafür sind sie tatsächlich wasserdicht.

Als Handschuhe der Erstausstattung habe ich mir die "Handschuhe Pro Summer" zugelegt. Wie der Name sagt, sind sie in erster Linie für den Sommer gedacht. Solange es nicht zu warm wird, stimmt das auch und man kann sie auch gut in der Übergangszeit noch tragen. Nur wenn das Thermometer unter zehn Grad fällt, dann ist Zeit für andere Handschuhe. 
Sie bestehen aus einem Leder- Textilmix, verfügen über eine Wischlippe am linken Zeigefinger und über Reflexflächen. An den Knöcheln sind sie mit einem Schaumstoff verstärkt. Sie sind auch halbwegs wasserdicht, allerdings sollte man sich keine Wunder erwarten. Ich trage sie ganz gerne, sie färben auch nicht großartig ab und sie sind recht leicht. 
Unnötig zu erwähnen, daß ich auch hierbei nicht die Damenausführung nehmen konnte, denn die geht nur bis Größe 8.
Als Handschuhe für die richtig warmen Tage habe ich mir nach kurzer Zeit die "Handschuhe Rallye" zugelegt. Die merkt man kaum an den Händen, wenn man sie trägt. Da geht der Fahrtwind herrlich leicht durch und es ist eine Freude, damit zu fahren. Wo der Fahrtwind herrlich leicht durchgeht, geht natürlich auch der Regen herrlich leicht durch. Damit muss man leben. 

Wie hat sich diese Erstausrüstung bewährt, die ich ohne irgendeine Ahnung zu haben, gekauft habe? Die Jacke ist wirklich klasse, wenn man im Sommer unterwegs ist. Das Futter ist im Handumdrehen herausgenommen, bzw. wieder hineingesetzt. Es wird mit Druckknöpfen und Laschen an der Jacke befestigt. In der Fahrschule war die Jacke der Hingucker und ich "durfte" als leuchtendes, positives Beispiel herhalten. Vermutlich wird Gerfried, mein Fahrlehrer, immer noch mich mit meiner Jacke als Vorbild nennen. 
Vom Schnitt und von der Machart her habe ich den Eindruck, die Jacke ist eher für Leute mit Roller gedacht, oder zumindest für solche, die hauptsächlich sich in der Stadt bewegen. Sie hat keine besonders großen Taschen, selbst ein Portemonnaie unterzubringen wird etwas pfriemelig. Wenn man mit ihr fährt, dann braucht man immer noch eine Unterbringungsmöglichkeit für den ganzen Kleinkram, den man halt dabeihaben muss. 
Die Hose ist sehr bequem und macht einen guten Eindruck. Auch wenn ich hier ebenfalls im Geiste Rollerfahrer am Werke sehe. Der Name mit "Tour" deutet allerdings auf eine anders gedachte Verwendung hin. Sie wird etwas durch ihr fehlendes Futter in ihrer Universalität gebremst. Gäbe es das noch dazu, die passende Jacke zum kompletten Anzug wäre mir fast sicher.
Mit dem Helm habe ich mich gut angefreundet, er lässt Luft herein, wenn er soll und er verschließt auch gut, wenn man nicht so viel (kalte) Frischluft haben möchte. Als etwas nachteilig sehe ich es allerdings, daß das Kinn recht dicht am Vorderteil sitzt und ich manchmal den Vorderteil mit dem Kinn berühren kann. Er ist recht leise, wenngleich lauter als ein Schuberth. Ohrenstöpsel sind ein Muss.
Vom Coolnessfaktor her betrachtet zieht meine ganze Erstausstattung keinen toten Hering vom Teller. Und den Sicherheitsfaktor? Den möchte ich lieber nicht erproben müssen. Es sind zwar gute Protektoren mitgeliefert und es gibt Sicherheitsnähte und besonders abriebfeste Fasern, aber letztlich bleibt es ein Textilanzug.

16 Kommentare:

  1. Erst nach geraumer Zeit weiß man, was wirklich einem selbst gut passt! Was ich damals aber ziemlich schnell gelernt habe: kaufst du zu billig, kaufst du doppelt! Als spare ich auf das was ich haben will und bin dann immer zufrieden. ;-)

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    1. Oh ja, da hast Du Recht! Ich habe auch versucht, lieber günstig als billig zu kaufen. Allerdings muss man auch erst ein Auge dafür entwickeln. Was taugt was und was ist von vorne herein Schund.

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  2. Seit vier Jahren fahre ich ja nun wieder Motorrad und musste mir in der Zeit drei neue Hosen und 4 neue Jacken kaufen, weil dauernd was nicht mehr gepasst hat. Aber war auch ganz gut, denn jetzt habe ich die Sachen gefunden, die gut für mich sind und mir auch gefallen. Es ist so geilo, wenn man das nehmen kann, was man möchte und nicht immer nur das, was passt.

    Deine Handschuhe finde ich megacool :-)

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    1. Oh, ein gutes hatte es wenigstens, so bist Du modisch immer Up to Date geblieben.
      Das glaube ich Dir von ganzem Herzen, daß es toll sein muss, einfach in den Laden zu gehen und etwas zu kaufen, das einem gefällt. Ich habe es da etwas schwerer als Du, meine Abmessungen sind nicht ohne weiteres zu korrigieren... :)
      Was ein Glück!

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    2. Oh, da habe ich ja noch gar nicht dran gedacht. Sorry ... *zerknirscht guck* ...

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    3. Das muss Dir nicht leid tun. Groß zu sein hat auch seine Vorteile. Beim Geocachen komme ich immer an die Caches ran, die irgendwo oben aufgehängt sind. :)
      Ich habe dabei noch das Glück, wenigstens groß und sonst "normal" gebaut zu sein. Da lässt sich wenigstens "irgendwas" noch finden.

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  3. Meine erste Ausstattung hat mir die Ente von Links zerstört. War die Hausmarke von Tante L. War zufrieden. Habe dann eine Nummer höher gegriffen, aber auch wieder von der Tante. Nun noch eine Rukka Hose und eine Vanucci Bikerjeans. Schuhe hab ich geschenkt bekommen (Stiefel Pharao und Sommerschuhe von Polo) Handschuhe bin ich mittlerweile bei HELD gelandet. Sommerhandschuhe aber wieder aus der Tantenfiliale. So stückle ich mir mein Zeug zusammen und nehme immer das, was mir am besten passt und meinem Zweck dient.

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    1. So mache ich das auch mittlerweile. Es muss nicht alles aus einem Haus stammen, es muss nur zusammenpassen. Also auch vom Reißverschlußsystem, zum Beispiel.

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  4. Eine tolle Idee! Sollte ich auch mal posten, denn meine Hose ist schon "richtig geil". Knielange Reißverschlüsse am Beim, das Rein und Raus ist total einfach und bequem.
    Und die Leuchtjacke kennt man von Svenjas Reisebericht, die habe ich immer noch...
    LG aussem Pott :-)

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    1. Diese Leuchtjacken scheinen so langsam wieder aus der Mode zu kommen. In den einschlägigen Katalogen habe ich jetzt keine mehr gesehen. Mir hat sie am Anfang ein Gefühl von zusätzlicher Sicherheit gegeben. Es gab aber auch lustige Begegnungen, wie in Kamenz zum Beispiel, wo die Frau besorgt auf mich zu gestürzt kam und fragte, ob das o.k. ginge, daß sie da jetzt so parke. Oder der Typ, der vor Tante L. in Mainz mich ansprach und fragte, ob ich schon mal schwarz gefahren sei. So blöd wie da, habe ich wohl selten jemand angesehen. Er meinte, ob ich auch schon mal schwarze Klamotten gehabt hätte...
      Liebe Grüße in den Pott!

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  5. Cooler Beitrag zu Bikerinnen & Bikers Sicherheitskleidung – hautnah erzählt ;-)
    Bin heute zum ersten Mal mit meiner neuen Mohawk Textil/Leder-Hose unterwegs gewesen – ein gutes Gefühl!

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    1. Eine "Mohawk" Hose habe ich mir im letzten Jahr auch zugelegt, allerdings die "Rockwell be cool". Bei der bin ich noch am "testen". Bislang bin ich zufrieden.

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    2. Ich fahre auch mit einer Mohawk Hose. So eine ähnliche, wie die von Svenja. Das war damals die einzige, die über meine Oberschenkel passt :(

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    3. Bei dieser "Rockwell" Hose hab ich auch lange gesucht. Die gibt es mittlerweile für Männer und Frauen (zuerst nur für Männer, gelandet bin ich schließlich bei einer Männerhose. Alles andere hat entweder vorne, oder unten, oder an den Beinen nicht gepasst.
      So eine Hose, wie Svenja sie fährt, habe ich auch anprobiert, da wollte mir komischerweise gar keine wirklich passen. Manchmal wundere ich mich schon, warum sie den Aufwand mit den Größenschildchen treiben...

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  6. Die Handschuh Rallye fahre ich im Sommer auch und total begeistert davon. Ich glaube, ich greife das Thema bei mir auch demnächst mal auf ...

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    1. Die sind wirklich praktisch, schön luftdurchlässig und das Leder macht einen guten Eindruck. Dabei wirken sie auch noch recht stabil.

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